Lust de LYX - Nur eine Nacht mit dir (German Edition)
weiter weg. »Ich war nur
in Gedanken
«, wiederholte sie. »Ich habe einen Auftrag in Alaska in Aussicht, einen in Japan, die Hochzeit in zwei Wochen, und gleichzeitig versuche ich, ein Auge auf meinen Vater zu haben. Er benimmt sich immer noch nicht wie er selbst, und ich mache mir Sorgen. Mir gehen eine Million Dinge im Kopf herum, okay?«
Wenn sie dachte, dass Logan es dabei belassen würde, dann kannte sie ihn offensichtlich nicht besonders gut, befand er. Eine Million Dinge im Kopf würden sie nicht so aussehen lassen, nicht, wenn sie dabei glücklich war. Sie hatte vorher schon unglücklich ausgesehen, aber als er die Hochzeit erwähnt hatte, war ihr Blick noch düsterer geworden, und ihr Mund hatte sich zu einer dünnen Linie zusammengepresst. Sie sah erschöpft und blass aus, sodass er sich fragte, ob Bo vielleicht ebenso viele Zweifel in Bezug auf die bevorstehende Hochzeit hatte wie er.
»Und, bist du nervös?«
Daraufhin wurden ihre hübschen Augen schmal, und sie antwortete in sarkastischem Tonfall: »Meine Güte, ich bin bald eine Braut. Was denkst
du
denn, Sherlock?«
Logan zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich finde, du siehst irgendwie unglücklich aus. So als würdest du dich nicht wirklich darauf freuen, dieses weiße Kleid zu tragen.«
Daraufhin runzelte sie finster die Stirn und zog an Hazes Zügeln, um mehr Distanz zwischen sich und ihn zu bringen. »Was weißt du schon?«
Er starrte sie einen langen Moment schweigend an, bevor er endlich antwortete. »Ich kenne dich. Und du siehst nicht glücklich aus. Ganz sicher, dass du heiraten willst, Bo?« Er kam wieder näher, und bevor sie sich wieder wegbewegen konnte, streckte er die Hand aus und nahm ihre Zügel.
Sie warf ihm einen kühlen und abweisenden Blick zu. »Ich
werde
heiraten. Wann habe ich je etwas gemacht, das ich nicht wirklich wollte?«
Na gut, in dem Punkt hatte sie recht, und Logan würdigte es mit einem Grinsen. »Sag mir nur eins. Bist du glücklich?«
Bo blinzelte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Ihre Stimme klang etwas brüchig, als sie wiederholte: »Glücklich?«
»Ja. Du kennst die Bedeutung des Wortes, oder? Bist du glücklich?«
Ihre Lippen verzogen sich zu einem kühlen, selbstsicheren Lächeln. Ihre Stimme klang felsenfest, und sie zuckte mit keiner Wimper, als sie antwortete: »Ja, ich bin glücklich.« Und wenn er ihr nicht dabei in die Augen gesehen hätte, dann hätte er ihr das glatt abnehmen können.
Aber diese Augen? Die sagten ihm, dass es eine Lüge war.
Später in der Nacht saß Logan in seinem Büro und hielt sich an einem halb leeren Glas Whiskey fest. Das Feuer auf der anderen Seite im Zimmer war heruntergebrannt und bestand nur noch aus roter Glut.
Anfangs war die Flasche auf seinem Schreibtisch noch halb voll gewesen. Jetzt konnte auch der größte Optimist sie nur noch als leer bezeichnen, und er befand sich irgendwo an der Grenze zwischen wirklich betrunken und total fertig. Der Whiskey war alle, aber es tat immer noch weh. Und selbst wenn er noch eine ganze Flasche niedermachte, würde das trotzdem gar nichts an seinem Schmerz ändern.
Bo würde heiraten. In zwei Wochen. Jemanden, den Logan als einen seiner besten Freunde betrachtete. Es würde ihn umbringen, das war ihm klar. Ihn, und sie auch.
Seine eigenen Eltern waren in einer lieblosen Ehe gefangen gewesen. Bos Mutter war jung gestorben, und ihr Vater hatte nie eine andere Frau genug geliebt, um noch einmal zu heiraten. Bo verstand nicht, was für eine Hölle es war, mit jemandem verheiratet zu sein, zu dem man nicht gehörte. Aber was zum Teufel konnte er dagegen tun?
Die Hochzeit aufhalten. Alles klar. »Könnt’ ich«, lallte er vor sich hin. Seine Stimme klang so verdammt undeutlich, dass ihn niemand verstanden hätte. Aber da er sowieso nur mit sich selbst redete, spielte es keine Rolle.
»Die Hochzeit aufhalten«, murmelte er und schnaubte dann. »Wie mach’ ich das?«
Eine irrwitzige Idee, zweifellos das Ergebnis seines betrunkenen Zustandes, schoss ihm durch den Kopf. Wenn er sie entführte, konnte sie nicht heiraten.
Oder? Man kann nicht heiraten, wenn man zur Hochzeit nicht auftaucht. Er blinzelte kurz und versuchte, durch den Alkoholnebel hindurch zu denken. Doch, das ergab Sinn.
Vielleicht hasste sie ihn dann. »Sie gehört nicht zu ihm«, konstatierte er mit der vollendeten Überzeugung eines Menschen, der entweder stockbesoffen oder liebestrunken war. Logan war beides, und das wusste er auch.
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