Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lust auf Lust: Intime Geständnisse

Lust auf Lust: Intime Geständnisse

Titel: Lust auf Lust: Intime Geständnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renske de Greef , Matthias Müller
Vom Netzwerk:
Kämmerchen masturbieren müsste. Aber dann auch wirklich den ganzen Tag, ununterbrochen, immer wieder, eine Ladung nach der andern. Am besten ein Schwarzer, dann kriegen wir eine Welt voller Schokokinder. Vielleicht sollte man aber lieber gleich ein ganzes Schiff voller Masturbanten haben, um Krankheiten, Erbfehler und eine gewisse Monotonie (wie sieht es doch seinem Vater ähnlich!) zu vermeiden. Allerdings ärgerlich, dass wir unsere Babys einschläfern müssten, wenn es Jungs sind. Die kommen dann in den Fleischwolf und werden zu Katzenfutter verarbeitet. Damit wären wir schon beim ersten Minuspunkt meiner Frauengesellschaft, denn ich bin zwar knallhart und eiskalt, aber nur so lange, bis etwas passiert, das mir ans Herz geht.
    Sowieso müssten alle lesbisch werden. Das ist eine Grundvoraussetzung. Das hat viele Vorteile: Schön weich im Bett, einfühlsam, und man kann mit ihnen Sex and the City gucken. Frauen können dir die Haare flechten, die Beine enthaaren und trinken auch Latte macchiato. Sie haben ein ansteckendes Lachen, finden es super, »mal eben in den Laden da« reinzugehen, und heulen Rotz und Wasser bei Der König der Löwen . Ihr wisst schon, die Stelle, wo Papa stirbt und er so allein ist.
    Männergerüche werden mir schon fehlen. Der klamme Achselgeruch am Morgen. Man denkt zwar jetzt, dass man gut drauf verzichten kann, aber ihr werdet euch noch nach der penetranten, salzigen Schweißluft sehnen. Natürlich kommen dann Produkte auf den Markt, Deodorants und Parfüms, deren einziges Ziel es ist, stinkende Männerpheromone zu verbreiten. Ein paar Spritzer über deinen lesbischen Liebes- und Lebenspartner, und du kannst wieder wie früher deine Nase in eine stinkende Achselhöhle stecken.
    Vielleicht würde mir auch das Dominante und Herablassende der Männer fehlen, meine Opferrolle - verletztes Rehkitz versus gemeiner Löwe - das Grobe, Kühle, Gefühllose. Aber wir könnten ja vereinbaren, dass an bestimmten Wochentagen alle Frauen, deren Namen mit diesem oder jenem Buchstaben beginnt, sich den ganzen Tag lang arrogant und grob benehmen müssen. Also etwa so, dass sie sexistische Sachen rufen, anderen kräftig in den Hintern kneifen und sich abfällig über die Leistungen anderer auslassen.
    Mir würden auch bestimmte Körperteile fehlen. Aber wir könnten ja einen erneuerten Hengst Billy auf den Markt bringen. Einen, der einen Dildo auf dem Rücken hat. »Jetzt für jedes Schlafzimmer: Billy - reite ihn selbst.«
    Eine Frauengesellschaft würde dann allerdings bedeuten, dass es nur Frauen gäbe. Nur Frauen, überall Frauen, im Supermarkt: Frauen in der Schlange, bei den Regalen, bei der Kasse, Frauen, die die Regale füllen, Frauen im Anzug, kleine Mädchen, weibliche Säuglinge, Röcke, Beine, Brüste, Hintern. Und die können falsch sein, gemein, gehässig, zickig, spießig, dumm, schwach, unterwürfig, ängstlich. Und ich habe keine Lust, ihnen auch noch zu helfen. Die Welt wäre wie eine Party, auf der nur Frauen eingeladen sind. Das sind immer Scheißpartys.
    Wir wären so bemitleidenswert. Wenn ich mir vorstelle, wie ich im Bett liege und meine lesbische Liebes- und Lebenspartnerin betrachte, wie sie auf Billy reitet, nach Männerachselhöhle riecht, sich Schmirgelpapier übers Kinn reibt und sich eine CD mit einer schweren, keuchenden Männerstimme anhört, dann wird mir klar, was uns fehlt. Uns fehlt ein Mann. Sagt selbst, was hat es jetzt noch für einen Sinn, sich mit einer Freundin Sex and the City anzugucken, ohne Männer?
    Auch wenn meine Frauengesellschaft meinte, den Mann auf einen Rohling mit stinkender Achselhöhle und hartem Schwanz reduzieren zu können, sind Männer doch mehr als das. Sie sind unverzichtbar. Wir vermissen ihren zynischen Humor, ihr anerkennendes Nicken, ihr lautes Lachen, den Muskel in der Nähe ihrer Hüfte, die Schwulen, die großkotzigen Angeber, die athletischen Hochspringer, ihre ruhige und unaufgeregte Art. Wir können nicht ohne. Wir wollen was Kantiges, Haariges, Hartes. Wie Werthers Echte. Außen hart, innen weich. Oder andersrum. Es ist alles erlaubt.

Platonisch
    M ein bester Freund und ich haben uns auf der Grundschule kennengelernt. Ich war viel zu groß und schlaksig und trug ausgeleierte, selbstgestrickte Pullover von meiner Oma. Ich war still und hatte nur eine Freundin. Das Mädchen sang bei Kinder für Kinder, galt gemeinhin als die Klassenschönheit und war bei allen beliebt. Es war dann auch nicht so gut für ihr Image, ihre

Weitere Kostenlose Bücher