Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
gefesselt ist – dann musst du dir auch wieder zugestehen zu leben. Zu fühlen.“
„Ich fühle “, knurrte er.
„Tust du das? Oder knurrst du nur und fauchst – wie du es heute hier getan hast – und rennst dann in die entgegengesetzte Richtung, sobald irgendetwas dein Herz zu erweichen droht?“
„Earls rennen nicht“, warf er empört ein, aber in ihm kam etwas in Bewegung.
Sie lächelte. „Nein, dieser wohl nicht. Stattdessen schließt du dich ein, in deiner selbstgemachten Festung mit Mauern aus Stein, damit niemand an dich herankommt, damit du auf gar keinen Fall Gefahr läufst, je etwas zu empfinden.“
Es war sicherer so. Einfacher. Weniger kompliziert. „Ich schließe mich ein, damit ich forschen kann“, sagte er. Aber selbst in seinen Ohren klangen die Worte hohl. „Ich möchte nicht gestört werden.“
Wayren schenkte ihm ein trauriges, sanftes Lächeln. „Aber deswegen sind die Menschen hier auf Erden. Eben um gestört zu werden. Um zu fühlen. Zu leben. Zu lieben . Und ... um geliebt zu werden. Das ist es, was euch von jeder anderen Kreatur unterscheidet. Und das macht den Menschen auch letztendlich stärker als Satan selbst. Begreifst du das nicht? Er hat dir deine Seele genommen und damit zugleich auch deine ureigene Menschlichkeit. Eben genau jener Teil von dir, der dich retten könnte.“
Sein Magen verdrehte sich leicht, und sein Schädel pochte. Maias Gesicht sickerte ihm in seine Erinnerungen und wurde dann von Meg verdrängt. Und Lerina. Er schüttelte abwehrend den Kopf, aber im selben Moment, setzte sich etwas Kleines, sachte, in seiner Brust in Gang. Wärmte ihn. Etwas, was er schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gespürt hatte.
Wayren beobachtete ihn. „Wie du wünschst, Dimitri von Corvindale, ich wünsche dir das Allerbeste.“
~*~
Auf der Fahrt zurück von dem Haus von Rubey, mit ihren scharfen Augen, denen wenig entging, und zu Corvindales Wohnsitz, versuchte Maia ihren Kopf einfach nichts denken zu lassen. Sie musste über so viel nachdenken, musste sich über so viele Gefühle klar werden, und musste sich entscheiden, mit welchen davon sie sich auseinandersetzten sollte, dass sie das lieber erst angehen wollte, wenn sie sicher zu Hause und alleine in ihrem Zimmer war.
Vorzugsweise während sie sich nochmals badete, wobei sie dann auch alle Spuren von dem Zwischenspiel in Rubeys Salon von sich abwaschen konnte.
Sie zitterte, eine kleine warme Flamme flackerte in ihr auf. Diese Episode reichte schon vollauf, um sie und ihre Gedanken heillos ins Chaos zu stürzen. Aber sie durfte jetzt nicht daran denken. Daran: Es bleibt alles wie zuvor. Wir werden nie hierüber sprechen. Alles verleugnen.
Ihr Mund wurde hart. Corvindale war wirklich nicht bei Trost, wenn er dachte, alles wäre wie zuvor.
Als die Kutsche vor Blackmont Hall zu stehen kam, fiel Maia als Allererstes auf, dass dort eine weitere, ihr wohlbekannte Kutsche stand. Ihr Magen flatterte wild.
Alexander.
Als müsste sie sich nicht schon mit genug anderem herumschlagen. Sie biss sich auf die Lippen und öffnete die kleine Tür hinter dem Fahrer und bat diesen, sie nach hinten zum Dienstboteneingang zu fahren.
So etwas Unerhörtes tat man natürlich nicht. Eine Dame vornehmer Abkunft durch den Dienstboteneingang. Aber das wäre immer noch der Option vorzuziehen, Alexander erklären zu müssen, warum ihr Haar völlig unfrisiert war und woher diese vier kleinen Bisswunden an ihrem Hals stammten. Und an ihrer Schulter. Und an ihrem Handgelenk, das seit gestern kein Handschuh mehr bedeckt hatte.
Also schlüpfte sie durch den Hintereingang ins Haus, durchquerte die warme Küche, ging Flure entlang, die nicht mehr ganz so trübsinnig aussahen wie vor Maia und Angelicas Ankunft hier. Zumindest waren seit ihrem Eintreffen nicht mehr bei allen Fenstern die Vorhänge zugezogen.
Maia ließ Alexander unten Nachricht zukommen, dass sie wohlbehalten eingetroffen war und ihn bat, später am Nachmittag wiederzukommen. Sie bräuchte jetzt erst einmal etwas Ruhe.
Kaum hatte sie ihre Zofe mit dieser Aufgabe losgeschickt und mit dem Auftrag, ein Bad vorzubereiten, als auch schon ein stürmisches Klopfen an der Tür zu hören war. Bevor Maia hinspringen konnte, um die Tür zu verriegeln, denn sie kannte ihre Schwester nur zu gut, stand diese auch schon im Zimmer.
„Maia! Oh, dem Himmel sei Dank, du bist wieder da!“ Sie warf sich Maia in die Arme und warf diese dabei auch fast rückwärts auf das
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