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Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch

Titel: Luzie & Leander - 04 - Verblüffend stürmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Belitz
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glaubst, ich hätte deshalb alles vergessen, was ich mit dir erlebt habe, dann … dann irrst du dich kolossal, Luzie. Kolossal!«
    Kolossal war sein neuestes Lieblingswort, aber ich verkniff mir einen Kommentar, sondern verfolgte mit schräg gelegtem Kopf die bläulichen Tränen, die aus seinen offenen Augen rannen und in seinen Haaren versickerten. Er hatte nichts vergessen? Gar nichts?
    »Ich erinnere mich an alles. An alles, Luzie. Auch an das.«
    Unvermittelt löste er seinen linken Arm und zog meinen Kopf zu sich hinunter. Seine Tränen schmeckten salziger als meine und der Salzgeschmack biss sich mit dem süßlichen Pfefferminzaroma seiner Lippen. Und doch passten sie perfekt zu meinen, genauso perfekt wie damals unter der Burgmauer. Meine Knie fühlten sich an, als hätten sich die Knorpel und Knochen in den Gelenken aufgelöst. Keine Balance mehr. Ich rutschte nach vorne, bis mein Gesicht auf Leanders Brust lag.
    »Du darfst hier nicht bleiben, chérie. Zu riskant. Wenn du morgen wieder unsichtbar bist, kriegt deine Mama einen Herzinfarkt.«
    Ich kostete Leanders Wärme noch einige Sekunden aus, dann richtete ich mich schwerfällig auf und setzte mich wieder auf mein Bett. »Warum willst du weg, wenn du es doch nicht vergessen hast und – wieder tun wolltest?«
    »Ich hab dir einen Kuss gestohlen«, sang Leander leise und lächelte mich an. »Weil du mal einen echten Freund haben solltest. Einen, den du sehen kannst und der dich nicht unsichtbar werden lässt, wenn du bei ihm liegst – obwohl ich der Meinung bin, dass du sowieso noch zu jung dafür bist, viel zu jung, du willst ja nicht mal nackte Menschen sehen und …«
    »Leander …« Verdammt, ich hätte ihn so gerne wieder geküsst. Jetzt sofort.
    »Bon, zurück zum Thema. Das Wasser hat angefangen, aus meinen Augen zu laufen, als ich an Johnny und Lily-Rose und Baptiste dachte. Ja, Lily-Rose ist ein Mädchen, wie man es sich als Wächter wünscht. Das stimmt. Aber die Kleine kann auch zickig sein. Glaub mir. Und sie war mal sehr krank. Sehr, sehr krank.« Ein Schluchzer ließ Leanders Brust erbeben. »Ich war damals bei ihr, zur Nachschulung. Wir wussten nicht, was aus ihr wird. Ob sie … ob sie abgeholt wird oder nicht. Ich fühle mich seitdem verantwortlich für sie, verstehst du? Das kam plötzlich zurück, als ich wieder bei ihr war, und es hat sich gut angefühlt, dazuzugehören und Baptiste bei mir zu haben, und jetzt wo ich weiß, dass er mit mir verwandt ist … er … er hat mir geholfen, anstatt mich zu bestrafen. Er hat etwas getan, was eigentlich Menschen tun. Und doch werde ich ihn niemals wiedersehen können. Niemals. Denn das ist die automatische Folge eines Schutzbanns. Wer einen anderen Wächter vor Wächtern schützt, bleibt für ihn anschließend ein Nichts, damit er das nicht ein zweites Mal tun kann. Nicht sichtbar, nicht hörbar, nicht ansprechbar. Und sollte ich den Dreisprung vollziehen, werde ich sowieso keine anderen Wächter mehr sehen können und sie mich auch nicht. Dann bin ich gar niemand mehr. Ich hab Angst, Luzie. Fühlt sich so Angst an? Wenn es hier wehtut –«, er deutete auf sein Herz, »und man keinen Hunger und Durst mehr hat und nicht schlafen kann?«
    Hm. Es konnte Angst sein. Aber es konnte auch Liebeskummer sein. Oder Sehnsucht. Auf jeden Fall waren es Gefühle.
    »Du kannst nicht mehr zurück, Leander. Das weißt du, oder?«, flüsterte ich, denn auch mir war plötzlich zum Heulen zumute.
    »Ich weiß«, antwortete er traurig. »Kann ich mir ein Bild an die Wand hängen, neben mein Sofa? Bitte, Luzie. Das macht es ein bisschen leichter.«
    »Von mir aus, Hauptsache, es sind nicht die Nackten aus der Bravo.« Allmählich gewöhnte ich mich an seine sprunghaften Themenwechsel. Ich hatte sie sogar vermisst. Raschelnd zog Leander das Papier aus dem Drucker und befestigte es mit Tesastreifen an der Tapete. Oje. Nun würde ich Serdan niemals von dem Gedanken abbringen können, dass ich kein Johnny-Depp-Fan war, falls er mich mal hier besuchte. Das musste er tun, um mich wiederzusehen, denn ich durfte nicht mehr raus und noch waren Ferien.
    »Schön, oder?«, fragte Leander andächtig.
    Ja, es war schön – ein Familienfoto von Johnny, Vanessa und ihren Kindern. Sie lagen alle vier mit geschlossenen Augen nebeneinander auf dem Boden: Lily-Rose, Vanessa, Johnny und Jack Christopher. Das Bild strahlte Frieden aus und – Liebe. So viel Liebe und Verbundenheit. Wie ähnlich sie sich sahen … Auch Johnny und

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