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Luzifers Hammer

Luzifers Hammer

Titel: Luzifers Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven & Jerry Pournelle
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fürchtete er, daß der Rest der Brücke zusammenbräche. Er schaute in die Richtung, in die sie hinzeigte. Dort war ein Schotterweg, kaum so breit wie ein Wagen, der in weitem Bogen in den Canyon hinunterführte. »Das muß die alte Straße sein.« sagte Eileen. »Ich dachte mir schon, daß hier irgendwo eine sein muß.«
    Die Straße sah nicht besonders gut aus, nicht einmal für Fußgänger, aber Eileen ging zurück und warf den Motor an.
    »Sollten wir nicht warten, bis es heller wird?« fragte Tim.
    »Vielleicht, aber ich möchte lieber nicht«, sagte sie.
    »Okay. Aber laß mich fahren. Steig du aus und geh zu Fuß!«
    Es war gerade hell genug, daß er ihr Gesicht sehen konnte. Sie beugte sich herüber und küßte ihn leicht auf die Wange. »Du bist lieb. Aber ich fahre besser als du. Du gehst also voran. Denn einer muß vorangehen und feststellen, ob ich da runterfahren kann.«
    »Nein. Wir gehen miteinander.« Er wußte, daß es nicht viel Sinn hatte, und er fragte sich, weshalb er das überhaupt vorschlug. Er wußte, daß er ihr gehorchen würde. »Wir beide haben eine bessere Chance, wenn du die Vorhut machst«, sagte sie.
    »Und jetzt los!«
    Die alte Straße war ein Alptraum. Manchmal fiel sie steil zum Canyon ab. Zumindest, dachte Tim, befinden wir uns außer Sichtweite des brennenden Wagens. Er konnte immer noch den blassen Schein des Feuers erkennen, das allmählich erstarb.
    Die Spitzkehren mußten in kurzen Abschnitten genommen werden, vor und zurück, immer wieder vor und zurück, wobei die Räder oft nur wenige Zentimeter vom Rand entfernt waren.
    Bei jeder Wendung fühlte Tim eine fürchterliche Angst in sich hochsteigen. Sie brauchte nur einen einzigen Fehler zu machen: den falschen Gang einlegen, etwas zuviel Gas, und sie würde abstürzen und bei lebendigem Leib verbrennen, und Tim würde allein sein. Als sie endlich unten angekommen waren, konnte er kaum noch auf den Beinen stehen, so zitterten ihm die Knie.
    »Wie tief ist es?« fragte Eileen.
    »Ich …« Tim kehrte zum Wagen zurück und stieg ein. »Ich werde es sofort feststellen.« Er streckte verzweifelt die Arme nach ihr aus.
    Sie schob ihn weg. »Schau, Liebling!« Sie wies nach links.
    Es war gerade hell genug, um etwas zu erkennen. Hinter den Trümmern des ausgebrannten Wagens erhob sich eine massive Betonmauer hoch über ihre Köpfe. Ein Damm. Tim erschauerte.
    Dann stieg er aus und watete ins Wasser, wobei er gegen die Strömung ankämpfte. Das Wasser ging nur bis an die Knie. Er stapfte hindurch und winkte ihr, ihm zu folgen.

 
DER BESITZER
     
    Besitz birgt nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Besitz verpflichtet. Verwalte deinen Besitz, als wäre er dir vom Volke anvertraut.
    Oswald Spengler, Gedanken
     
    Um die Mittagszeit erreichten Tim und Eileen das Ende der Schlucht. Als sie etwa ein Drittel des Weges zurückgelegt hatten, kam ihnen von der anderen Seite ein Wagen entgegen, der sich seinen Weg nach unten bahnte. Es war ein gewöhnliches Auto ohne Vierradantrieb, und Tim konnte einfach nicht begreifen, wie es so weit den Canyon hatte hinaufklettern können. Im Wagen saßen zwei Personen und ein Haufen Kinder. Das Auto kletterte einen Steilhang herauf, als Tim und Eileen von der anderen Seite her die Kuppe erreichten. Sie fuhren weiter, während der andere Wagen am Rand der Klippe hielt. Sie fragten sich, ob sie etwas hätten sagen sollen, wußten aber nicht, wie sie hätten helfen können.
    Tim fühlte sich hilfloser denn je. Er war auf den Untergang der Zivilisation vorbereitet: Daß er so gut wie allein sein, daß er hie und da einen Menschen treffen würde. Er war aber nicht darauf vorbereitet, Menschen sterben zu sehen, und er fragte sich, was er dagegen tun könnte, doch ihm wollte nichts einfallen.
    Die nächste Brücke war zum Glück noch ganz, und die übernächste auch. Sie waren nur noch wenige Meilen vom Observatorium entfernt.
    Sie bogen um eine Kurve und sahen vier Wagen vor sich auf der Straße. Eine Menge Leute standen herum.
    Die Straße führte an dieser Stelle durch einen Tunnel, und der Tunneleingang war durch einen Steinschlag verschüttet. Die Wagen waren geparkt, und einige Männer mit Schaufeln versuchten, den Weg freizubekommen. Sie hatten einen Teil der Straße ausgegraben und arbeiteten abwechselnd, da es mehr Schaufeln gab als Männer.
    Sechs Frauen und eine Anzahl Kinder hatten sich um die Wagen geschart. Eileen zögerte und betrachtete die Gruppe prüfend, dann fuhr sie auf die Leute

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