Luzifers Hammer
Antenne nicht rübertragen.«
»Aber sicher. Sind Sie fertig? Also los, holen wir uns das Zeug.«
Tim kletterte vorsichtig die steile Leiter hinauf, die sich an der Seite des großen Turmes aus Pernambucoholz emporschlängelte. Wieder einmal war er von der Organisation beeindruckt.
Weigley war in den Hof gegangen und mit Leuten zurückgekehrt, die das Radio, die Autobatterien und die Antenne tragen helfen sollten, und sie hatten das ganze Zeug in einem Schwung über den schmalen Holzsteg transportiert und waren zu ihrer Arbeit zurückgekehrt. Keine Fragen, keine Einwände, kein Protest. Anscheinend hatte sich durch den Hammerfall außer den Heiratsmustern noch so manches geändert. Tim entsann sich, daß die Kraftwerkbetriebe früher durch manchen Streik erschüttert wurden, daß es Auseinandersetzungen gegeben hatte, welche Gewerkschaft wen vertreten sollte, wegen der Überstundenlöhne und wegen der Arbeitsbedingungen. Der Arbeitskampf hatte mindestens soviel zu den Verzögerungen beigetragen wie die Umweltschützer, die ihr Bestes taten, um das Projekt im Keim zu ersticken. Er erreichte den Gipfel des etwa 17 Meter hohen Turms. Er befand sich etwa zehn Meter über dem Wasserspiegel. Der Fuß des Turms war von einem leckenden Damm umgeben, und die Pumpen arbeiteten, um den Einlauf sauber zu halten. Von unten her pfiff ein kräftiger Wind durch den Turm. Das Ding war gewaltig, mehr als 60 Meter im Durchmesser. Das Deck, auf dem Tim stand, war ein großer Metallrost, von zahllosen Löchern durchsiebt. Pumpen förderten das Wasser nach oben und ergossen es über das Deck, wo es einige Zentimeter hoch stand. Das Wasser tropfte in den Turm hinunter und verschwand. Über ihm ragte eine Batterie kleiner Zylinder etwa sechs Meter über das Deck, aus denen Dampf strömte. Das Deck vibrierte im Takt der summenden Pumpen.
»Das ist zwar ein guter Platz für den Sender«, sagte Tim. Er blickte zweifelnd auf den San Joaquin-See hinaus. »Aber er liegt ein bißchen ungeschützt.« Weigley zuckte die Achseln. »Wir können ein paar Sandsäcke aufschichten. Und wir können eine Telefonleitung von hier nach dem Werk verlegen. Es fragt sich nur, ob Sie den Sender hier haben wollen.« »Lassen Sie mal sehen.«
Es dauerte eine Stunde, um die Antenne aufzustellen und an einem der kleineren Venturirohre zu befestigen. Tim schloß das CB-Gerät an die Batterien an. Sie richteten die Antenne sorgfältig auf 20 Grad aus, und Tim schaute auf seine Uhr. »Vor einer Viertelstunde kriegen wir keinen Kontakt. Wir wollen eine kleine Pause einlegen. Erzählen Sie mir, wie es hier geht. Wir waren überrascht, als wir feststellten, daß Sie da sind und daß das Werk noch funktioniert.«
Weigley schwang sich auf die Brüstung. »Manchmal wundere ich mich selbst«, sagte er. »Waren Sie hier, als …«
»Tja. Natürlich hat keiner von uns geglaubt, daß uns der Komet treffen würde. Was Mr. Price anging, so war es für ihn nichts als ein gewöhnlicher Arbeitstag, ein Tag wie jeder andere. Er war darüber verärgert, daß so viele fehlten. Eine Menge Leute waren nicht erschienen. Und dann, als das Ding einschlug, wurde es erst richtig brenzlich. Wir hatten längst nicht genug Leute da.«
»Ich begreife immer noch nicht, wie Sie es geschafft haben.«
»Price ist ein Genie«, sagte Weigley. »Sobald er Bescheid wußte, noch vor dem Erdbeben, leitete er sämtliche Überlebensmaßnahmen ein. Er ließ die Bulldozer ausrücken, um einen Erdwall aufzutürmen, bevor der Regen kam. Er schickte mich und einige andere ins Tal zur Bahn, um die Laster aufzufüllen. Dieselkraftstoff, Benzin, wir haben alles eingeheimst, was wir nur finden konnten. Und da stand ein Güterwagen auf dem Nebengleis, randvoll mit Mehl und Bohnen, und Mr. Price verfügte, daß wir alles holten. Wir sind sicher froh, daß wir’s getan haben. Es gab zwar nicht viel Abwechslung, aber wir verhungerten nicht. Warum lachen Sie?« »Die Fischer haben ein ähnliches Problem.«
»Wer hat das nicht? Können Sie sich vorstellen, daß Sie nie wieder eine Banane schmecken werden? Wir könnten auch etwas Orangensaft gebrauchen. Wir denken an Skorbut.«
»Der Orangenbaum ist in Kalifornien ausgestorben. Manchmal können wir etwas Tang aus einem Supermarkt holen.« Je länger Tim den Erdwall zwischen sich und dem San Joaquin-See betrachtete, um so größer kam er ihm vor. »Dolf, wie konnten Sie das fertig bringen, während das Tal überflutet wurde?«
»Eigentlich war es so gut wie
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