Luzifers Hammer
weniger – war nicht unbedingt eine Vorbereitungszeit für eine Romanze.
Oder vielleicht doch. Er hatte stets gedacht, daß zwei Menschen, die guten Willens waren, es auch stets schaffen würden.
Jetzt war er sich dessen nicht mehr so sicher. Was ist denn das mit der Liebe? Er wäre bereit gewesen, für Loretta zu sterben, aber er war nicht bereit, daheim zu bleiben, nur weil sie Angst hatte. Jetzt konnte er den Tatsachen ins Auge sehen, dennoch wußte er nicht, was dies alles zu bedeuten hatte.
Schließlich wurde es Nachmittag und Zeit zum Biwakieren.
Im Vorübergehen musterte er den Wald, der ihn umgab. Er fühlte sich ziemlich verlassen und recht verwundbar. Es hatte Zeiten gegeben, in denen man, wenn man fern von den befahrenen Straßen vom Wege abkam, damit rechnen konnte, irgendwelche Leute zu treffen, aber das war vor dem Hammerfall. Vor knapp zwei Tagen könnten noch irgendwelche Möchtegern-Kletterer von diesen Bergen herabgestiegen sein und sie und andere irgendwo im Hinterhalt lauern. Bis jetzt hatte er freilich noch niemanden zu Gesicht bekommen, und Harvey empfand dies irgendwie als angenehm.
Die Straße führte durch Pinienwälder und über steile Hänge, und überall in den Senken stand das Wasser. Es würde nicht leicht sein, bei diesem Regen einen guten Campingplatz zu finden. Eine Felsenhöhle ähnlich wie die, in der sie ihren Unterstand gebaut und ihr Quartier aufgeschlagen hatten, wäre ideal gewesen. Natürlich mußte man verdammt vorsichtig sein. Irgend etwas oder irgend jemand hätte durchaus vor ihm auf die Idee kommen können, sich irgendein trockenes Plätzchen zu sichern.
Bären, Schlangen und so.
Zuerst war es ein Stinktier, und Harvey mußte weiterziehen, so sehr es ihm auch leid tat. Es wäre ein guter Platz gewesen, zwei Felsen aneinandergelehnt, und der Boden trocken. Aber die Glupschaugen und der eindeutige Geruch waren nicht zu mißdeuten. Stinktiere konnten darüber hinaus tollwütig sein, und der Biß eines Stinktiers hier oben konnte katastrophale Folgen haben. Und es dürfte für lange Zeit keine Tollwutimpfungen mehr geben …
In der nächsten Höhle hauste ein Fuchs oder ein Wildhund.
Sie verscheuchten das Tier. Der Raum unter dem Felsen war feucht und ziemlich eng, aber sie konnten ihre Ponchos aufhängen und Äste abschneiden, so daß es schließlich zumindest nicht hereinregnete.
Und jetzt ein Feuer. Harvey nutzte das restliche Tageslicht, um Holz zu sammeln. Er fand genügend Abfallholz, das zwar feucht war, aber wenn er es spaltete, würde der Kern noch etwas trockenes Holz hergeben. Es reichte höchstens für eine Stunde, vielleicht auch länger, wenn man vorsichtig damit umging. Als es dunkel wurde, nahm Harvey etwas von seiner kostbaren Feuerzeugfüllung.
»Ich wollte, ich hätte eine Eisenbahnlaterne«, sagte Harvey.
Er goß vorsichtig etwas Feuerzeugbenzin auf den schmalen Haufen trockenes Holz. »Mit so was kann man selbst in einem Blizzard Feuer machen.«
»Dieser verdammte Hardy würde dir keine geben«, sagte Mark.
»Du solltest bei ihm lieber vorsichtig sein«, meinte Harvey. Er riß ein Streichholz an. Das Benzin fing Feuer, und die Flamme blendete sie für einen Augenblick. Auch das Holz flackerte auf, und selbst dieses bißchen Wärme war angenehm. »Er mag dich nicht.«
»Ich glaube, der mag keinen«, sagte Mark. Er legte größere Holzscheite neben dem Feuer zum Trocknen zurecht. »Immer nur lächeln, aber er meint es nicht so.« Harvey nickte. Hardys Lächeln hatte sich seit der Zeit vor dem Hammerfall nicht geändert. Er war immer noch der Assistent eines Politikers, der Mann, der zu jedem freundlich war, doch jetzt war sein Lächeln drohend und hatte nichts Freundliches mehr an sich.
»Himmel«, sagte Mark.
»Wie?«
»Ich habe nur an diese armen Schweine gedacht«, sagte Mark.
»Harv, das gab mir den Rest.«
»Vergiß es!«
»Ich mußte am Seilziehen«, sagte Mark. »So was vergißt man nicht.«
»Oja.« Da waren diese vier eingeschüchterten und verschreckten Kinder auf dem Anwesen der Romans. Zwei Burschen und zwei Mädchen, keiner älter als zwanzig. Zwei waren im Kampf verwundet worden und Hardy und Christopher nahmen sie gefangen. Dann war da diese lautstarke Auseinandersetzung zwischen Hardy und Christopher. George Christopher wollte sie alle auf der Stelle erschießen. Al Hardy aber meinte, daß sie zur Stadt zurückgebracht werden müßten. Harvey und Mark hielten Hardy die Stange, und schließlich gab Christopher
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