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Luzifers Hammer

Luzifers Hammer

Titel: Luzifers Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven & Jerry Pournelle
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in einem Betonbunker fünfzig Fuß unter der Erde, fingerte Major Bennet Rosten an seiner 38er herum. Dann nahm er sich zusammen und legte die Hände auf das Steuerpult der Minuteman-Raketen. Für einen Augenblick tasteten seine Hände rastlos herum, dann fuhr die eine Hand zum Schlüssel, den er an einer Kette um den Hals hängen hatte. Verdammter Scheibenkleister, dachte Rosten. Der Alte macht mich nervös.
    Er hatte guten Grund, nervös zu sein. Am Abend zuvor hatte er einen Anruf direkt von General Thomas Bambridge bekommen, und es kam nicht oft vor, daß sich der SAC-Oberkommandierende direkt an den Kommandeur einer Raketenbasis wandte. Bambridge war kurz angebunden. »Ich möchte, daß Sie morgen im Bunker antreten«, hatte er gesagt. »Zu Ihrer Information, ich werde persönlich in der Looking Glass sitzen.«
    »Verdammt«, hatte Major Rosten geantwortet. »Sir … ist dies der Große Schlag?« »Wahrscheinlich nicht«, hatte Bambridge geantwortet und fuhr dann fort zu erklären. Und das, so dachte Rosten, war nicht gerade vertrauenerweckend. Wenn die Russen wirklich meinten, die USA seien blind und taub …
    Er schaute nach links. Sein Assistent, Captain Harold Luce, saß an einer Konsole, die Rosters Pult aufs Haar glich. Die Steuerpulte befanden sich tief unter der Erde, in Stahl und Beton eingebettet, so daß sie auch einem mittleren Atomschlag standhalten konnten. Beide wurden gebraucht, um ihre Drachen steigen zu lassen: sie mußten Schlüssel umdrehen und auf Knöpfe drücken, doch war die Zeitfolge so eingestellt, daß zur Not auch ein Mann für das Manöver genügte.
    Captain Luce saß entspannt vor seinem Pult. Vor ihm lagen Bücher ausgebreitet, ein Fernkurs über orientalische Kunstgeschichte. Fernkurse gehörten zum üblichen Zeitvertreib der Männer im Bunker, doch wie konnte sich Luce an einem solchen Tag damit beschäftigen, wo sie inoffiziell Alarm hatten?
    »He, Hal …!« rief Rosten.
    »Ja, Skipper.«
    »Wir haben Alarm!«
    »Ich bin bereit. Uns kann nichts passieren. Du paßt ja auf.« »Himmel, ich will’s hoffen.« Rosten dachte an seine Frau und an seine vier Kinder in Missoula. Zuerst wollten sie nicht nach Montana ziehen, doch jetzt gefiel’s ihnen. Ein weites Land, ein offener Himmel, keine Großstadtprobleme … »Ich wollte …«
    Er wurde durch eine unpersönliche Stimme unterbrochen, die aus dem mit einem Drahtnetz versehenen Lautsprecher über ihm drang. »EWO, EWO«, sagte die Stimme. »KRIEGSNOTBEFEHL. KRIEGSNOTBEFEHL. MASSGEBEND 78-43-76854-87902-1735 ZULU. ALARMSTUFE ROT. ALARMSTUFE ROT. SIE HABEN ALARMSTUFE ROT!«
    Sirenen gellten durch den Betonbunker. Major Rosten nahm kaum Notiz davon, daß ein Sergeant die Stahlleiter zum Einstieg herunterkletterte und die Mosler-Safetür zuschlug. Der Sergeant schloß die Tür von außen und drehte die Kombinationsscheibe. Hier konnte keine Maus mehr rein, ohne die Tür zu sprengen.
    Dann brachte der Sergeant laut Vorschrift seine Maschinenpistole in Anschlag und stellte sich mit dem Rücken zur großen Stahltür. Sein Gesicht war hart, und er stand unbeweglich, wobei er versuchte, den Kloß im Hals zu schlucken.
    Drinnen gab Rosten die Zahlen in sein Pult ein und erbrach die Siegel eines Umschlags in seinem Befehlsbuch. Luce tat dasselbe an seiner Konsole. »Ich bestätige, daß die Vollmacht stimmt«, sagte Luce.
    »In Ordnung, hinein damit«, befahl Rosten.
    Sie nahmen gleichzeitig die Schlüssel von ihrem Hals und führten sie in die rot gestrichenen blockierten Schalter auf ihrem Pult ein. Waren die Schlüssel einmal eingeführt und bis zum ersten Anschlag gedreht, konnten sie ohne einen weiteren Schlüssel nicht mehr herausgezogen werden, einen Schlüssel, den weder Luce noch Rosten besaß. SAC-Verfahren …
    »Ich zähle«, sagte Rosten. »Eins, zwei.« Sie drehten ihre Schlüssel zwei Anschläge weiter und warteten. Weiter drehten sie nicht. Noch nicht.
     
    In Kalifornien war es heller Vormittag, auf den griechischen Inseln war es Abend. Soeben war die Sonnenscheibe versunken, als zwei Männer oben auf dem Granitfelsen ankamen. Im Osten ging der erste Stern auf. Tief unten trieben griechische Bauern schwerbeladene Maultiere durch ein Gewirr von niedrigen Steinmauern und Weingärten.
    Die Stadt Akrotira lag im Dämmerlicht. Welch ein Mißverhältnis: geräumige Lehmbauten, die vielleicht vor einem Jahrtausend erbaut worden waren, die venetianische Festung auf der Bergspitze, das moderne Schulgebäude neben der alten

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