Luzifers Hammer
runter?«
»Woher soll ich das wissen?« fragte Tim.
»Sehen Sie, Mister, wir sind hier nur zu viert. Wir versuchen, diese Kinder zu betreuen, wir haben Streifen ausgesandt, um die Leute von den Gefahrenstellen zu holen, überall gibt es Erdrutsche, und die meisten Brücken sind zerstört. Wir haben nicht versucht, über den Tunnel hinauszugehen, als wir feststellten, daß er verschüttet war.«
»Und nichts im Radio?« fragte Eileen.
»Nichts vom Sender Big Tujunga«, gab der Ranger zu. »Ich weiß nicht, warum. Wir haben etwas über CB von einigen Leuten drüben bei Trail Canyon erfahren. Sie sagen, daß die Brücke eingestürzt ist und daß einige Leute im Canyon abgeschnitten sind.«
»Die Brücke ist eingestürzt«, sagte Eileen. »Wir sind über die alte Straße gefahren. Hinter uns waren noch ein paar Leute, die dasselbe versuchen wollten, als wir weiterfuhren.«
»Und Sie sind nicht dageblieben, um zu helfen?« fragte der Ranger.
»Es waren zu viele«, sagte Tim. »Und was hätten wir auch tun können? Über diese Straße kann man keine Autos abschleppen. Sie ist einfach zu eng und kurvenreich, wenn man überhaupt noch von einer Straße sprechen kann.«
»Tja, ich weiß. Wir benutzen sie als Fußpfad«, meinte der Ranger abwesend. »Schauen Sie, Sie sind ein Fachmann für Kometen. Was also ist nun eigentlich passiert? Was sollen wir mit diesen Leuten machen?«
Tim kam die Frage lächerlich vor, aber die Miene des Rangers brachte ihn zur Besinnung. Der junge Mann sah sehr mitgenommen aus, er stand am Rand einer Panik und war sichtlich froh, Tim Hamner zu sehen. Er brauchte einen Fachmann, der ihm Anweisungen geben konnte.
Irgendeinen Fachmann.
»Sie können nicht nach Los Angeles zurück«, sagte Tim. »Da ist nichts mehr zu wollen. Die Flutwellen haben den größten Teil der Stadt vernichtet …«
»Himmel, wir haben darüber von Mount Wilson etwas gehört, aber ich wollte es nicht glauben …«
»Und das meiste von dem, was übrigblieb, wurde ein Raub der Flammen. In Tujunga haben sie so etwas wie eine Bürgerwehr organisiert. Ich weiß nicht, ob Sie dort willkommen sein werden.
Auf der Straße nach Tujunga sieht es nicht allzu schlimm aus, aber ich glaube, daß gewöhnliche Autos es nicht schaffen werden, selbst wenn Sie die Kluft einmal hinter sich haben.«
»Ja, aber wo bleibt denn das Militär?« fragte der Ranger. »Die Nationalgarde, irgendwer! Sie sagen, wir sollen nicht nach Tujunga zurück, aber was geschieht mit den Kindern? In etwa einem Tag werden uns die Lebensmittel ausgehen, und wir müssen etwa hundert Kinder versorgen!«
Teufel auch, dachte Tim, ich bin Fachmann. Diese Tatsache war ermunternd und bedrückend zugleich. »Okay. Ich bin nicht zum JPL hinausgekommen, so weiß ich kaum Bescheid, aber … ich weiß, daß der Komet mehrere Male gekalbt hat. Er …«
»Gekalbt?«
»Er ist auseinandergebrochen. Er fegte heran wie ein Schwarm fliegender Berge, wenn Sie wissen, was ich meine. Er muß Stück für Stück aufgetroffen sein. Ich kann nicht sagen, wie viele Einschläge es waren, aber … in Kalifornien war es Morgen und der Komet kam aus der Sonne, so daß die Haupteinschlagstellen im Atlantik und Europa liegen müssen, was mit höchster Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist. Sollte die Flutwelle an der Ostküste so groß gewesen sein wie bei uns, so muß sie alles östlich der Catskills und den Großteil der Mississippi-Ebene hinweggefegt haben. Da dürfte es dann keine Regierung mehr geben und auch kein Militär.«
»Lieber Himmel! Glauben Sie, daß das ganze Land hin ist?«
»Vielleicht die ganze Welt«, sagte Tim.
Das war zuviel. Der Ranger setzte sich neben Tims Wagen auf den Boden und starrte vor sich hin. »Meine Freundin ist in Long Beach …«
Tim sagte nichts.
»Und meine Mutter. Sie ist in Brooklyn bei meinen Schwestern zu Besuch. Sie sagen, das ist alles hin.«
»Wahrscheinlich«, sagte Tim. »Ich wollte, ich wüßte mehr. Aber es ist mehr als wahrscheinlich.«
»Was soll ich denn mit all diesen Kindern und den Campingleuten tun? Was soll ich mit all den Menschen? Wie soll ich sie ernähren?«
Das brauchst du nicht, dachte Tim, aber er sprach es nicht aus. »Lebensmittellager. Rinderfarmen. Überall ist Nahrung vorhanden, bis man wieder pflanzen und ernten kann. Es ist Juni. Ein Teil der Ernte dürfte noch vorhanden sein.« »Im Norden«, sagte der Ranger zu sich. »In den Hügeln oberhalb Grapevine gibt es so manche Ranch. Also im Norden.« Er schaute Tim
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