Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
konnte sie nicht lockern, und Mirabella schien nicht geneigt, ihr hier zu helfen.
„Mirabella?“, sagte sie, diesmal etwas lauter.
Ein Luftzug und dann die Gegenwart von jemand anderem neben ihr, bedeuteten ihr, dass die junge Frau zurückgekehrt war. Maia fühlte, wie sie in der Eile an sie stieß. „Es ist Corvindale! Ein dritter Mann kam herein, und dann ist etwas passiert – er hörte einfach auf. Corvindale ... er hörte einfach auf. Er liegt jetzt auf dem Boden, oder ist tot, oder sonst was!“
„Haben sie ihn erschossen?“, fragte Maia. „Haben Sie da viel Blut sehen können?“
„Ich habe gar nichts gesehen, und einen Schuss hätte ich sicherlich gehört.“
„Holen Sie mich doch bitte hier heraus“, sagte Maia und strampelte noch mehr. Sie musste etwas sehen. Sie musste Mittel und Wege finden, sich hier um alles zu kümmern. Der Earl konnte nicht tot sein. „Können Sie Blut sehen?“
„Er schaut sich gerade in dem Zimmer um – da ist jetzt nur noch ein Mann“, zischte Mirabella, ihr Mund ganz nah dort, wo sie Maias Kopf vermutete, aber was in Wirklichkeit ihre Schulter war. „Ein Dritter ist jetzt hereingekommen. Er hat gerade nach meinem Bruder getreten ... und der hat sich nicht bewegt. Oh, lieber Gott!, bitte lass ihn nicht tot sein!“
„Lösen Sie jetzt endlich diese Schnur!“, sagte Maia. Sie konnte einerseits kaum glauben, dass der halsstarrige Earl zu Boden gegangen war – und schon gar nicht, dass er sich einfach so treten ließ. Andererseits war sie panisch bei dem Gedanken, was Angelica vielleicht gerade widerfuhr, und so zappelte sie verzweifelt wie ein Fisch im Netz hin und her. Waren das dort wirklich Vampyre ?
„Nein, ich tue das lieber nicht. Nicht bis– oh, der Mann hat das Zimmer verlassen. Ich warte noch kurz, um sicherzugehen, dass er auch wirklich fort ist. Dann schleiche ich mich hinein und sehe nach dem Earl.“
Mirabella bewegte sich, und Maia hörte, wie sie sich von ihr entfernte, und dann, nach einer halben Ewigkeit, ein leises Rütteln an den Glastüren. Und dann, ein etwas lauteres Rütteln und das gleiche Schubsen wie vorhin, als Mirabella wieder zurückkam.
„Noch jemand ist ins Zimmer gekommen! Er hat mich fast gesehen. Ich weiß nicht, wer es ist, aber ich glaube, ich sollte–“
„Was ist mit Corvindale? Haben Sie Blut gesehen? Sind Sie hineingegangen?“
„Er bewegte sich nicht, aber seine Augen scheinen geöffnet zu sein. Und sein Hemd ist komplett zerrissen, und da liegt eine Halskette aus Rubinen quer über seinem Hals, die er vorher noch nicht anhatte. Es ist äußerst merkwürdig. Aber ich konnte nicht nahe genug an ihn herankommen, denn die Tür öffnete sich, und ich bin wieder nach draußen gerannt.“
Maia konnte die Angst in der Stimme ihrer Freundin hören, und sie nahm an, man konnte ihr keinen Vorwurf machen, die Flucht ergriffen zu haben, als sich die Tür wieder öffnete. Aber wie hatte sie nur ihren Bruder dort zurücklassen können? Maia hätte nie–
Mirabella keuchte. „Der Mann nimmt sich gerade die Rubinhalskette! Er ist ein Dieb – oh! Corvindale!“
Und dann das Geräusch von den Glastüren, die sich krachend öffneten, und von schweren Schritten – Maia wurde angst und bange.
„Sind Sie verletzt?“, fragte Mirabella gerade, als Maia plötzlich wieder hochgehoben wurde und aus ihren Fesseln befreit wurde. Und das ausgerechnet von Corvindale, wie sie an den sicheren und geschickten Griffen merkte, die sie erneut irgendwohin fortzerrten.
Bis dann das Tuch endlich ihr Gesicht freigab, und sie sah, dass der Earl anscheinend ohne nennenswerte Kratzer davongekommen war, setzte er sie auch schon mitten in dem Zimmer ab, wo sie vorher gewesen waren. Es war ein Schlachtfeld.
„Angelica!“, war das Erste, was ihr über die Lippen kam, gerade als sie bemerkte, wie Lord Dewhurst das Zimmer verließ. Er hatte eine Kette von Rubinen bei sich.
Die Vorhänge lagen in einem wilden Durcheinander zu ihren Füßen, verhedderten sich in ihren hohen Schuhen und den vielen, langen Falten ihres Kostüms. Sie versuchte, sie mit den Füßen wegzutreten, panisch vor Angst wegen ihrer Schwester, aber Corvindale hielt sie am Arm umklammert. „Nehmen Sie Ihre Hände da weg“, fuhr sie ihn an, „ich muss Angelica finden.“
Corvindale ignorierte sie völlig und hob sie gerade aus dem Haufen von Tüchern und Vorhängen hoch, als sich die Tür hinter Dewhurst schloss, und sie bemerkte jetzt, dass ihm das Hemd in der Tat in
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