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Lupus - Ankunft der Woelfe

Lupus - Ankunft der Woelfe

Titel: Lupus - Ankunft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Twin , Sue Twin
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Mosaik auf. Eine Mischung aus Mensch und Schäferhund.«
    Sie drehte sich zum Rollwagen mit der Sektionswaage, den vielen Röhrchen für die Proben, Messbechern und Werkzeugen. Sie schob die Schutzbrille auf die Nase, griff zur Knochensäge und drückte den Schalter.
    »Zuerst die Schädeldecke.«
    Neben sich vernahm sie einen dumpfen Plumps. Der Kripomann war nun doch umgefallen.
    Jemand klopfte an die Tür. Sie blickte hoch und lächelte. »Du kommst gerade rechtzeitig. Deinem Kollegen ist die Obduktion auf den Magen geschlagen.«
    Cube legte einen Finger an den Mund und stieg lächelnd über den am Boden liegenden Mann. Er zupfte Eva den Mundschutz herunter, schob sanft eine Hand in ihren Nacken und zog sie näher. Überrascht ließ sie ihn gewähren und spürte im nächsten Moment seine Lippen auf ihrem Mund.

45
    Freitag, später Abend
    W enn sie sich jetzt sputete, dann könnte sie vielleicht noch mit Cube telefonieren. Eva blickte auf die Uhr. 23 Uhr. So ein langer Arbeitstag! Steinmeier hatte sie mit allem alleine gelassen und ein Interview nach dem anderen gegeben.
    Schon von Weitem erblickte Eva die Jugendlichen, die in gebeugter Haltung um eine qualmende Mülltonne standen. Der Dezember war vor allem nasskalt, der Schnee blieb nicht liegen, und das Papier in den Mülleimern qualmte, anstatt zu brennen.
    »Hast du ein paar Zigaretten oder Münzen für uns?«, fragte ein dünner Junge mit schmutzigem Gesicht, den Eva auf höchstens fünfzehn schätzte.
    Sie griff in ihre Manteltasche und legte ihm einen Schein in die geöffnete Hand. Er hatte furchtbare Fingernägel. Schwarz waren sie und spitz wie Krallen. Erschrocken zuckte sie zusammen und hastete weiter.
    »Danke!«, rief der Junge.
    Hatte er bei den Nägeln nachgeholfen, oder war das der Beginn einer schleichenden Animalisierung , fragte sie sich erschrocken und bog in einen Fußweg ab.
    Wer ist noch alles betroffen? Weilt das Grauen längst unter uns?
    Der Wind blies Blätter und Müll über den Bürgersteig. Sie sah sich um. Niemand war mehr zu sehen. Nicht einmal jemand, der seinen Hund Gassi führte. Im Gegenteil, die Panikwelle war inzwischen voll angerollt. Die Menschen verzogen sich in ihre Häuser oder rannten zum Arzt. Ja, sogar die Tierarztpraxen quollen seit dem Nachmittag über. Menschen wollten sich ihrer Tiere entledigen, ihre Hunde, Katzen, sogar Hamster und Wellensittiche einschläfern lassen. Aus Angst vor Viren. Dabei war nicht einmal sicher, ob ein Virus an den Genveränderungen beteiligt war.
    Mit klopfendem Herzen umrundete Eva einen umgeworfenen Papierkorb und blickte auf den ausgebreiteten Müll, dann weiter zum Gebüsch. Sie wich zurück. Ein erschlagener Hund. Mein Gott, dachte sie voller Entsetzen und hastete weiter in Richtung Parkplatz.
    Der Park wirkte plötzlich noch düsterer und heruntergekommener als sonst. An den Dreck, den Abfall und die zerkratzten Autos hatte sie sich bereits gewöhnt. Aber erschlagene Hunde?
    Ihre Nackenhaare stellten sich auf, während sie weiterhastete. So ein Mist, sie müsste an dem dunklen Stück Park vorbei. Ausgerechnet heute hatte jemand die letzte noch funktionierende Laterne zerschlagen. Heute Morgen hatte sie noch gebrannt.
    Wenigstens glitzerte am Ende des Weges die Lichterkette eines Tannenbaums, beruhigte sie ihre Nerven. Eva stutze. Nein, die Lichter flackerten.
    An. Aus. An. Aus!
    Aus!
    Hilfe, nein!
    In der Ferne heulte ein Hund. Suchend blickte Eva zum Himmel. Auch kein Mondlicht.
    Sie hetzte zu ihrem Auto und zog das Handy aus der Manteltasche. Den Finger hatte sie bereits auf dem Namen Cube.
    Sie musste mit ihm reden. Wenn ihr Verdacht stimmte, dann war sie einer Verschwörung auf der Spur. Jede Menge Ärzte schienen von den Veränderungen gewusst zu haben. Sie hatten jedoch geschwiegen, da sie die Ursachen nicht kannten. Und solange alle im Dunkeln tappten, dokumentierten sie lediglich in ihren Krankenakten die Befunde in einem Kauderwelsch, das die Patienten nicht verstanden und Nichteingeweihte ebenfalls nicht. Genschaden hieß es dann. Oder genetische Abweichungen. Gewebeveränderungen, Anomalien, molekularbiologische Reaktionen, Erbfehler, krankhafte Reaktionen des Immunsystems, Muskelerschöpfung … Die Krankheit hatte viele Namen und Gesichter.
    Sie drückte auf die Abheben-Taste ihres Handys.
    Der Schlag traf sie völlig unerwartet. Das Mobilgerät flog im weiten Bogen durch die Luft. Das Letzte, was sie hörte, war das Splittern von Plastik, als das Gehäuse auf etwas

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