Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
irgendwo am Ende des Korridors befand.
Der Raum war leer und Vollmond schien durch die Glastüren und warf ein silbernes Licht über eine Ansammlung von Stühlen und einen Tisch, was alles wie ein Zimmer für Männer aussah. Also doch keiner der Räumlichkeiten für Damen, aber es würde ausreichen: Sie konnte hier in Ruhe Mirabellas Flügel wieder richten.
Maia musste nicht lange nach einer Lampe suchen, denn es stand gleich eine auf dem Tisch, die fast ganz heruntergedreht war. Maia machte ihnen etwas mehr Licht und hatte sich gerade hinter dem Engel hingekniet, um sich die Rückseite des Kostüms genauer anzusehen, als hinter ihr die Tür aufflog.
Sie unterdrückte einen Entsetzensschrei, sprang auf die Füße, verhedderte sich in den Falten und dem Stoff ihres Gewands und fiel wieder in einem Haufen auf den Boden.
Als sie die Augen öffnete, stand da eine riesige, dunkle Gestalt in einem weißen Hemd über ihr, und für einen kurzen Augenblick dachte sie, es wäre einer dieser unheimlichen Männer von vorhin. Aber zugleich mit Mirabellas Ausruf, „Corvindale!“, erkannte auch sie die Gesichtszüge ihres neuen Vormunds.
„ Sie “, entfuhr es ihr scharf, als der Earl sie buchstäblich auf die Füße zerrte, ohne Rücksicht auf ihr Kostüm. „Was denken Sie sich denn dabei –“
Den Satz sprach sie nie zu Ende, dann ehe sie sich’s versah, umfassten sie schon zwei starke Arme und hoben sie in die Luft.
Maia war derart schockiert und entsetzt, dass sie erst gar nichts sagte. Sie kämpfte, versuchte sich zu befreien, und hörte wie Corvindale seiner Schwester in Befehlston sagte, „nach draußen, Bella. Jetzt.“
„Lassen Sie mich–“, begann sie, aber ihr eigener Befehl brach ab, als er genau das tat, und sie geradezu auf einen der Stühle warf. Sie holte empört Luft, um gleich mit einer Standpauke loszulegen, als plötzlich ein dunkles, schweres Tuch über ihr niederging.
Verwirrt, empört und durchaus verängstigt angesichts dieser plötzlichen, ganz untypischen Wildheit des Earl, trat und strampelte Maia gegen ihn, als er das Tuch enger um sie zog. Das dämpfte ihre Schreie und ließ auch ihre Tritte und ihre Schläge ins Leere laufen, und als er anfing, es eng um sie zu schlingen und es mit etwas, was nur eine Vorhangsschnur sein konnte, festzubinden , fing ihr an, unter dem dicken Tuch die Luft auszugehen.
Er ist verrückt! Der Earl von Corvindale ist verrückt!
Er hob sie wieder hoch und trug sie irgendwohin ... nach draußen. Durch das Gewebe konnte sie die Luftveränderung spüren und erinnerte sich daran, wie er seine Schwester nach draußen kommandiert hatte. Wahrscheinlich durch die Glastüren hindurch auf eine Veranda oder einen Balkon, nahm sie an, als sie auch noch weitere, kurze Befehle hörte, in dringendem Ton gehalten und an Mirabella gerichtet.
„Halte sie still. Bleib hier hinter diesem Zierbaum, bis Iliana oder ich euch wieder holen. Ihr beide.“ Die letzten Worte waren laut genug gesprochen, dass auch Maia sie deutlich hörte, und sie begriff, dass dies auch seine Intention gewesen war.
Sie spitzte die Ohren, und obwohl sie keine Schritte vernehmen konnte, hörte sie, wie die Verandatüren sich mit einem leisen Einschnappen hinter ihnen wieder geschlossen wurden.
„Geht es Ihnen gut, Maia?“
Die leise Stimme war ganz nahe, und sie fühlte einen kleinen Schubser, als Mirabella sich neben sie kniete. „Holen Sie mich hier raus“, fauchte sie und atmete gleich darauf einen Fussel ein und musste in ihrem Vorhangspaket husten. Wer wusste schon, wann die zum letzten Mal ausgeklopft worden waren.
„Corvindale sagte, wir sollen hier bleiben“, sagte Mirabella. „Ich denke, da drinnen ist etwas nicht in Ordnung, Maia.“
Maia biss die Zähne zusammen, um nicht wieder zu husten und um nicht eine offensichtlich vergebliche Tirade vom Stapel zu lassen und schloss die Augen. Das Mädchen ließ sich von ihrem Bruder so einschüchtern, dass sie ihn nicht einmal mit seinem Vornamen anredete und auch blind jeden Befehl von ihm befolgte. „Ich kann nicht atmen“, schaffte sie noch zu sagen, obwohl das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Jetzt, da sie nicht mehr so stark strampelte, entdeckte sie, wie Luft durch das Gewebe zu ihr strömte.
„Ich werde versuchen, das hier etwas zu lockern“, sagte Mirabella, und Maia spürte, wie sie begann, an den Kordeln zu zerren. Aber dann hörte sie abrupt auf damit. „Oh!“ Ihre Stimme war nur noch ein
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