Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
geschehen. Das war nicht nur ein Traum gewesen... Dann bemerkte sie, dass ihre Schwester etwas in der Hand hielt. „Was ist das da in deiner Hand? Ein Stock?“
Aber noch als sie es sagte, begriff sie. Das da in Angelicas Hand, was sie fest umklammert in den Falten ihres Nachthemds versteckte, war nicht lediglich ein Stück Holz, sondern ein Pflock. Dazu gedacht, einen Vampyr zu erstechen. „Oh“, sagte sie. Sie sah ihre Schwester an, und ihre Blicke kreuzten sich. Die arme Kleine. Sie hatte Schreckliches durchgemacht.
„Warum warst du denn wach?“, fragte Angelica.
„Ich kam, um nach dir zu sehen. Was ist passiert?“, fragte Maia und ergriff Angelicas Hand. Sie ließ sich von Angelica zurück zu ihrem eigenen Schlafzimmer führen.
„Ich habe etwas geträumt“, antwortete ihr Angelica. Aber Maia bemerkte, wie sie ein paar Mal heimlich über die Schulter zu ihrem Zimmer blickte, als ob sie erwartete, dort etwas zu sehen. Oder jemanden , der dort zur Tür herauskam. „Dass Voss sich in mein Zimmer geschlichen hat.“
Maia sah sie scharf an, mit voller Aufmerksamkeit. Sie ließen sich auf Maias Bett nieder, hinter ihnen die Tür leicht angelehnt. Maia hatte sie einen Spalt breit offen gelassen, für den Fall, dass man von draußen her etwas Ungewöhnliches hörte.
„Mein Liebes, es tut mir so Leid“, sagte Maia und nahm Angelicas Hände in ihre. Angelicas Hände waren so kalt, ganz ungewöhnlich für so eine warme Sommernacht. „Was du für Ängste ausgestanden haben musst. Ich habe aber nicht gehört, dass du geschrieen hättest, obwohl ich etwas hörte, was klang, als würdest du im Schlaf reden. Oder mit jemandem sprechen.“
„Es schien so echt“, flüsterte sie. Ihre Augen waren weit, weit weg. „Er ... “
Maia konnte nicht umhin, an ihre eigenen Träume zu denken. Sicher, sie hatten sie aus dem Schlaf geschreckt ... aber niemals, weil sie Angst gehabt hätte. Nur weil sie sich wünschte, sie wären echt. Sie drückte ihrer Schwester die Hände und rang um Worte, mit denen sie Angelica trösten könnte. „Manchmal können Träume einem mehr Angst machen als die Wirklichkeit“, sagte Maia. „Und manchmal können sie um so vieles ... schöner sein ... als die Wirklichkeit.“
„Was meinst du damit?“
„Nun.“ Maia konnte spüren, wie ihr im Gesicht warm wurde, als sie merkte, welchen Verlauf das Gespräch da gerade nahm. Sie setzte sich auf und zog eines von den zwei Dutzend Kissen auf dem Bett in ihren Schoß und hielt sich daran fest. Vielleicht schickte sich dieses Gespräch hier nicht. „Ich weiß gar nicht, ob ich dir davon erzählen soll. Schließlich bist du noch nicht vermählt und–“
„Und du ebenso wenig“, kam es von Angelica wie aus der Pistole zurückgeschossen. „Du bist auch noch nicht verheiratet, Schwesterherz, also bist du genauso unerfahren wie ich.“
Maia gelang es nicht, sich das kleine Lächeln zu verkneifen, das zusammen mit diesem warmen Kribbeln in ihrem Bauch in ihr hochstieg. „Aber das ist nicht wahr, meine liebe kleine Schwester. Alexander und ich haben –“, hier unterbrach sie sich und entschied, alles musste Angelica nun auch nicht wissen. Beim bloßen Gedanken an die Rückkehr von Alexander wurde sie nervös. Sie räusperte sich und überlegte, was sie nun denn erzählen sollte – und was nicht. „Nun, wir sind verlobt, und Chas sowie die Anstandsdamen waren nicht ganz so wachsam wie vor der Bekanntgabe unserer Verlobung.“
Angelica fielen fast die Augen aus dem Kopf, und Maia konnte genau sehen, wie schockiert sie war. Offensichtlich hielt Angelica ihre ältere Schwester für ebenso sittsam und tugendhaft wie der Rest der Welt. Corvindale mit eingeschlossen.
„Du und Mr. Bradington habt–“
„Nein, nein“, sagte Maia. „Nicht ganz so. Nicht ganz . Aber ... Angelica. Es ist sehr ... angenehm. Floos und Betty haben Recht. Man fühlt sich gut dabei. Und ich glaube, es wird noch angenehmer.“ Gegen die zunehmende Röte in ihren Wangen konnte Maia nichts ausrichten.
„Und was hat das damit zu tun, dass Träume besser als die Wirklichkeit sind? Oder meintest du, dass sie noch furchtbarer sind als die Wirklichkeit?“
„Nun.“ Maia zögerte. Vielleicht war das hier etwas, was sie ihrer Schwester besser nicht beichtete. Schließlich war es recht ... intim. Sie sah weg und rückte das Kissen in ihrem Schoß zurecht. Vielleicht sollten sie besser über etwas anderes sprechen. Aber bevor ihr da etwas einfiel, drang
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