Lux Aeterna 2 (Die Abenteuer des Vampirs Jason Dawn) (German Edition)
Kerzen erhellt. Die drei Jungs aus der Band, Shane Lansford, Weston Hayes und Miles O’Brian saßen schweigend vor dem leise gedrehten Fernseher. Die geringe Lautstärke war für ihre feinen Vampirohren immer noch stark genug. Oben, im ersten Stock, schlief das kleine Mädchen. Lejla kam gerade die Treppe herunter. Sie hatte noch nach der Kleinen gesehen, die friedlich in ihrem Bettchen schlummerte, als Jasons schlanke Gestalt sich aus den umliegenden Schatten der Wände herauslöste. Er trug einen bodenlangen Mantel und war, wie immer, ganz in Schwarz gekleidet. Lejla atmete auf. Ihm war nichts geschehen! Auch die anderen erhoben sich. „Was ist passiert?“ fragte Shane, der Leadgitarrist sofort.
„Wo ist Leander?“, ergänzte Miles in seinem ruhigen, irischen Tonfall.
Ohne eine Antwort zu geben, setzte Jason sich auf das Sofa und zog eine kleine Plastiktüte aus seiner Manteltasche hervor. Vorsichtig wickelte er ihren Inhalt aus. Der kleine, goldene Becher kam zum Vorschein. Jason hatte Frischhaltefolie darüber gewickelt.
„Das ist alles, was von Leander übrig geblieben ist“, murmelte er. Sein Gesichtsausdruck zeigte Trauer, Wut und Verzweiflung. Jason selbst hätte nie vermutet, dass ein Untoter noch zu so vielen Empfindungen fähig sein konnte. Lejla atmete tief durch. Sie hatte bereits geahnt, dass etwas Schreckliches geschehen sein musste. Alle schwiegen, dann endlich berichtete Jason in knappen Worten, was mit dem Atlanter geschehen war. Anschließend ging er in die Küche, die von den Vampiren sowieso selten genutzt wurde, und suchte nach einem Behältnis für Leanders Blut.
„Und dieser Pryce hat immer noch die Waffen“, stellte Miles pragmatisch fest, der im Sessel seinen Bass wie eine Geliebte in den Armen hielt.
„Nur eine davon“, verbesserte Shane ihn und sah Jason fragend an, der gerade mit einem silbernen Flachmann aus der Küche zurückkam. „Oder?“
Jason nickte. „Ja, nur eine davon. Die andere haben nach wie vor wir.“ Das war nur ein schwacher Trost in Anbetracht des Todes seines Freundes.
„Bist du sicher, dass Leander wirklich tot ist?“, warf Weston ein. Jason blickte zu dem Schlagzeuger.
„Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung, was mit ihm geschehen ist“, gab er zu, „aber niemand von uns weiß, wohin Engel gehen, wenn sie sterben, oder?“
Kurze Zeit blieb es still. „Vielleicht gibt es sogar eine Möglichkeit, ihn zurückzuholen“, meinte Shane nachdenklich. Alle Blicke ruhten nun auf ihm. „Naja, wenn wir uns dieses Buch holen, das Leander damals bei deiner Wiedererweckung benutzt hat“, erläuterte der Gitarrist und sah Jason dabei aus seinen mit dunklem Kajal umrandeten Augen an. Er war schon als Mensch in der Gothicszene zu Hause gewesen. „Wir haben doch keine Ahnung von diesen Dingen“, erinnerte ihn Miles, „nicht einmal einen Bruchteil von Leanders Wissen!“
Shane hatte auch darauf eine Antwort: „Einen Versuch ist es doch wert, oder? Wenn die Menschen im alten Ägypten damals damit hätten umgehen können, würden heute noch die Pharaonen herumlaufen.“
„Du meinst das Totenbuch?“, fragte Jason. „Woher willst du das wissen, schließlich hast du damals noch nicht existiert.“
Lejla hatte der ganzen Diskussion zugehört und wurde langsam ungeduldig. „Hört auf damit, die ganzen Mutmaßungen bringen doch jetzt nichts. Wir haben wirklich Wichtigeres zu besprechen“, rief sie aus. Die Jungs kannten diese Art ihrer Temperamentsausbrüche schon.
„Was soll jetzt mit der Kleinen geschehen?“, fragte Lejla dann ziemlich hilflos in die Runde. Jason zuckte die Schultern. Leander hätte da bestimmt eine Lösung gewusst. Er dagegen ... Was wusste schon ein Vampir von Engeln, Kleinkindern und den alten Büchern aus Atlantis und Ägypten? Damit war selbst der Fürst der Neuzeitvampire überfragt. Aber dann kam ihm doch noch eine Idee. Eine Idee, die von seinem Freund hätte stammen können. Vielleicht tat sie das auch? Niemand wusste doch, wo der Halbengel geblieben war.
„Wir bringen sie nach Italien“, schlug Jason jetzt spontan vor. „Auf Leanders Weingut gibt es eine sehr liebe, ältere Dame, die ihm seit Jahrzehnten den Haushalt führt. Sie wird bestimmt gut auf seine Tochter aufpassen.“ Hoffnung schwang in seiner Stimme mit.
„Stimmt“, grinste Shane, „die Italiener lieben Bambini. Außerdem könnt ihr gleich das Buch mitbringen.“
Jason sah ihn missbilligend an.
„Eine gute Lösung“, stellte aber auch Miles
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