Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
Fetzen vom Leib hing, und man seine muskulösen Oberarme sehen konnte. „Dewhurst wird sich um sie kümmern“, sagte der Earl.
„Dewhurst?“, sagte Maia und starrte die Tür an. Und hätte der Viscount nicht eigentlich in Rumänien sein sollen? „Mit meiner Schwester ?“
„Ich werde mich später um ihn kümmern“, sagte Corvindale mit grimmiger Miene, packte sie am Arm und zog sie hinter sich her zur Tür. „Iliana wartet schon in der Kutsche. Sie müssen hier augenblicklich fort“, sprach er und winkte Mirabella kurz zu, sie solle folgen.
„Ich gehe nicht ohne meine Schwester“, sagte Maia und stampfte auf.
Die Reaktion des Earl war kurz und knapp und brachte sie zur Weißglut: Er hob sie einfach hoch und trug sie aus dem Zimmer, den Gang hinunter zum Treppenhaus der Dienstboten.
Als Nächstes wurde sie schon in eine Kutsche verfrachtet, zusammen mit Mirabella und ihrer Anstandsdame. Drei Lakaien waren dort, die sie begleiten sollten, was ihr zumindest ein Gefühl von Sicherheit gab. Die Tür schloss sich, und das Schloss schnappte ein, und bevor sie auch nur Atem holen konnte, fuhr die Kutsche schon mit einem gewaltigen Satz los.
Sie konnte kaum nach Luft schnappen, so wütend war sie. Aber bevor sie ihre Gedanken wieder so weit unter Kontrolle hatte, um sprechen zu können, schaute sie zu ihren beiden Begleiterinnen hinüber. Mirabellas Augen waren weit vor Angst, ihr feuerrotes Haar hing ihr wirr um das Gesicht, ihre roten Lippen offen.
Tante Iliana sah etwas beherrschter aus, aber ein entschlossener, wilder Ausdruck lag in ihren Augen. Und zum allerersten Mal sah Maia, dass die Frau einen spitzen Holzpflock in Händen hielt.
~*~
Maia hatte soeben schon wieder die Vorhänge im Salon von Blackmont Hall zurückgezogen – irgendjemand schien sie immer wieder zuzuziehen, was die Räume schrecklich trübe und dunkel machte –, als sie hörte, wie sich die Tür zur Eingangshalle öffnete. Das Herz schlug ihr höher, und sie rannte zur Tür des Salons, um zu sehen, ob es Angelica war, die endlich zurückkehrte. Aber die leisen, scharf gesprochenen Laute, die der Neuankömmling zu seinem Butler sprach, verrieten ihr, dass es der Earl war, der jetzt nach Hause zurückkehrte.
Entschlossen, wenigstens ein paar Erklärungen von ihm zu erhalten, rannte sie aus dem Salon und traf ihn im Korridor.
„Lord Corvindale“, sagte sie und baute sich mitten in dem Durchgang auf, sodass ihm der Weg in sein Arbeitszimmer versperrt war – wohin es ihn anscheinend trieb. Er musste direkt an ihr vorbei.
„Was ist, Miss Woodmore?“, fragte er. Seine Stimme war tonlos und hart und strafte das müde, zerzauste Aussehen des Mannes vor ihr Lügen. Entweder war er nach Hause zurückgekommen und hatte das Hemd gewechselt (obwohl sie sich sicher war, dass er das Haus nicht betreten hatte, seit sie selbst dorthin zurückgekehrt war, denn sie hatte die ganze Zeit auf ihn gewartet, um ihn zur Rede zur stellen), oder er hatte sich irgendwie ein neues beschafft, denn dieses Hemd, obschon zerknittert und lose, erschien ihr recht sauber im Vergleich zu dem zerfetzten Hemd von letzter Nacht.
Aber seine Geschichtszüge traten heute noch schärfer als sonst hervor. Seine dichten, dunklen Augenbrauen waren jetzt zu einem finsteren Runzeln zusammengezogen, sein Mund war nur noch ein Strich, sein dichtes, schwarzes Haar fiel ihm in wirren Locken bis auf seine Schultern herab und um den Hals. Er brauchte auch dringend eine Rasur, bemerkte sie mit gerümpfter Nase. Sein Mantel war besudelt, und er trug keine Handschuhe an den Händen, wo man an einer der beiden einen Streifen von Blut erkennen konnte.
Obwohl Maia versucht hatte, ihre schlaflose Nacht mit etwas Bettruhe zu füllen, und dann mit Lektüre, und später – als nichts davon fruchtete – einem Bad, das all die noch vorhandenen Fussel und den Staub dieser Vorhänge von ihr waschen sollte, verspürte sie nur wenig Mitleid mit diesem Mann hier vor ihr ... obwohl er in der Tat restlos erschöpft aussah. Er verströmte Anspannung wie ein Feuer Wärme verbreitet, aber Maia war das egal. Sie wollte Antworten haben, sie musste sich wappnen, musste sich um Dinge kümmern und mit dieser Situation fertig werden – und sie hatte viel zu lange auf ihn gewartet. Tante Iliana, die wesentlich mehr zu wissen schein, als sie preisgab, hatte ihr lediglich versichert, dass sie Nachricht erhalten hatte, dass Angelica in Sicherheit war und Dewhurst sie in Kürze wiederbringen
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