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Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Titel: Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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in den Keller verschwand. Mir war beinahe schon egal, ob wir in den Urlaub fuhren oder nicht – mir war alles recht, wenn die beiden nur nicht ständig miteinander stritten.
    »Drängel nicht so!«, wies ich Leander flüsternd zurecht. Schon wieder bohrte er mir seine Faust in den Rücken, um mich nach vorne in die Küche zu schieben. Noch hatten meine bescheuerten Eltern mich nicht bemerkt und ich wollte eine kleine Weile lauschen, um zu überprüfen, ob die Situation vielleicht doch zu angespannt war, um sie zur gemeinsamen Pizza bei den Lombardis zu überreden und ihnen dort zu offenbaren, dass ich weiterhin Parkour machen würde. Zusammen mit den Jungs.
    Obwohl meine Eltern im Gegensatz zu den Eltern von Serdan, Seppo und Billy wussten, dass ich mal Parkour gemacht hatte, würde Mama durchdrehen. Es war alles andere als spaßig, wenn Mama durchdrehte. Ich traute ihr alles zu. Auch, dass sie sich auf die Jungs stürzte, um ihnen wütend brüllend jedes einzelne Haar auszureißen … Gebannt beobachtete ich, wie sie einen Stapel Prospekte nahm und anklagend in die Höhe hielt.
    »Hier geht es nicht um Mallorca, Heribert! Ich rede doch gar nicht mehr von Mallorca! Mallorca ist abgeschminkt! Ich habe es verstanden!« Sie wedelte mit den bunten Flyern raschelnd vor Papas Nase herum. »Das hier ist etwas anderes! Jeden Tag landet solch ein Prospekt in unserem Briefkasten, seit mindestens zwei Wochen. Das muss ein Zeichen sein. Glaub es oder glaub es nicht. Es ist ein Zeichen.«
    Papa stöhnte leidend und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Man sah nur noch seine Glatze samt grauem Haarkranz. Er mochte es gar nicht, wenn Mama von Zeichen und Winken des Schicksals redete. Aber Mama war die Tochter von Oma Anni. Für Oma Anni bestand die gesamte Welt nur aus Zeichen und Schicksalswinken und Energieströmen, die es zu entschlüsseln galt. Irgendetwas davon musste auf Mama abgefärbt haben. Außerdem geschahen seit Leanders Körperfluch einige seltsame Dinge bei uns im Haus, die Mama allesamt als Zeichen deutete. Papa machte das langsam, aber sicher wahnsinnig.
    »Nun hör doch wenigstens mal zu«, übertönte Mama sein Seufzen. »Naturnaher Urlaub in den Vogesen. Mit dem Zigeunerwagen.«
    Papa ließ seine Hände ein Stückchen sinken, sodass er Mama über seine Fingerspitzen hinweg angucken konnte.
    »Zigeunerwagen?«, echote er ratlos. »Das müsste politisch korrekt Sinti-und-Roma-Wagen heißen.«
    Mama überhörte seinen Einwand großzügig und konzentrierte sich auf das Wesentliche.
    »Ja, schau hier – ein roter Holzwagen, komplett eingerichtet, wie eine kleine süße Wohnung. Mit Betten und einer Kochnische und einem Kühlschrank und Fensterläden, die man morgens auf- und abends zuklappen kann …«
    »Das haben Fensterläden so an sich, liebste Rosa«, fiel Papa säuerlich dazwischen. »Würdest du mich bitte aufklären, was daran naturnah sein soll?«
    »Die Fortbewegung, Heribert, die Fortbewegung! Ein PS! Die Wagen werden von einem Pferd gezogen. Man reist von Bauernhof zu Bauernhof, fernab der Städte, in aller Ruhe. Ist das nicht romantisch?« Mama brüllte fast vor Begeisterung.
    Papa nahm die Hände vom Gesicht, atmete tief durch und schnappte sich einen der Prospekte, um ihn mit Lesebrille unter seinen zusammengekniffenen Brauen zu studieren. Leander begann leise zu summen – wieder dieses verfluchte Joe le Taxi.
    »Wo sind die Vogesen?«, raunte ich.
    »In Frankreich natürlich«, gab er voller Stolz zurück. In Frankreich? Und seit Wochen landeten täglich genau diese Prospekte in unserem Briefkasten? Ich wandte mich langsam zu Leander um. Er grinste mich frech an und ließ sein schneeblaues Auge zwinkern. Er hatte sie also bestellt. Oder höchstpersönlich eingeworfen. Ich hätte ihn gerne gefragt, ob er nicht was Besseres hätte aussuchen können als eine doofe Kutschtour durchs Nirgendwo, doch Papa hatte den Prospekt bereits überflogen und strich ihn sorgsam glatt. Mit Schrecken sah ich, dass ein kurzes Lächeln über sein Gesicht huschte.
    »Nun ja, ich muss sagen, dass man diese Variante der Sommerfrische durchaus in Betracht ziehen könnte. Ich würde zwar lieber meinen Kunden zur Verfügung stehen, rund um die Uhr selbstverständlich, aber wenn dein Lebensglück davon abhängt …«
    »Tut es!«, rief Mama schnell und im gleichen Moment stieß mich Leander mit beiden Händen in die Küche.
    »Günstig«, vermeldete er knapp. Ich hörte, dass er immer noch grinste. Oh ja, er freute sich wie

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