Luzifers Hammer
noch Leute da.
Sie wendeten, einmal und noch einmal, und Eileen trat auf die Bremse, dann standen sie einem Erdrutsch gegenüber. Ein mehr als zehn Fuß hoher Berg aus Schlamm und Geröll blockierte ihren Weg.
»Nun heißt es zu Fuß gehen«, sagte Tim. Er schaute hinaus und erschauerte angesichts der Blitze.
»Die Straße geht noch ein ganzes Stück weiter«, sagte Eileen.
»Ich glaube, bis über den Bergkamm.« Sie zeigte nach links auf den Golfplatz und auf die Kettenbarriere. »Sieh zu, daß du das aufkriegst.«
»Mit was denn?« fragte Tim, aber er stieg aus. Er stand hilflos im Regen und merkte, wie er langsam durchweicht wurde. Eileen stieg ebenfalls aus und holte den Werkzeugkasten.
Da waren ein Wagenheber, einige Leuchtkugeln und ein alter, ölgetränkter Regenmantel, der aussah, als hätte man mit ihm den Motor gereinigt. Eileen reichte Tim den Wagenhebergriff.
»Nimm das, Tim, wir haben nicht viel Zeit …«
»Ich weiß.« Hamner nahm die dünne Metallstange und ging zum Zaun hinüber. Er stand ratlos da und wog den Griff in der rechten Hand. Dann hörte er, wie der Kofferraumdeckel zuklappte, dann die Wagentür. Der Anlasser summte.
Tim schaute sich verwundert um, doch der Wagen bewegte sich nicht. Durch den strömenden Regen und die nasse Windschutzscheibe konnte er Eileens Gesicht nicht sehen. Würde sie ihn einfach stehen lassen?
Er schob den Griff versuchsweise zwischen den Draht und einen Pfosten und drehte ihn herum. Aber nichts passierte. Er zog fester, stützte sich mit seinem ganzen Gewicht auf den Griff, und etwas gab nach. Er rutschte aus, fiel gegen den Zaun und spürte, wie seine nasse Kleidung riß, als er irgendwo hängen blieb. Er verletzte sich, und das Salz von seinen Kleidern drang in die Wunde. Tim zuckte vor Schmerz und Hilflosigkeit zusammen und stand erneut ratlos da.
»Tim! Geht’s einigermaßen?«
Er wollte sich umdrehen und ihr zurufen. Er wollte ihr sagen, daß es keinen Zweck hatte, daß er unfähig sei, daß er sich die Kleider zerrissen habe und … Statt dessen bückte er sich und führte den Griff wieder ein, drehte und zerrte am Draht, bis er sich vom Pfosten löste, wieder und wieder, bis die ganze Zaunhöhe frei war. Dann ging er zum nächsten Pfosten und nahm die Arbeit wieder auf. Eileen ließ den Wagen vorwärts schießen. Sie hupte und rief:
»Geh zur Seite!« Der Wagen kam von der Straße ab, schoß auf den Zaun zu, rammte ihn, riß ihn vollends von den Pfosten und bügelte ihn aufs Gras. Der Wagen fuhr darüber hinweg. Der Motor heulte. »Steig ein!« rief sie.
Tim begann zu laufen. Sie war weitergefahren, und jetzt sah es so aus, als wollte sie überhaupt nicht mehr anhalten. Er rannte, um den Wagen zu erwischen, zog die Tür auf und warf sich auf den Sitz. Das Auto fuhr über den gepflegten Rasen und hinterließ tiefe Furchen, dann kamen sie an eine Grünfläche. Sie fuhr darüber hinweg, und die Reifen rissen die gepflegte Grünfläche auf.
Tim lachte, und in seinem Lachen war eine Spur von Hysterie.
»Was ist?« fragte Eileen. Sie wandte den Blick nicht von der Rasenfläche.
»Ich erinnere mich an eine Dame, die mit Pfennigabsätzen über den Rasen des Los Angeles Country Club stolzierte«, sagte Tim. »Der Steward wäre fast gestorben! Ich dachte, ich wüßte etwas über den Hammerfall und was er bedeutet, aber mir ging erst ein Licht auf, als du über den Rasen gefahren bist …«
Sie sagte nichts, und Tim starrte düster vor sich hin. Wie viele Stunden Arbeit es wohl gekostet hatte, um diese perfekte Grasfläche zu schaffen? Würde sich je noch mal jemand darum kümmern? Hätte er seine Golfschläger im Wagen gehabt, so hätte er aussteigen und loslegen können …
Eileen überquerte den Golfplatz, bog wieder auf die schwarze Teerstraße ein und fuhr weiter bergauf. Sie kamen an einem Picknickplatz vorbei. Es waren Pfadfinder. Sie hatten ein Zelt aufgebaut, und es sah so aus, als stritten sie mit ihrem Anführer. Tim kurbelte das Fenster herunter. »Bleibt oben!« rief er.
»Was ist da unten passiert?« fragte der Anführer.
Eileen hielt an.
»Brände. Überschwemmungen. Straßen unpassierbar«, sagte Tim. »Nichts, wo man gern hinmöchte. Zumindest vorerst nicht.« Er winkte den Erwachsenen zu sich heran. »Bleiben Sie hier oben, zumindest für die Nacht.«
»Unsere Familien …«, sagte der Mann.
»Wo?«
»Studio City.«
»Da können Sie jetzt nicht hin«, sagte Tim. »Im Tal ist der Verkehr völlig zum Erliegen gekommen. Die
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