Luzifers Festung
beibringen«, meinte Bill und grinste schief. »Bestimmt.«
Zunächst einmal kümmerte sich Naga nicht um die beiden, sondern betrat das Schachbrett, wobei er zwei Zahlen vertauschte. Jetzt sahen Bill und Suko, dass sie nicht aufgemalt waren, sondern aufgeklebt. Naga zog sie kurzerhand ab.
Er vertauschte die Zahlen eins und vier. Dann stand er schnell auf und begann zu lachen. »Er wird kommen!« rief er. »Scraal kommt.«
»Wer ist Scraal?« rief Bill.
Naga fuhr herum. Er schaute die beiden im Netz hockenden Männer an und dann auf seine Diener, die schwere Macheten in ihren Händen hielten und die scharfen Klingen über den Köpfen der Gefangenen schweben ließen.
»Scraal ist der dreiköpfige Dämon, dessen Diener ich geworden bin. Aus Luzifers Festung, die zwischen den Dimensionen liegt und wo Heulen und Zähneklappern herrscht, hat er mich angerufen. Sein Geist hat die Dimensionen und auch die Zeit überwunden. Er erreichte mich, ich ging auf ihn ein, denn ich hatte Glück, weil ich hier auf der Insel meine magischen Zahlenexperimente durchführte. Die Zahlen standen sehr günstig. So wie jetzt. Ein Tor wurde geöffnet, die Gedanken strömten auf mich ein, und ich hörte die Bitte des Dämons. Scraal bat mich, eine Festung zu errichten. Eine Festung aus Knochen und Gebeinen, wie sie auch in der Unendlichkeit der Zeiten umherschwebt. Gern kam ich seiner Aufforderung nach, denn er versprach mir nach seiner Freilassung Macht und Einfluss. Ich sollte noch stärker werden, sollte hervorgehen wie ein Triumphator und mit Scraals Hilfe hier einen Stützpunkt errichten. Ich machte mich sofort an die Arbeit, erhielt Informationen, und Scraal gab mir die Fähigkeit der Hypnose. So konnte ich meine Diener gewinnen, die überall auf der Welt für mich die Gebeine und Knochen der Toten sammelten und herschafften. Ich baute die Festung nach seinen Angaben, schuf ein genaues Ebenbild von der im Jenseits, und Scraal, der Versager, konnte nun beweisen, dass er mehr war, dass sein Einfluss noch weit reichte. Das sah auch der Spuk ein. Er hatte Erbarmen mit Scraal. Da seine Seele noch nicht in das Reich des Spuks eingegangen war, konnte er freigelassen werden. Er brauchte nicht mehr bei den anderen seine Strafe abzusitzen. Und heute ist der Tag, wo Scraal zu mir zurückkehrt. Ja, er kommt wieder.«
Naga drehte sich und deutete auf das magische Quadrat. »Soeben habe ich ihm den Weg geebnet. Nur noch Sekunden, dann wird er erscheinen.«
Der Japaner vergaß seine beiden Gefangenen und schaute nur auf die Felder, deren Zahlen er vertauscht hatte. Rechts oben, wo die vier gestanden hatten, tat sich etwas.
Das flache Quadrat begann plötzlich zu glühen. Ein roter Schein breitete sich vom Boden her aus und nahm das gesamte Feld in Anspruch. Im nächsten Augenblick stieg Dampf auf, erst eine graue Wolke, die aber immer dunkler wurde und schließlich eine pechschwarze Farbe annahm.
»Er ist da!« brüllte Naga. Dabei riss er beide Arme hoch.
Plötzlich puffte die Wolke auseinander, das Quadrat war frei, und die beiden Freunde sahen die Gestalt. Scraal!
Bill und Suko schluckten.
Dieser Dämon war eine Ausgeburt an Hässlichkeit. Er besaß drei Köpfe mit jeweils zwei Augen, die an Kugeln erinnerten. Sie waren nicht einmal sehr groß, dafür aber die Mäuler, die wie Spalten unter den Augen klafften und schwarze Wolken ausstießen.
Träge trieben sie über das magische Quadrat. Sie schwebten auf Suko und Bill zu. Beide merken den Ansturm des ungeheuer Bösen, das sich hier breit machte.
Auf einmal waren da andere Gedanken. Fremde, gefährliche, chaotische. Doch so schnell wie sie gekommen waren, trieben sie auch wieder fort. Aber sie manifestierten sich.
Die Gedanken nahmen Gestalt an!
Schlimme Wesen standen plötzlich auf den Feldern, alptraumhafte Geschöpfe, halb Mensch, halb Tier. Dämonen mit unförmigen Körpern und grauenerregendem Äußeren. »Geht!« schrie Naga. »Geht in die Festung! Ihr seid Scraals Freunde und auch meine. Dort ist euer Platz. Für euch allein habe ich sie gebaut…«
Naga rannte auf die große Scheibe zu, drückte an der rechten Seite dagegen, und im nächsten Augenblick schwang die Scheibe herum und gab den Weg frei.
Die Monster aber lösten sich aus dem magischen Quadrat und eilten der Festung entgegen, wo sie ihren Platz einnehmen sollten.
»Aus den Dimensionen des Schreckens sind sie gekommen«, sagte Naga. »Hier wird jetzt ihr weiterer Platz sein, und ich werde dafür sorgen, dass sie
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