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Luzifers Hammer

Luzifers Hammer

Titel: Luzifers Hammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven & Jerry Pournelle
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sie nicht stark genug sind, um einzugreifen. Diesmal muß der Krieg eine Entscheidung herbeiführen. Die Überlebenden aus Israel, Jordanien, Syrien und Saudi-Arabien sind im Anmarsch. Es gibt keine Düsenflugzeuge und kaum Dieselöl für Panzer. Es gibt keinen Nachschub an Munition, und der Krieg muß wahrscheinlich mit Messern zu Ende geführt werden.

 
ZWEITE WOCHE
     
BERGVOLK
     
    Die Zeit trägt ihre Kinder fort,
    wohl über Zeit und Raum,
    sie wandern hin von Ort zu Ort
    zum Sterben wie im Traum.
    Nach einem anglikanischen Kirchenlied
    des Isaac Watts, 1719
     
    Wasser fiel vom Himmel. Harvey Randall hatte es fast vergessen, er dachte nicht mehr daran, ebenso wenig wie er die Stelle bemerkte, wo die Straße zerstört war. Fast automatisch umging er die tiefsten Löcher, watete vorsichtig durch den Schlamm, der in Bächen über die Teerdecke rann. Die Bewegung tat ihm gut, der Aufstieg über die steil sich hochwindende Straße in die High Sierra. Kein Mensch war zu sehen, keine Autos, da war nichts als die Straße. Er hatte Verpflegung bei sich, ein Messer und seine Schützenpistole. Die Verpflegung war knapp, auch die Munition, aber er war froh, überhaupt etwas zu besitzen.
    »He, Harv! Wie wär’s mit einer kleinen Rast?« fragte Mark hinter ihm.
    Harvey ging weiter. Mark zuckte die Achseln und murmelte etwas in seinen Bart, während er das Gewehr von der einen Schulter nahm und über die andere hängte. Den Gewehrlauf hatte er unter seinem Poncho versteckt. Das Gewehr war trocken geblieben, aber Mark glaubte nicht, daß er noch einen trockenen Faden am Leib hatte. Er schwitzte so sehr, daß er den Poncho dorthin wünschte, wo der Pfeffer wächst. Unter dem Regenzeug war es wie in einem Dampfbad.
    Harvey suchte sich einen Weg über ein Bächlein. Bis jetzt hatten sie noch keine Stelle gesehen, an der sie mit dem Wagen nicht durchgekommen wären, und er verwünschte den Senator und seinen kaltschnäuzigen Assistenten im stillen. Hätte er etwas gesagt, so hätte ihm Mark zugestimmt, und er hatte mit Al Hardy bereits genug Ärger. Eines Tages würden sie Mark abknallen oder aus des Senators Festung werfen, und Harvey Randall hätte sich entscheiden müssen.
    Mittlerweile konnte er sich ganz auf den Aufstieg konzentrieren. Ein Schritt, dann eine Pause für den Bruchteil einer Sekunde, das hintere Knie versteifen, um einen Augenblick auszuruhen. Dann das Gewicht nach vorn verlagern, ein weiterer Schritt und wieder eine kleine Pause … Geistesabwesend langte Harvey in die Gürteltasche und holte ein Stück Trockenfleisch heraus. Bärenfleisch. Harvey hatte noch nie Bärenfleisch gegessen. Nun aber fragte er sich, ob er je was anderes gegessen hatte. Bis zum Abend würden sie gut neun Meilen von der Festung entfernt sein, und alles, was sie erlegten, konnten sie für sich behalten und verzehren. Das war wieder eine Regel des Senators: innerhalb fünf Meilen im Umkreis durfte nicht gejagt werden. Das alles hatte seinen Sinn. Das Wild wurde später gebraucht, und es durfte nicht verscheucht werden. Alle Regeln des Senators waren sinnvoll, aber sie waren eine Art Gesetze, die ohne Diskussion gemacht wurden, Befehle, die im Großen Haus erlassen wurden und gegen die keiner aufzumucken wagte bis auf die Christophers, und die hatten vorläufig noch keine Einwände.
    George Christopher war es gewesen, der es Harvey schließlich erlaubte zu gehen. Hardy wollte es nicht riskieren. Nicht daß er sich irgendwelche Gedanken um Harvey gemacht hätte, aber die Waffen und die Verpflegung, die Harvey mitnahm, waren wertvoll. Doch Maureen hatte mit Hardy gesprochen, und dann war George Christopher dazu gekommen, hatte Harvey alles das ausgehändigt, was er brauchte, und hatte ihm eine Art Straßenzustandsbericht gegeben.
    Das war kein Zufall. Harvey war sich da ganz sicher. Christopher hatte überhaupt keinen Grund, Harvey Randall zu helfen – und er hatte an demselben Tag gehandelt, an dem Maureen mit Al Hardy und ihrem Vater darüber gesprochen hatte, an jenem Tag, an dem sie zum ersten Mal ihre Zuneigung zu Harvey Randall zeigte. Das war viel zu offensichtlich, um übersehen zu werden.
    Es war unschwer zu erkennen, was George Christopher für Maureen empfand. Was aber bedeutete er für sie? Und was bedeutete Harvey Randall für Maureen Jellison? Ich glaube, ich bin auf dem besten Weg, mich zu verlieben, flüsterte sich Harvey selbst zu. Nur … ich weiß nicht, wie das ist. Achtzehn Jahre Ehe und Treue – mehr oder

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