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Lupus - Ankunft der Woelfe

Lupus - Ankunft der Woelfe

Titel: Lupus - Ankunft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Twin , Sue Twin
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»Muss ich Ihre Fragen eigentlich beantworten?«
    Cube lächelte. »Sie dürfen meine Fragen beantworten. Ansonsten würde ich Sie ins Präsidium vorladen.« Er blickte zu ihrem Computer. »Machen Sie doch bitte auch gleich einen Termin mit Professor Becker!«
    »Worüber möchten Sie mit ihm reden? Was soll ich ihm sagen?«
    »Ich möchte mit ihm über die Probanden im Enhancement-Projekt sprechen.«
    »Geht es genauer?«
    »Über den vermissten Medizinstudenten Timo Zweiter. Den haben Sie doch auf der Liste.«
    Sie schaute ihn verblüfft an. »Vermisst?«
    »Ja, er gilt als vermisst.«
    Die Sekretärin zog irritiert eine Augenbraue hoch. »Seit wann denn das? Ich habe doch noch heute Morgen mit ihm telefoniert. Er wollte Professor Becker sprechen. So wie Sie.«
    »Und was haben Sie ihm gesagt?«
    »Nun, Professor Becker ist den Tag über in London. Vor heute Abend ist er nicht zurück. Er hält einen Vortrag über die ungenutzten Fähigkeiten des menschlichen Gehirns.«
    Cube trat zur Seite. »Der ungenutzte Teil des Gehirns soll ja bekanntlich sehr groß sein.«
    »Das sagt der Herr Professor auch immer.«
    »Kommt er heute noch einmal in die Klinik?«
    »Nein, er hat keinen Termin mehr an diesem Wochenende.«
    Cube drehte sich um und ging langsam auf die Panoramafenster im Foyer zu. Dort zog er sein Smartphone hervor.
    »Ich bin es.«
    »Was ist los?«
    »Ole, ist es möglich, dass da eine Kleinigkeit in unserer Vermisstenliste nicht mehr auf dem aktuellsten Stand ist? Kann es sein, dass Timo Zweiter nicht mehr vermisst wird? Prüf das doch bitte mal nach! Die Sekretärin aus der BEA-Klinik behauptet, sie hätte heute Morgen mit ihm telefoniert.«
    »Einen Moment.«
    Das Klappern einer Computertastatur war zu hören. Dann meldete sich Baum wieder: »Du hast recht, der Vermisste hat sich heute früh auch bei uns telefonisch gemeldet. Ging in der Hektik um die vermisste Rechtsmedizinerin unter. Der Medizinstudent war im Urlaub in Las Vegas. Kann ich sonst noch etwas für dich tun?«
    »Ja, mach mir sofort einen Termin mit diesem Studenten. Ich will ihn unbedingt sprechen«, brummte Cube und unterbrach die Verbindung.

48
    10:00 Uhr
    E r dachte an die Höllenqualen, die er erlitten hatte, und blickte auf den braunen Lederhandschuh an seiner rechten Hand. Ja, er hatte die Nachrichten verfolgt. Aber die Kripo hatte keine Ahnung, wonach sie suchen sollte. Er wusste es besser. Sie suchten eine Bestie? Die wahre Bestie sah nicht einmal aus wie ein Biest. Und sie betete auch nicht den Mond an, dachte er und seufzte. Er müsste die lautlose Bestie erledigen, die keine Spuren hinterließ. Sonst täte es doch keiner, und sie käme womöglich ungeschoren davon.
    Eins, zwei, drei, weiß , heulte plötzlich ein Wolf in seinem Kopf, riss das Maul auf und zeigte spitze Zähne. Der Mann fasste sich erschrocken an die Schläfen und versuchte, sich zu konzentrieren. Doch die Stimme in seinem Kopf hämmerte wie das Schneetreiben vor dem Fenster weiter: Eins, zwei, drei. Weiß.
    Ein Zittern ging durch seinen Körper, als er wieder an die Schmerzen dachte. Die Medikamente hatten ihm alles zerstört. Seine Gegenwart. Seine Zukunft. Sein Leben.
    Der Mann lachte heiser. Ich weiß, wo die Bestie wohnt, und ich werde sie töten!
    Bestnoten hatte er an der Uni gehabt. Eine hoffnungsvolle Karriere hatte ihm bevorgestanden. Doch was nützte es ihm nun?
    Er würde den Schuldigen bestrafen, der ihm das angetan hatte. Zuerst würde er die Bestie erledigen und sich dann sein Leben zurückholen! Mit Geld war alles möglich.
    Der Mann trat näher ans Fenster und schaute dem munteren Schneetreiben draußen zu. Seine Gedanken fielen erneut in einen monotonen Trott, während er versuchte, eine einzelne Flocke in all dem Weiß auszumachen.
    Eins, zwei, drei … Viele Flocken. Weiß. Du. Du bist zuerst dran! Draußen fällt der Schnee. Viel Schnee. Eins, zwei, drei. Ich hasse die Farbe Weiß. Ich will das Weiße fallen sehen. Ich bin die Rache. Aus Weiß wird Rot.
    In dem Schneetreiben erschien plötzlich das Gesicht der Bestie. Der Mann lachte. Ich habe keine Angst vor dir. Ich bin dir entkommen, und nun bist du an der Reihe . Erneut zählte er. Eins, zwei … Das Weiße muss verschwinden.
    Er trat einen Schritt zurück, und die Grimasse im Schnee verschwand hinter dem weißen Vorhang, der vor dem Fenster tobte und schlagartig in Regen überging.
    Regen? Ich muss mit den Tabletten vorsichtig sein , dachte er. So ein kalter Entzug ist immer

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