Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
allen Ecken der Bibliothek, welches ihn erneut zum Flüstern ermahnte. Der Halbengel blieb von diesem kleinen Temperamentsausbruch völlig unberührt.
„Mister Dawn, ich würde Ihnen gerne bei Ihrer Suche helfen, und Sie können mir vielleicht bei meiner helfen. Und ganz nebenbei würden Sie der Menschheit einen großen Dienst erweisen“, schlug er ihm nun vor. Und nebenbei den Hybridenvampiren auch, aber die wirst du erst später kennen lernen.
Jason Dawn atmete tief durch und schwieg. Dieser Leander Knight meinte es absolut ernst. Aber was hatte er schon groß zu verlieren?
„Ich würde Sie gerne heute Abend zu einem Essen einladen, da können wir die näheren Einzelheiten besprechen“, schlug sein Gegenüber vor, klappte das Buch vor ihnen wieder zu und erhob sich. „Wenn es Ihnen recht ist, hole ich Sie heute um acht Uhr ab.“
„Sie wissen doch gar nicht, wo ich wohne“, warf Jason ein.
Der Halbengel lächelte nur und schritt langsam durch die Bibliothek davon.
†
Tatsächlich stand der attraktive Mann pünktlich vor der Haustüre von Mrs. Johnson und betätigte den Türklopfer.
„Sie?“, Mrs. Johnson hatte ein gutes Gedächtnis für Gesichter. Skeptisch betrachtete sie den Besucher.
„Gestatten, ich bin nur hier, um Ihren neuen Untermieter abzuholen“, grüßte Leander weitaus höflicher. Im Hintergrund konnte er sehen, wie Jason bereits die Treppe hinunter kam.
Ein Taxi brachte die beiden ungleichen Männer in eines der besten Restaurants in Glasgow. Ziemlich beeindruckend, fand Jason Dawn. Leander Knight erzählte von seinem Weingut in Italien, seinem Interesse an den Mysterien dieser Welt und wiederholte sein Angebot, den jungen Engländer als seinen Assistenten auf den zukünftigen Forschungsreisen mitzunehmen. Jason Dawn spürte, wie wichtig diesem seltsamen Mann sein Anliegen war. Nicht zuletzt habe selbst seine eigene Tochter ihre Existenz dafür aufgegeben, erzählte er ihm. Was auch immer das heißen mochte. Jedenfalls war das Angebot auch finanziell nicht zu verachten. Er dachte darüber nach, während sein Gastgeber das Essen bestellte.
Ein junger Mann betrat kurz darauf das Lokal und blickte sich suchend um. Eine Dame, die allein an einem Tisch saß, winkte ihm grüßend zu. Der Ankömmling winkte zurück und bahnte sich daraufhin seinen Weg durch das Lokal, vorbei an dem Tisch der beiden Männer. Jason blickte hoch. Ein merkwürdiges Gefühl sagte ihm, dass mit diesem Gast etwas nicht stimmte. Und seine Ahnung bestätigte sich in einer Art Vision: Er sah durch das angenehme Äußere des Gastes hindurch und erblickte – eine Art Mischwesen aus Mensch und Tier mit leuchtenden Pupillen und überlangen Raubtierzähnen. Diese Chimäre hatte jedoch immer noch menschliche Züge! Das wurde ja immer besser! Jason schloss verwirrt die Augen und schüttelte leicht den Kopf, um dieses Bild in seinem Kopf zu vertreiben. Dann öffnete er die Augen wieder. Leander Knight hatte ihn die ganze Zeit beobachtet. Der Anflug eines Lächelns huschte über das ebenmäßige Antlitz des Atlanters.
„Ich habe es geahnt“, sagte er leise zu Jason.
„Was geahnt?“, fragte dieser zurück.
„Sie können sie erspüren. Aber keine Bange, der da ist harmlos.“
„Sie???“
Leander nickte, und Jason wusste plötzlich, wen beziehungsweise was er meinte.
Der Halbengel winkte inzwischen dem Kellner und bestellte einen exquisiten Jahrgangswein zum Dinner.
„Darauf müssen wir anstoßen“, meinte er nur zu seinem jungen Gast. Er wirkte äußerst zufrieden mit der Entwicklung.
„Haben Sie mich deshalb als Ihren Assistenten ausgesucht?“, fragte Jason nun. Er bemühte sich, äußerlich ruhig zu bleiben, obwohl er liebend gern aufgesprungen wäre und das Lokal verlassen hätte.
„Nicht nur.“
Wieder so eine geheimnisvolle Andeutung! Aber das schien eine Angewohnheit seines neuen Freundes zu sein.
Der distinguierte Kellner kam an ihren Tisch, dekantierte mit wenigen Handgriffen die Flasche und goss Leander zuerst ein. Dieser probierte den edlen Tropfen als echter Kenner und nickte dann. Schließlich wurden beide Kristallgläser gefüllt. Der Ober zog sich wieder diskret zurück, nachdem er die Flasche auf den weiß gedeckten Tisch gestellt hatte.
Jason Dawn starrte auf das Etikett der über fünfhundert Euro teuren Flasche: 1920 Chateau Leoville Las Cases stand darauf.
Frankreich im Jahre 1920 – irgendetwas tief in ihm begann, sich zu
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