Lupus - Ankunft der Woelfe
noch keiner Vermisstensuche nachgehen. Nicht bei einer erwachsenen Frau. Vielleicht hat sie bei ihrem Freund übernachtet und verschlafen.« Frantz steckte die Hände in die Hosentaschen. »Ich habe mit Schiller gesprochen. Er ist einverstanden, dass du dich bei den Kollegen der Vermissten umhörst und mit ihrem Vater redest. Wenn wir sie bis morgen nicht gefunden haben, fährt die Spurensicherung raus und stellt ihre Wohnung auf den Kopf.«
Cube dachte daran, dass seine DNA bereits in Evas Wohnung verteilt war. Das gäbe Gerede. »Ich mach mich auf den Weg. Danke.«
»Schiller hält große Stücke auf dich, sonst hätte er das bei Frieder nicht so schnell eingefädelt. Kyra ist noch länger krankgeschrieben. Die ungelösten Fälle türmen sich, und es gibt noch keine Spur von der Bestie. Wir brauchen jetzt jeden an diesem Fall!«
»Was sagt Frieder noch?«
»Das aktuelle Täterprofil lautet, wir suchen ein behaartes Monster mit fiesen Krallen an der rechten Hand. Im Vertrauen, Frieder mit seinem Täterprofil schafft mich. Wenn du mich fragst …«
»Denkst du, Eva Palmer lebt noch?«
»Ich glaube, wir haben ihre Leiche nur noch nicht …« Er zögerte und starrte ihn fragend an. »Cube, es gibt immer Hoffnung, solange wir …«
»Wo steht ihr Auto?«
»Die Daten müssten gleich auf der Digi-Wand erscheinen. Eine der Seitenstraßen.«
»Alles klar.«
Cube stürmte zur Wand. In nur wenigen Tagen war aus einem ersten roten Punkt, der den Leichenfund von Jolanda Rost, der Krankenschwester mit der Maus, kennzeichnete, ein blinkendes Lichtermeer geworden. Drei rote Punkte für die Toten und jede Menge grüne, gelbe und blaue Pünktchen und Linien und Textfelder, die Licht in den Fall bringen sollten und jetzt auf Cube einstrahlten wie Leuchtreklamen, die um Aufmerksamkeit rangen.
Er suchte die Charité und einen kleinen grünen Punkt in einer Seitenstraße mit einer Notiz: der Standort des parkenden Mini. Ein Haltepunkt im Lichtermeer. Eva …
Er prägte sich die Stelle ein. Fünf Minuten später raste er in Richtung Charité, fuhr am Haupteingang des Krankenhauskomplexes vorbei und die wenigen Straßen weiter zur Rechtsmedizin. Dann bog er in die Nebenstraße, in der ihr Auto parkte, nur ein paar Meter entfernt von einem Tannenbaum mit blinkender Lichterkette.
Zwei Streifenpolizisten marschierten die Straße entlang und blickten kurz in jedes Fahrzeug. Cube fand keine Parklücke und fuhr weiter zum Besucherparkplatz. Dort warf er Münzen in die Parkuhr, steckte den Zettel an die Scheibe und lief zur Straße zurück.
Der Geruch von frischem Blut stieg in seine Nase. Oh Gott, Eva , dachte er, rannte ein paar Schritte weiter und schaute ins Gebüsch.
Entsetzt wich er zurück. Über dem blutigen Gestank lag bereits Verwesungsgeruch. Ein erschlagener Hund lag vor ihm. Er blickte auf den zertrümmerten Schädel, aus dem Gehirnmasse hervorquoll, und schlug den Jackenärmel vors Gesicht.
Das arme Tier , dachte er voller Wut. Wo soll das nur hinführen?
Während er Evas Mini umrundete, versuchte er verzweifelt, den Geruch des toten Hundes aus seiner Nase zu bekommen. Der süßlich scharfe Gestank biss noch immer auf seinen Schleimhäuten. Er fasste in seine Jackentasche, nahm eine Kaffeebohne aus einer Tüte und aß sie, um seinen Geruchssinn zu neutralisieren. Dabei schaute er sich suchend um.
Dann schnupperte er erneut. Der süßlich talgige Geruch eines weiteren Hundes schlug ihm entgegen. Das Fell roch feucht. Der Hund konnte nicht weit sein. Vermutlich stromerte er auf der Wiese im Park herum. Seit Bella nicht mehr bei ihm war, meinte er, die Gerüche anderer Hunde noch intensiver wahrzunehmen als früher.
Während er Evas schwarzen Mini mit den silbernen Flügelaufklebern erneut umrundete und ihr blumiges Parfüm zwischen all den fremden Gerüchen suchte, zwängte sich ein weiterer, fremder Geruch in seine Nase. Nein, kein Geruch, es war Gestank. Ein erbärmlicher Gestank …
Und er wusste sofort, woher er ihn kannte. Es war derselbe Gestank, der nach dem Überfall an Evas Mantel gehaftet hatte. Die unverwechselbaren Ausdünstungen eines Tieres. Aber welches Tier? Himmel, wo war Eva? Was war mit ihr geschehen?
Cube suchte den Boden nach Spuren ab. Keine Schleifspuren. Doch im matschigen Laub unter einem Busch lag etwas. Er zog eine Asservatentüte aus der Jackentasche, steckte die Hand hinein, bückte sich nach dem Gegenstand und hob ihn vorsichtig auf. Das Herz wurde ihm schwer. Ja, es war Evas
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