Lust auf Lust: Intime Geständnisse
Bäcker ansehe oder dass er auf Victoria Beckham steht. Dann würden wir nämlich über den andern urteilen, wären wir nicht immer gemeinsam gegen den Rest der Welt, sondern zusammen gegeneinander. Dann würde er verrückt werden von meinem Gemeckere und ich von seiner Gleichgültigkeit. Dann könnten wir uns trennen. Schluss machen. Einander nie mehr sehen. Aber dann hätten wir auch unser letztes Rettungsmittel nicht mehr. Unsere letzte Illusion, die von »später, wenn wir endlich zusammenkommen«. Das dürfen wir nicht verspielen. Das dürfen wir nicht gebrauchen beziehungsweise schon ver brauchen. Dieses Versprechen auf später, das wir eigentlich nie einlösen wollen und deshalb absichtlich so unbestimmt lassen.
Lecken
W ild küssend lassen wir uns auf dem Sofa nach hinten fallen. Ich ziehe schnell meine Sachen aus, bis auf meinen Slip, und erschrecke kurz über das reißende Geräusch, das mein Pulli macht. Wir machen mit Küssen weiter. Dann halten wir kurz inne und gucken einander an, hören unseren keuchenden Atem. Ich schiebe meinen Kopf in seinen Nacken. Mit der Stirn lehne ich mich gegen seine Schulter und kralle die Hände fest in seine Haare. Er küsst meinen Hals, erst wild, dann zärtlich. Ich beiße zärtlich zurück und schließe die Augen. Dann schweift sein Kopf ab, mit zarten Küssen zieht er eine Spur über meinen Körper, über meinen Hals und meine Brüste, dann zu meinem Bauch. Ich habe inzwischen die Augen wieder geöffnet und verfolge aufmerksam, wo es hingeht.
Ich fange an, etwas zu vermuten, und spüre, wie meine Erregung nachlässt.
Ich frage mich, wann ich es sagen soll. Ob ich es überhaupt sagen soll, denn mit einem Satz die Stimmung vermiesen, das mache ich nicht gerne. Aber als er anfängt, mit den Zähnen an meinem Slip zu zerren, halte ich die Zeit für reif. »Liebling … was machst du da?«
Er blickt hoch. »Hmm. Wonach, dachtest du, sieht’s denn aus? Dass ich eine Vorlesung über die Ernährungsgewohnheiten der Meeresschildkröten halten will? Oder dass ich mich auf eine Nierenoperation vorbereite? Ich hatte vor, den hinderlichen Stoff zu entfernen.«
Ich gebe zu, dass das angesichts der vorhersagbaren Ereignisse, die da folgen werden, in der Tat etwas praktischer ist. Mit der wenig vorteilhaften Hintern-hoch-Stellung mache ich es ihm etwas leichter. Mit dem Kopf immer noch an der Stelle, wo eben noch eine Stoffhülle war, küsst er jetzt meine Hüfte und die Innenseite meiner Oberschenkel. Ich beschließe, dass ich jetzt doch deutlicher werden muss. »Äh … Schatz? Das mag ich nicht so.«
Wieder ein unmissverständlicher, kühler Eingriff in der erst so heißblütigen Situation. »Was? Küssen?«
Manche Leute machen es einem wirklich schwer. Sämtliche subtilen Andeutungen und kleinen Hinweise ignorieren sie so lange, bis sie einen zwingen, grob zu werden. Es war also nicht meine Schuld, wenn es jetzt ein bisschen hart klang. »Nein, Lecken.«
Wo meine Stimme eigentlich sanft und verblümt hätte sein müssen, kommt das Wort etwas zu scharf und pornomäßig an. Ich will solche Worte eigentlich auch nicht in den Mund nehmen, aber, wie schon gesagt, ich wurde dazu gezwungen. Der Typ guckt tatsächlich so, als hätte ihn irgendwas Schmutziges am Kopf getroffen, und richtet sich etwas auf. Mit meinen leicht gespreizten und hochgezogenen Beinen, und mittlerweile auch auf die Ellbogen gestützt, habe ich beängstigende Assoziationen von Geburt und Gebären. Der Junge guckt mich verblüfft und fragend an. »Was? Warum denn nicht?«
Ich seufze etwas schwer und leicht gereizt, nicht wegen der Frage, sondern wegen der Vorstellung, geleckt zu werden. »Es ist immer so weich und klebrig und kribblig und nass. Ich werde davon immer entweder albern oder mir wird ein bisschen schlecht. Diese ganze Fummelei. Als würdest du mich massieren wollen und wärst die ganze Zeit nur mit meinem kleinen Zeh beschäftigt. Ich komme auch eigentlich nie von diesem Lassie-Gelecke.« Inzwischen ist da dieser gewisse Siegerblick in seine Augen getreten. »Weißt du, was mit dir los ist? Du bist einfach noch nie richtig gut geleckt worden.«
Aha. Jetzt ist es raus. Das hätte ich mir ja gleich denken können. Ich schließe leicht verärgert die Augen und frage mich, was das bloß ist. Wieso denken Jungs immer, dass sie Meister im Lecken sind? Ich kenne Horden von Jungs, die sich ›Leckkönig‹ oder ›Leckmeister‹ nennen oder sich mit »ich bin ein richtiger Lecker« vorstellen. Das sind
Weitere Kostenlose Bücher