Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)
gefangen gehalten wurden, sondern Dschinn aller Stämme, aller Rassen, aus allen Teilen ihrer Welt. Und dass es Zeit wurde, dem Schrecken ein Ende zu bereiten.
Kavin lehnte sich an seine Seite. »Was, wenn sie uns nicht einlassen?«
Er schaute über ihren Kopf zu Hana und entdeckte in ihrem Gesicht dieselbe Sorge, die in Kavins Stimme mitgeklungen hatte. Beide waren Ghule und sollten nun eine Stadt betreten, von der sie fürchteten, dass man sie dort auf den ersten Blick hassen würde. Aber Nasir wusste es besser.
Er drückte sie fester an sich. »Du hast ihren Prinz nach Hause gebracht. Ich denke nicht, dass es sie kümmern wird, ob du ein Ghul, ein Shaitan oder sogar ein Mensch bist.«
Als sie, ihr Gesicht von der warmen Sonne geküsst, zu ihm hochsah, erinnerte er sich an die Angst, die er empfunden hatte, als sie aus der Arena geflohen waren. Sich aus den Katakomben zu stehlen, war einfacher gewesen als erwartet. Doch sobald sie draußen waren, hatte ihn die Angst umgetrieben, dass man sie erkennen könne. Dass er Kavin, mit der Freiheit schon vor Augen, doch noch verlieren würde. Aber Hana hatte von einem Geheimtunnel gewusst, der unter der Stadtmauer hindurchlief, und da die Wachen durch die Revolte abgelenkt waren, hatten sie mühelos entkommen können.
Es hatte sie drei Tage gekostet, Gannah zu erreichen. Obwohl Nasir seine magischen Kräfte außerhalb der Stadtmauern von Jahannam zurückerlangt hatte und er sie nach Hause hätte teleportieren können, waren Kavin und Hana so jung in Gefangenschaft geraten, dass sie ihre Gabe erst noch entwickeln mussten. Aber dafür wollte er schon sorgen.
»Du klingst so überzeugt.«
»Ich kenne mein Volk, rouhi . Du bist frei. Niemand wird dir hier etwas zuleide tun.«
Leiser Zweifel schimmerte in Kavins Augen, als sie über den Opal an seinem Hals strich. »Freiheit bedeutet mir nichts, wenn du nicht bei mir bist, um sie mit mir zu teilen. Was ist mit der Kette?«
Nasir hatte sich das selbst schon mehr als einmal gefragt. Wo immer die Zauberin jetzt stecken mochte, sie konnte ihn jeden Moment zurückrufen. Er wusste nicht, ob seine Brüder am Leben oder tot waren, ob Zoraida sie benutzte und bei Nasir nur auf den rechten Augenblick wartete. Aber er hatte die Nase voll davon, nach der Pfeife anderer zu tanzen.
Er drehte Kavin zu sich herum, legte beide Arme um sie und badete in der Wärme ihres Körpers, der Samtigkeit ihrer Haut, ihrer Liebe, die ihm in Erinnerung gerufen hatte, wer er wirklich war – wer er sein wollte . »Darüber machen wir uns Gedanken, wenn es so weit ist.«
»Aber –«
Er tippte mit dem Finger an ihre Lippen. »Sie hat seit Monaten keinen Kontakt zu mir aufgenommen. Ich weiß nicht, was mit ihr passiert ist, aber ich werde mein Leben nicht damit verbringen, mich zu sorgen. Ich will es mit dir verbringen, solange es auch währen mag. Nichts im Leben ist gewiss, Kavin. Gewiss ist nur, dass ich dich liebe. Im Moment zählt nur das und wie wir es bewerkstelligen wollen, das Leid in Jahannam zu beenden.«
Ihr Blick wurde weich, als ihre Lippen sich zu einem Kuss vereinigten, sie die Arme um seinen Hals schlang und ihn so fest an sich drückte, dass er sie überall an seinem Körper fühlte. Er wusste, dass der Kampf gegen Zoraida noch nicht ausgestanden war, aber deswegen würde er sich jetzt keine grauen Haare wachsen lassen.
Er war zurück. Ausgerechnet bei einer Ghul-Frau hatte er sein Herz, seine Seele und seinen Lebenswillen wiedergefunden. Sie war das erstaunlichste, schönste, zärtlichste Geschöpf, das Nasir je begegnet war. Er verdankte ihr sein Leben. Und er würde nicht eine Sekunde der Zeit vergeuden, die ihm dank ihr geschenkt worden war.
»Komm, rouhi .« Nasir lächelte sie mit der gleichen Liebe an, die sie ihm hatte zuteilwerden lassen, sogar, als er es nicht verdiente. »Ich will dich meinen Eltern vorstellen.«
Als er von der Klippe zurücktrat, klammerte sie sich an seiner Hand fest, presste die andere auf ihren Bauch und warf ihm einen nervösen Blick zu. Ein Blick, der so sexy war, dass er ihn am liebsten von ihrem Gesicht geküsst hätte. »Dem König und der Königin?« Bestürzt guckte Kavin an sich runter. Sie trug noch immer das zerfetzte, lavendelfarbene Kleid.
Leise lachend, wedelte Nasir mit der Hand und murmelte magische Worte in seiner Sprache. Plötzlich verwandelte sich das Kleid in ein schlichtes, aber dennoch elegantes, hellblaues Gewand, das ihr bis zu den Waden reichte und ihre schlanken Arme
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