Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
Woodmore in der Tat erkannt – an ihrem Geruch, als er an ihr vorüberging, was – so nahm er an – der Grund dafür war, dass der Geruch ihm jetzt derart in der Nase brannte, dass es ihm nicht gelang, ihn zu ignorieren, hol’s der Teufel! Ganz besonders dann nicht, wenn sie so eng beieinander saßen wie hier in dieser verfluchten Kutsche.
Miss Woodmore erinnerte sich nicht an viel von jenem Abend; dafür hatte Dimitri später dann gesorgt, indem er seinen Zauber, seinen Bann, anwendete. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie tatsächlich ein Etablissement betreten hatte, dass sich nicht übermäßig vom Black Maude’s unterschied. Ein Etablissement, das die Geschmäcker junger Männer bediente, die junge, ja, jungfräuliche Frauen haben wollten. Widerstrebende, junge, jungfräuliche Frauen.
Je mehr sie widerstrebten, desto besser.
Es war ein Ort, den sie niemals mehr verlassen hätte, wenn Dimitri nicht dazwischen gegangen wäre.
Und Miss Woodmore erinnerte sich sicherlich nicht mehr daran, wie drei Männer und die Betreiberin versucht hatten, Dimitri davon abzuhalten, sie fortzuschaffen. Und wie er Miss Woodmore einfach hochgehoben hatte, während er seine Reißzähne entblößte und seine Augen rot glühen ließ. Nachdem er mit roher Gewalt auf diese widerwärtigen Leute eingedroschen hatte.
Und wie nah er dran gewesen war, seine Reißzähne zu benutzen, zum ersten Mal seit hundert Jahren. Nicht um zu trinken, sondern um zu zerstören. Um sie in Stücke zu reißen.
Nein, Miss Woodmore konnte sich nicht daran erinnern, wie er ihren Körper in seinen Knabenkleidern sicher in seinen Armen, hinaustrug, und nicht darauf achtete, dass er da unter ihrem zerrissenen Hemd skandalös offen zur Schau gestellte Frauenkurven in Händen hielt. Das Einzige, woran sie sich später erinnern würde, war, wie er ihr in eine Kutsche geholfen und sie zu Chas Woodmore zurückgebracht hatte.
Das war die erste Kutschfahrt gewesen, in der er zum Opfer von Miss Woodmores scharfer, widerspenstiger Zunge wurde.
Durch seine Umsicht und sein rasches Handeln bestand der gesamte Skandal darin, dass Maia nachts, ohne Anstandsdame und in Hosen, in Begleitung eines nicht respektablen Gentlemans gesehen worden war – und das auch nur vom Earl von Corvindale. Und er ließ sich selbstverständlich nicht dazu herab, zu tratschen.
Dimitri betrachtete das Ganze als einen Gefallen gegenüber Chas, indem er so gehandelt hatte, und einen Gefallen, gegenüber Miss Woodmore, indem er ihrem Bruder nie die Details erzählt hatte. Es war wirklich ärgerlich, dass sie nicht wusste, was er schon alles für sie getan hatte, denn sonst wäre sie vielleicht etwas dankbarer ihm gegenüber, dachte er missgelaunt, während er sie betrachtete.
Aber nein, dachte er dann, er bezweifelte ernsthaft, ob sie das je sein könnte.
„Ich habe mich immer gefragt, was Sie sich nur dabei gedacht haben, so etwas Törichtes zu tun, Miss Woodmore“, sagte er mit der Stimme eines Schulmeisters zu einem Schüler. „Sie, die Sie dafür bekannt sind, wie strikt Sie alle Auflagen der guten Gesellschaft erfüllen, und Sie, die sich nicht einmal im Traum zwei aufeinander folgende Tänze mit dem gleichen Tanzpartner an einem Abend gestatten würden. Oder die nie ohne Handschuhe gesehen wird, selbst wenn ein kleines Malheur mit dem Tintenfass einen Klecks darauf verursacht hätte. Und gab es da nicht einmal die Gelegenheit, wo Sie sich weigerten – aber ganz die höfliche junge Dame – mit Herrn Gilbertson zu reden, weil Sie sich noch nicht offiziell vorgestellt worden waren?“
Und dann war alles wieder beim Teufel, denn sie schaute ihn plötzlich an. Scharf. Ihre Augenlider halb gesenkt, und ein unangenehmes Glitzern dort. „Meine Güte, Lord Corvindale. Ich hatte ja keine Ahnung, wie genau Sie über meinen guten Ruf wachen.“
Eine Antwort wurde ihm glücklicherweise erspart, weil die Kutsche in der dreckigen Gasse hinter dem Black Maude’s anhielt. Dimitri verlor keine Zeit damit, seinen Abgang zu machen.
~*~
Maia bemühte sich nicht, das Geräusch ihrer verärgerten Schritte zu dämpfen, als sie sich der Tür von Corvindales Schlafzimmer näherte. Es geschähe ihm Recht, wenn er sie schon den Korridor entlanggehen hörte.
Mittag war schon lang vorbei, heute, am Tag nachdem sie Angelica aus diesem schrecklichen, schmutzigen, verrufenen Ort namens Black Maude’s gerettet hatten, und Maia hatte es satt, darauf zu warten, dass der Earl
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