Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)
Etwas Warmes, Feuchtes tröpfelte auf seine Hand.
» Das bist nicht du .«
Die Stimme – Talahs Stimme – warf ihr Echo durch die Zelle. Nasir riss den Kopf hoch, suchte nach ihr. Doch genau wie zuvor in der Arena war sie nicht da.
Die Frau zerrte an seinem Arm, dieses Mal mit weniger Kraft, es war nur noch ein Überrest des Widerstands, den sie zuvor gezeigt hatte. »B-bitte«, stöhnte sie wieder. »Er ist nicht mein Liebhaber.«
» Das bist nicht du, Nasir .«
Er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Frau, presste sie gewaltsam gegen die Wand. Dann fiel sein Blick auf seine Hand, die ihre Kehle umklammerte, bereit, den letzten Funken Leben aus ihr herauszuquetschen.
Seine Haut wurde heiß, die Luft in seinen Lungen fühlte sich bleischwer an. Was zur Hölle tat er da? Das war nicht er, sondern der Killer, den die Hochgeborenen in der Arena erschaffen hatten. Das war die Reaktion, die ein Ghul zeigen würde.
Nasir ließ von ihr ab und trat so hastig zurück, als hätte ihm jemand einen unerwarteten Schlag versetzt. Ihm war schwindlig. Die Zelle schien zu kippen. Von einer Welle der Übelkeit übermannt, taumelte er zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Mauer prallte, dann sackte er zu Boden und ließ die Stirn in die Hände sinken.
Talahs Stimme echote durch seinen Kopf, leiser diesmal, aber noch immer deutlich vernehmbar. Nasir bemühte sich, ihr Gesicht heraufzubeschwören, doch es gelang ihm nicht. Seine Erinnerung an sie verblasste zunehmend. Obwohl er versuchte, sie bei sich zu behalten, ahnte er, dass er einen aussichtslosen Kampf führte. Und vielleicht würde er, wenn sie schließlich ganz verschwunden war, damit das Ringen um seine geistige Gesundheit verlieren und zu dem Monster werden, als das die Ghule ihn sehen wollten – das fürchtete er mehr als alles andere.
Stoff raschelte; hastige Atemzüge drifteten durch die Zelle. »Bitte«, flehte die Frau wieder. »Bitte, tu mir nichts.«
Zutiefst aufgewühlt hob Nasir den Kopf und spähte zu ihr hinüber. Er konnte trotz der Dunkelheit alles erkennen, hatte Monate damit verbracht, es sich anzutrainieren. Doch die Frau sah vermutlich keinen halben Meter weit.
Sie war zu Boden geglitten und hockte nun mit angezogenen Knien, die zitternden Arme fest darum geschlungen, vor der gegenüberliegenden Wand. Das verstrubbelte Haar umrahmte ihr Gesicht. Und ihre Augen … Nasir konnte nicht umhin, sie zu bemerken. Sie waren so stark geweitet, dass das Weiße sichtbar war, und es spiegelte sich ein Entsetzen darin, von dem er wusste, dass sie es dieses Mal nicht vortäuschte.
Er hatte keine Ahnung, wer sie war oder was zum Henker sie hier verloren hatte, und er wollte es auch gar nicht wissen. Sie war ein Ghul, das war das Einzige, was für ihn zählte.
Nasir stemmte sich hoch, dann zog er sich in seine pechfinstere Ecke zurück. »Wenn du exakt dort bleibst, wo du bist, Ghul, und dich nicht bewegst, lasse ich dich die Nacht vielleicht überleben.«
Lautes metallisches Scheppern riss Kavin aus unruhigem Dämmerschlaf.
Hektisch rappelte sie sich auf die Füße und hob eine Hand, um sich vor dem grellen Licht zu schützen, das vom Korridor in die modrige Zelle fiel.
Freiheit. Sie blinzelte in die Helligkeit. O Allah, endlich . Sie waren gekommen, um sie aus diesem Verlies zu holen.
Ohne sich darum zu kümmern, wer sie dort draußen erwartete, stürzte sie durch die offene Tür der gesegneten Frischluft entgegen. Der Sicherheit. Ein Schluchzen stieg in ihrer Kehle hoch, während das Licht ihre Augen blendete. Starke Arme legten sich um sie. Dann ertönte über ihr eine sanfte Stimme. Eine, die sie vom Vortag wiedererkannte.
»Ganz ruhig, jarriah . Es ist alles gut.«
Malik. Er hatte sie in diesen Kerker gebracht, aber das war ihr jetzt egal. Er war kräftig, und er war warm. Er war eine tröstliche Präsenz an ihrer Wange, und das in einem Ausmaß, das sie weder erwartet hatte noch erforschen wollte.
Kavin schloss die Augen, als ein Ansturm heißer Tränen gegen ihre Lider drängte. Die Tür fiel mit einem Knall, laut wie ein Donnerschlag, hinter ihnen ins Schloss. Ihr Herz raste vor Erleichterung und Freude. Sie hatte überlebt. Das Hochgefühl trug sie wie auf Schwingen, sodass sie sich weder um die Wachen kümmerte, die sie lüstern anstierten, noch darum, dass Zayd über kurz oder lang von ihrem Nervenzusammenbruch erfahren würde.
Das Einzige, was zählte, war, dass sie lebte .
Hände hielten ihre Oberarme fest. Malik schob sie ein
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