Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)
angehaltenem Atem zog Kavin die Beine an und sah zu. Wartete. Betete.
Zayd holte mit dem rechten Arm aus, dann mit dem linken. Kavin keuchte erschrocken, als Nasir nur mit knapper Not seiner Enthauptung entging, indem er sein eigenes Schwert nach oben schnellen ließ und Zayds in der Abwärtsbewegung abblockte.
Die Arm- und Beinmuskeln wie Bogensehnen angespannt, stemmte er sich mit aller Kraft gegen Zayd. Der Ghul war so groß wie Nasir und ebenso stark. Zudem hatte er magische Fähigkeiten auf seiner Seite. Kalte Furcht verkrampfte Kavin den Magen, während die beiden um die Oberhand rangen. Als sie schon überzeugt war, dass Zayd gewinnen würde, riss Nasir den Fuß hoch, trat dem Hochgeborenen mit aller Kraft in den Unterleib und brachte ihn mehrere Schritte auf Abstand.
Zayd kämpfte um sein Gleichgewicht, doch er glitt am Rand des Badebeckens aus und stürzte mit einem lauten Platschen ins Wasser. Das Schwert flog ihm aus der Hand und prallte klirrend gegen die Steinmauer.
Im Bruchteil einer Sekunde watete Nasir, nach allen Seiten Wasser aufspritzend, durch das Becken, packte den Ghul am Schlafittchen und rammte ihm das Heft seines Schwerts in die Visage.
Sein Kopf schnellte zur Seite; Blut rann aus seinem Mund. Nasirs Augen blitzten vor Rachedurst, während er wieder und wieder den Griff seines Schwerts in Zayds Gesicht drosch.
Mit heftig hämmerndem Herzen stemmte sich Kavin auf die Beine. So hatte sie Nasir noch nie erlebt. Er war nicht nur außer sich vor Zorn, sondern der Bringer des Todes in all seinen grauenvollen Varianten.
Doch . Ihr stockte der Atem, als sie sich zurückerinnerte. Sie hatte ihn schon so erlebt. Ein einziges Mal. In der Arena. Bei seinem letzten Kampf, bevor Zayd sie in seine Zelle gebracht hatte, damit er sie schändete. Entsetzt hatte sie beobachtet, wie er den Shaitan abgeschlachtet hatte, als wäre er ein Stück Vieh.
» Du hattest recht damit, dass ich es verabscheue zu töten. Es ist das, was ich hier am meisten hasse. Doch für dich will ich es tun. Für dich würde ich alles tun .«
»Hör auf!« Kavin machte einen Schritt auf ihn zu. »Nasir, hör auf damit!«
Sein Arm hielt in der Bewegung inne, er drehte sich zu ihr um. Zayds Blut besprenkelte sein Gesicht und seine nackte Brust; seine Züge waren vor Wut verzerrt. Kavin wollte diese Wut nicht an ihm sehen, nicht die Ursache für sie sein.
»Bitte, hör auf«, sagte sie leise. Sie ging zu ihm, erfüllt von Sehnsucht nach dem Marid, in den sie sich verliebt hatte, nicht nach diesem Killer, dieser Bestie, die er gar nicht sein wollte. »Lass ab von ihm.«
Nasirs Augen waren so schwarz, wie Kavin sie nie zuvor gesehen hatte, und ein Anflug von Panik durchzuckte sie, als sie die Hand ausstreckte und seinen Arm berührte, denn er ähnelte so sehr dem Ungeheuer, das sie bei ihrer ersten Begegnung in seiner Zelle vorgefunden hatte. Aber sie hatten so viele Hürden genommen; Kavin hatte so viel gelernt. Tief in ihrem Herzen glaubte sie fest daran, dass er ihr niemals wehtun würde.
»Bitte«, flüsterte sie. »Bitte, lass einfach von ihm ab. Er kann uns nichts mehr anhaben. Er ist ein Nichts.«
Nasir musterte ihre Hand auf seinem Arm, schien in einem Nebel der Raserei gefangen zu sein, während er, als würde er sie nicht erkennen, langsam den Blick zu ihren Augen hob und ihn dann auf Zayds blutüberströmtes, zerschlagenes Gesicht schwenkte.
Kavin wartete mit angehaltenem Atem. Wenn Nasir ihn auf diese Weise tötete, würde er damit vielleicht eine Grenze überschreiten, von der es kein Zurück mehr gab. Kavin musste wissen, dass der Dschinn, in den sie sich verliebt hatte, tatsächlich irgendwo in ihm existierte. Dass er sich selbst unter Kontrolle bringen konnte, wenn es nötig war.
Dann ließ Nasir Zayds Hemdbrust los. Der Ghul klatschte so wuchtig ins Wasser, dass ein Tropfenregen auf den Steinplatten niederging. Das Schwert fiel ihm aus der Hand und landete klirrend auf dem Boden. Dann umfingen sie Nasirs Arme, er drückte sie an sich und vergrub das Gesicht in der Kuhle zwischen ihrem Hals und ihrer Schulter. Kavin fühlte seinen warmen Atem über ihre Haut streichen.
» Rouhi …«
Unendliche Erleichterung pulsierte durch ihren Körper, sie baute sich zu einer Sturzwelle der Emotionen auf, die sich in ihrem Herzen brach. Kavin schlang die Arme um seinen Hals und hielt ihn ganz fest. Mit geschlossenen Augen tat sie nichts weiter als zu atmen.
Nasir hatte es geschafft. Er hatte sie gerettet. Und sich
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