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Lust auf Lust: Intime Geständnisse

Lust auf Lust: Intime Geständnisse

Titel: Lust auf Lust: Intime Geständnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renske de Greef , Matthias Müller
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Boden übereinander herfallen. All dieses Fleisch. All diese Nacktheit. All diese Haut, die Hände, das Gegrabsche, Geküsse, Geschmatze, Gesauge, Gekneife. Ich habe schlechte Laune. Sehr schlechte Laune. Ich schlage etwas zu fest auf eine Hand, die bei mir kundschaften kommt. Ich winke verärgert ab, als jemand erstaunt zu mir hinsieht. Ich ziehe die Beine aufs Sofa hoch und schlage die Arme fest darum, damit sie nicht mehr an meine Füße und Unterschenkel kommen können.
    Ich stehe auf und gehe auf Zehenspitzen durch diese körperliche Gewalt hindurch. Ich kann nicht weg, ich muss hier heute übernachten. Ich suche den Boden ab. Zwischen allerhand achtlos weggeworfenen Kleidungsstücken finde ich endlich den heißbegehrten Artikel: meinen Slip. Das kleine Stück Stoff ist in diesem Moment so viel mehr als nur ein schwarzer Baumwollstring: Es ist der Unterschied zwischen mir und den anderen, zwischen zivilisiert und wild, zwischen angeekelt und geil. Hiermit distanziere ich mich von diesem Geschehen. Ich gehöre nicht dazu. Ich will nichts damit zu tun haben. Zufrieden gehe ich in die Küche, um etwas Wasser zu trinken, zwar immer noch schlecht gelaunt, aber auch froh über meine unmissverständliche, rebellische Tat, mein unmissverständliches Zeichen. Beinahe im selben Moment, in dem ich den Mund an den Hahn setze, um etwas Wasser - genau die richtige Flüssigkeit für mich: kühl, klar und ein bisschen ernüchternd - zu trinken, spüre ich zwei triumphierende Hände, die mir mit einer fröhlichen Bewegung den String vom Hintern ziehen. Ich ziehe ihn wieder hoch. Sie ziehen ihn wieder runter.
    Voller Widerwillen lasse ich mich auf den Boden ziehen, wo Menschen immer noch so tun, als ob die anderen einer besonderen Tiersorte angehören, die sorgfältig untersucht werden muss. Ich setze mich auf den Hintern, etwas von den anderen entfernt. Der Boden ist hart. Der Boden ist kalt. Einer Hand ist es gelungen, die Distanz zu überwinden und mir an die Brust zu fassen. Ich schaue drauf, als wäre es ein Geschwür, das einfach so in Rekordtempo aus meinem Körper herausgewachsen ist. Ich seufze laut und starre an die Wand. Weiß, mit ganz vielen kleinen Hubbeln drauf. Die Hand knetet ein bisschen herum. Als wäre es die Hand aus der Adam’s Family, so führt sie ihr Eigenleben auf meiner Brust. Wie ein Einsiedler im Gebirge. Ich seufze noch einmal und stoße sie weg.
    Ich stehe auf, höre auf mit den subtilen Verteidigungsmaßnahmen für meinen String und mache einfach, was ich will. Seufzend gehe ich in das andere Zimmer und mache die Tür hinter mir zu. Endlich. Ruhe. Stille. Kühle. Genau was ich will. Ich setze mich aufs Bett und zünde mir eine Zigarette an. Immer noch schlecht gelaunt, beginne ich zu rauchen. Ich bin allein, habe keinen Sex, und das ist gut so. Auf einmal geht die Tür auf, und ein idiotischer, jubelnder, trompetender Karnevalszug aus nackten Leibern kommt hereingehüpft. In null Komma nichts ist das ganze Zimmer voll mit sich aneinanderreibenden Körpern. Ich bin umzingelt von ziellosem Sextreiben. Von allen Seiten wird an mir gezogen und gezerrt. Aber ich habe keine Lust.
    Ich will gar keine Orgie. Ich weiß nicht genau warum, aber ich hatte schon lange keine so schlechte Laune mehr wie jetzt. Ich habe immer gedacht, dass dies das Höchste wäre, die Walhalla, das Paradies. Aber das stimmt nicht. Jetzt habe ich endlich meine Orgie, und es macht mir gar keinen Spaß, ich finde es dämlich, ich bin wahnsinnig schlecht gelaunt. Ich weiß nicht, was Ursache und was Folge ist: Bin ich schlecht gelaunt, weil mir die Orgie nicht gefällt, oder gefällt mir die Orgie nicht, weil ich schlecht gelaunt bin? Ich habe keine Ahnung. Aber es ist wie es ist. Ich schiebe und ziehe so lange an nacktem Fleisch, bis ein schmaler Streifen auf dem Bett frei wird. Da schlüpfe ich unter die Decke und sorge dafür, dass sie meinen Körper hermetisch abriegelt. Da kommt keine Hand mehr rein. Dann mache ich die Augen zu. Renske will gar keine Orgie, murmele ich noch leise.

Erwischt
    I ch bin ungefähr dreizehn. Ich stehe unter der Dusche. Vorsichtig nehme ich den Duschkopf aus der Halterung und setze mich auf den Boden. Die kalten Kacheln in der Dusche drücken gegen meinen Rücken. Ich lasse das warme Wasser ein bisschen an mir herunterlaufen, so dass auch die kalten Kacheln, auf denen ich sitze, wärmer werden. Dann halte ich mir den Duschkopf zwischen die Beine und schließe die Augen.
    Plötzlich höre ich von ganz

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