Lustig, lustig, tralalalala
einprägen: «Wir lassen das stehen!» Legt doch bitte mal einen Moment das Buch zur Seite, stellt euch Eierkocher, Waffeleisen und Schnellkochtopf vor und wiederholt zehnmal hintereinander: «Wir lassen euch stehen!» Wenn ihr also in einen Laden geht und eine Fritteuse seht, selbst wenn es eine Hightech-Fritteuse mit Einspritzregulierung, automatischer Temperaturanzeige und Überhitzungsalarm ist: «WIR LASSEN DICH STEHEN!» Ehrlich, selbst dann, wenn es eine Louis-Vuitton-Fritteuse mit einem Frittierkörbchen von Gucci ist: «Wir lassen dich stehen!»
Ich habe eine empirische Studie durchgeführt. Das bedeutet, ich bin quer durch unser Land gefahren und habe Frauen wieder und wieder befragt, welches denn das schlimmste Geschenk war, das sie jemals bekommen hätten. Ihr könnt es euch nicht annähernd vorstellen, was da für grausame Wahrheiten ans Licht kamen. Um hier nur einige zu nennen, erzähle ich euch gerne von Wasch-, Topf- und Spüllappen, aber auch von einem Buch mit dem Titel «Heilmittel Urin». Man glaubt es nicht, aber eine Frau hat von ihrem Mann eine Waage geschenkt bekommen! Eine andere erzählte mir von ihren neuen Fahrradschutzblechen, die zu Weihnachten unter dem Baum lagen. Aber auch ein Klo wurde mal verschenkt, und in Hagen lebt eine arme Seele, die von ihrem Freund zum Geburtstag ein Reinigungsmittel für Cabrios geschenkt bekommen hatte! Ein Reinigungsmittel für Cabrios! Das muss man sich mal vorstellen!Im Gespräch mit dieser traurigen Kreatur stellte sich dann auch noch heraus, dass diese Frau noch nicht einmal ein Cabrio besaß!!! Sie fährt einen Toyota Corolla. Da ihr Freund aber meint, dass dessen Faltdach doch sehr groß sei, schenkte er ihr ein Reinigungsmittel für Cabrios …
Wahnsinn! Ich kenne sogar eine Frau, die von ihrem Mann einen Satz Felgen zu Weihnachten unter den Baum gelegt bekam! Einen Satz Felgen! Ich drehe durch! Wenn da wenigstens ein Auto drangehangen hätte … Ich will diese Liste gar nicht weiter ausführen, da sich über so viel mangelnder Sensibilität doch langsam eine Depression bei mir bildet. Jungs, konzentriert euch doch bitte! Ich weiß, dass das gar nicht einfach ist, aber eine kleine Hilfe: Schmuck, Schuhe oder Handtaschen gehen immer. Am besten, wenn wir sie selber aussuchen. Wenn eure Frauen mit großen Augen vor Schaufenstern stehen und mit zittrigen Fingern auf glitzernde Goldkettchen, schnittige High Heels oder bunte Ledertaschen deuten, dann meinen sie nicht etwa: «Guck mal – das ist ja schön!», auch wenn sie genau das sagen. Nein, sie meinen: «Kauf mir das – ich will das haben!» Und ich versichere euch: Es sind Schaufenster von Schuh-, Schmuck- oder Taschenläden. In einem Baumarkt werdet ihr euer Mädchen nicht glücklich machen.
Zwischenzeitlich habe ich mir selbst ein neues Geschenkkonzept überlegt. Das funktioniert auch ganz toll, und meine Lieben können sich nicht mehr allzu sehr beschweren. Es ist mir in den Sinn gekommen, als ich so meinen kleinen Neffen betrachtete. Der ist mit vier Jahren ja noch sehr jung. Er ist zwar für sein Alter extrem pfiffig, aber ich schaffe es gerade noch, ihn intellektuell in die Tasche zu stecken. Dem schenke ich jetzt immer Geschenke, die er eigentlich gar nicht haben will, auf die ich aber selbst rattenscharf bin: «Ach? – du willstgar keinen Puppenschminkkopf! Na, macht doch nix – dann nehm ich den eben!», oder aber auch: «Oh – du stehst gar nicht so sehr auf Hello Kitty, weil du ein Junge bist, und du trägst mit vier seltsamerweise auch gar nicht Kleidergröße 38? Mensch, schade! Dann muss die Tante Mimi das Geschenk wohl selber behalten!»
Aber ich muss zugeben, ich muss da vorsichtiger werden, denn langsam falle ich auf. Ich werde ihm wohl zum nächsten Geburtstag eine Carrerabahn schenken. Die kann er dann bei mir aufbauen, so ein Kinderzimmer hat ja auch nicht unendlich viel Platz. Spielen lasse ich ihn dann vielleicht zur Einschulung damit, ich muss sie doch für ihn ausprobieren … Ehrlich, mein Neffe hat sich doch tatsächlich schon bei meinem Bruder darüber beschwert, dass die Mimi ihm immer so doofe Geschenke gibt. Mein Bruder hat ihn zur Seite genommen und ihn gewarnt, dass er sich bloß nicht laut bei mir beschweren soll, sonst gäbe es zu seinem fünften Geburtstag sicher einen Stummen Diener …
Mirja Boes,
Jahrgang 1971, hat eine Musical-Ausbildung an der Hochschule für Musik in Leipzig absolviert. Sie spielte im Theaterensemble «Compagnia
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