Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
Aber ihre Wangen waren immer noch heiß, und es brauchte eine geraume Weile, bis ihr Herz nicht mehr so wild schlug.
Dieses wilde Schlagen lag teilweise darin begründet, dass sie für einen kurzen Moment nur die Hälfte vom Gesicht des Earl gesehen hatte. Die untere Gesichtshälfte, erleuchtet von dem unsteten Licht ihrer Lampe. Und für eine grässliche Schrecksekunde hatte sie auf seinen Mund gesehen.
Und sie hatte ihn wiedererkannt.
Den Karobuben.
Es war nur gut, dass sie zusammengerollt auf ihrem Bett saß, denn ihre Knie waren jetzt butterweich, und sie konnte kaum atmen.
In der Zeit, als der Earl mit ihnen sprach und bis er dann ging, hatte Maia ihren Fehler eingesehen. Es gab unzählige Gründe, warum der Bube nicht Corvindale gewesen sein konnte – der triftigste war wohl die Tatsache, dass der maskierte Mann sich nicht nur mit ihr unterhalten und auch geflirtet hatte, sondern sie auch geküsst hatte. Und er war nicht einmal unhöflich gewesen.
Dass Corvindale fähig sein sollte, sich so zu benehmen, war völlig unvorstellbar. Ganz besonders, weil es jedem klar war, dass er von Maia ebenso wenig hielt wie sie von ihm.
Obwohl, Ich hoffe, Sie sind nicht gerade dabei, sich ihres Mageninhaltes zu entledigen, und das auf meiner Weste, Ihre Majestät , könnte man als eine Beleidigung deuten...
„Angelica“, zischte Maia, als sie sah, wie ihre Schwester ein Ohr an den Türspalt drückte. „Was tust du da?“ Aber es war offensichtlich: Angelica lauschte gerade nach unten, um zu hören, was Corvindale da vorfinden mochte.
Neugierig und auch dankbar für eine Ablenkung stellte sie sich neben ihre Schwester. Sie lauschten beide für ein Weilchen, konnten aber nichts hören außer leisen Geräuschen wie Knarren und Heulen, allesamt nicht ungewöhnlich in einem großen, alten Haus.
„Hat es dir wirklich gefallen, in deinem Traum? Als er dich gebissen hat?“, flüsterte Angelica.
Maia erstarrte. „Ich möchte nicht darüber sprechen“, zischte sie zurück. „Ich wünschte, ich hätte den Mund gehalten.“ Sie hörten unten einen dumpfen Schlag, dann Stille.
„Ich kann es mir nur als schrecklich vorstellen“, flüsterte Angelica ihr wieder zu.
Maia musste ihre Augen schließen, als ein warmer Schauer der Erinnerung durch sie rieselte. „Selbst in den Geschichten, die Oma Öhrchen uns erzählt hat, über die Vampire ... selbst da kamen Leute vor, die es nicht ... schrecklich fanden.“ Anscheinend war sie eine von denen. Natürlich konnte es durchaus sein, dass sie ihre Meinung änderte, wenn es wirklich einmal passierte... „Und es war bloß ein Traum , Angelica.“
Sie hörten beide gleichzeitig, wie Fußschritte die Treppe hochkamen. Sie wirbelten dann auch beide sofort herum und rannten schnell zum Bett zurück. Sie waren beide gerade in einem Gewirr von Nachthemden und Kissen darauf gelandet, als jemand an die Zimmertür klopfte.
„Wenigstens hat er diesmal geklopft“, murmelte Maia, als die Tür aufgeschoben wurde.
Aber dann sah sie sah, wer dort stand, und war gleich hinter Angelica aus dem Bett gesprungen und an der Tür. „Chas!“, riefen sie und Angelica jetzt aus.
„Sssch – niemand darf wissen, dass ich hier bin“, sagte er und umarmte sie beide. „Kommt mit hinunter in das Arbeitszimmer. Corvindale erwartet uns dort.“
Maia verspürte Erleichterung und Verärgerung. Sie hatte jede Menge Fragen an ihren Bruder. Und ebenso eine Forderung: dass er sie vom Earl von Corvindale befreien möge.
Sie war hochentzückt, einen Morgenmantel überzuziehen und ihm hinunter in den Salon zu folgen.
~*~
Das sind also Chas’ Schwestern.
Narcise Moldavi beobachtete, wie die beiden jungen Frauen in Dimitris Arbeitszimmer traten. Sie trug einen breitkrempigen Hut und Männerkleidung und hatte sich am Kamin platziert, wo sie wartete – und auch wusste, dass die beiden nicht merken würden, dass auch sie eine Frau war. Ihr Gesicht lag unter der Krempe im Schatten, und sie hatte sich die leichte Schicht von Ruß unter ihren Wangenknochen aufgetragen, nicht nur um etwas hager auszusehen, sondern auch um den Anschein zu erwecken, dort sprieße ein Bart. Insgesamt sollte sie wie ein hagerer, alter Mann aussehen.
Die Schwestern sahen sich äußerlich nicht ähnlich und legten auch ein sehr unterschiedliches Verhalten an den Tag. Die eine war dunkel und hatte etwas von einer Zigeunerin, so wie Chas, mit dichtem, braunem Haar, dunklem Teint und geheimnisvoll
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