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Luzifers Hammer

Luzifers Hammer

Titel: Luzifers Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven & Jerry Pournelle
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World Trade Center, und alles sah so aus, wie sie es sich vorgestellt hatte, doch all dies stand in einer Landschaft, die um 45 Grad geneigt war.
    Irgendwo da draußen war ihre Tochter zum Flugplatz unterwegs, um die Eltern abzuholen und den jungen Mann vorzustellen, den sie heiraten wollte …
    Die Flügelkanten schälten sich ab wie Schuppen. Das Flugzeug taumelte und bebte, und Mabels Karten flatterten davon wie aufgescheuchte Schmetterlinge. Sie spürte, wie die Maschine mühsam aus dem Sinkflug hochgezogen wurde.
    Tief unten rasten dunkle Wolken wie ein Vorhang über den Himmel, schneller als das Flugzeug, von Blitzen durchzuckt.
    Blitze überall. Ein gewaltiger Blitz schlug in die Freiheitsstatue ein und zuckte die Fackel entlang, die die große Dame hochhielt.
    Dann schlug ein Blitz ins Flugzeug ein.
     
    Unterhalb des Ocean Boulevard war ein Steilufer. Dort unten verlief der Pacific Coast Highway, dahinter lag das Meer. Am Steilufer stand ein bärtiger Mann und beobachtete den Horizont mit heller Freude.
    Das Licht war nur für eine oder zwei Sekunden aufgeflackert, aber es war blendend hell und hinterließ das Nachbild eines blauen Ballons auf der Netzhaut des bärtigen Mannes. Ein rotes Glühen … merkwürdige Lichteffekte, die einen senkrechten Pfeiler umrissen … Er wandte sich mit einem glücklichen Lächeln ab. »Betet!« rief er. »Der Jüngste Tag ist angebrochen!«
    Ein Dutzend Leute war stehen geblieben und glotzte. Die meisten übersahen ihn, obwohl er eine eindrucksvolle Gestalt war, seine Augen brannten vor Freude, und sein schwarzer Bart wies am Kinn zwei schlohweiße Streifen auf. Einer der Passanten drehte sich um und sagte: »Es könnte leicht Ihr Jüngster Tag werden, wenn Sie sich nicht verkrümeln. Das ist ein Erdbeben.«
    Der Bärtige wandte sich ab.
    Der schwarze Mann im teuren Anzug rief beschwörend:
    »Wenn Sie auf den Klippen stehen, wenn er fällt, versäumen Sie das meiste vom Jüngsten Tag. Los jetzt!«
    Der Bärtige nickte vor sich hin. Er drehte sich um und trottete auf den Bürgersteig zurück. »Danke, Bruder.«
    Die Erde bebte und grollte.
    Der Bärtige verlangsamte seine Schritte. Er sah, daß der Mann im braunen Anzug niedergekniet war, und so ließ er sich auch auf die Knie nieder. Die Erde wankte, und ein Teil des Steilhangs bröckelte ab. Steine polterten. Der Bärtige wäre unweigerlich abgestürzt, wenn er nicht weitergegangen wäre.
    »Er naht!« rief der Bärtige freudig erregt. »Er naht, um die Welt zu richten …«
    Der Geschäftsmann fiel ein: »… und ER wird kommen, um sie zu richten und die Menschen mit SEINER Wahrheit zu erfüllen.«
    Andere kamen dazu. Die wogende Erde wölbte sich und rollte wie trunken. »Ehre sei dem Vater und …«
    Ein Erdstoß warf sie zu Boden. Sie versuchten, wieder auf die Knie zu kommen. Für einen Augenblick war es still, und einige aus der Gruppe liefen davon, suchten nach ihren Autos, rannten landeinwärts …
    »Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre, und alle Welt preiset den Herrn!« rief der Bärtige. Diejenigen, die um ihn herumstanden, fielen in den Lobgesang ein. Die Antworten waren leicht zu merken, und der Bärtige kannte alle Versikel.
    Draußen auf dem Wasser waren Wellenreiter, die durch die gewaltigen Wogen steuerten. Jetzt verschwanden sie hinter einem Salzregenvorhang, der die Sicht trübte. Viele aus der Gruppe des Bärtigen rannten in die feuchte Dämmerung hinaus. Er aber betete unentwegt und andere Leute aus den Wohnblocks gegenüber gesellten sich zu ihm.
    »Oh, ihr Meere und Fluten, preiset den Herrn, preiset und lobet IHN allezeit.«
    Regenschauer peitschten hernieder, doch dicht vor dem Bärtigen und seinem Gefolge hatte der Wind den Regen beiseite gefegt und gab den Blick über das Steilufer auf die verwüstete Bucht frei. Das Wasser wich zurück und hinterließ kleine weiße Wesen, die über den Sand hüpften.
    »Oh, ihr Fische und alle Bewohner des Meeres, preiset den Herrn …!«
    Der Wechselgesang brach ab. Die Leute knieten im peitschenden Regen unter zuckenden Blitzen. Durch den strömenden Regen glaubte der Bärtige zu erkennen, daß sich weit hinter dem Horizont, hinter den Wassern das Meer aufbäumte wie eine gewaltige Wand, die sich über die Erde erhob. »Rette uns, o Herr, denn die Wasser kommen und ertränken meine Seele!« rief der Bärtige aus. Die anderen kannten diesen Vers nicht, aber sie lauschten stumm. Vom Ozean her rollte ein gewaltiger Donner heran. »Ich liege im tiefen Schlamm, der

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