Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
seinen Gedanken nicht alleine sein. „Hast du“, setzte er an und folgte ihr. „Hast du irgendwelche alten, sehr alten, vielleicht die ursprünglichen Balladenbüchlein von der Faustlegende?“
Sie drehte sich um, da, wo sie gerade stand, und schaute von ihrem Buch hoch. Ihre Augen blitzten zufrieden auf. „Faust. Und warum würdest nach einer Geschichte suchen, die du doch so gut kennst?“
Dimitri konnte nicht verhindern, überrascht zusammenzuzucken – nicht so sehr wegen ihrer Worte, sondern eher wegen dem plötzlich wissenden Ausdruck in ihren unergründlichen Augen. „Was genau meinst du damit, gute Frau?“, fragte er und legte das ganze Frösteln und die Betonung eines Earl der englischen Krone in die Stimme.
„Ich denke, Dimitri, Earl von Corvindale, du weißt genau, was ich meine.“
Er blickte finster drein, ganz der Earl, und dachte für einen Moment auch daran, seinen Vampirzauber in seinen Augen brennen zu lassen. Er sagte jedoch nichts und wartete einfach auf ihre Erklärung.
Die Frau schloss ihr Buch, ohne die Seite zu kennzeichnen. Und es war ein sehr dicker Band. „Du und Johann Faust, ihr habt viel gemein, nicht wahr? Euer Pakt mit dem Teufel ist zwar recht unterschiedlich, aber dennoch ähnlich. Das ist, was ich meinte.“
Anstelle von maßlosem Zorn, der ihn hätte überkommen können (der ihn hier vielleicht überkommen sollte), empfand Dimitri nur Schock. „Woher weißt du davon?“
Sie schaute ihn nur an. „Das tut nichts zur Sache. Darf ich dich aber daran erinnern, dass sich in deiner Auswahl von Büchern aus diesem Laden alles von Lemegeton Clavicula Salomonis bis Malleus Maleficarum befand, und ebenso eine große Auswahl an Bibeln und Kabbala Literatur. Selbst ein paar Texte der Hindus. Und du hast sogar nach Bodhi gefragt. All diese Büchern befassen sich mit dem Erkennen von Dämonen oder dem Anrufen derselben, oder mit dem Wort und den Lehren von unserem Gott. Und daraus“, sagte sie und hielt ihn immer noch mit ihrem Blick fest, „kann man Schlüsse ziehen.“
Dimitri war sich nicht ganz sicher, wie sie ihre Schlüsse – auch wenn diese korrekt waren – genau gezogen hatte, basierend auf seinen Einkäufen, aber Earls ließen sich nicht dazu herab, mit Ladenbesitzern zu streiten.
Stattdessen sagte er förmlich, „Es gibt einen großen Unterschied zwischen mir und Herrn Doktor Faust.“
Sie nickte, als wüsste sie die Antwort schon und wartete nur darauf, dass er es aussprach.
„Faust hat Luzifer angerufen. Ich nicht.“
Sie nickte wieder. „Aber er kam zu dir, als du am verwundbarsten warst. Das ist seine Art.“
„Wer bist du?“, fragte Dimitri und war plötzlich wieder in jene Nacht zurückversetzt, in der ihm Luzifer im Traum erschienen war. Eine Nacht von unruhigem Schlaf, angefüllt mit Rauch und Asche und der Hitze vom Großen Brand von London.
„Mein Name ist Wayren. Das hier ist mein Geschäft.“ Mit einer eleganten Handbewegung umfasste sie den Raum. Dann schaute sie ihn an. „Was suchst du, Dimitri?“
„Ich habe gesucht“, sagte er mit einer sehr niedergeschlagenen Stimme, die er fast nicht als die seine erkannte, „nach einem Ausweg. Einem Weg, wie er seine Macht über mich verliert.“
„Du bist sicher, es gibt einen Weg?“, fragte sie, mit ihren Augen ganz bei ihm.
„Nein.“ Verzweiflung brach über ihn herein. „Ich bin sicher, es gibt keinen. Denn wenn es ihn gäbe, dann müsste ich ihn schon gefunden haben, das schwöre ich.“
Ohne ihre Antwort abzuwarten, machte er auf dem Absatz kehrt, verwirrt und unerklärlicherweise wütend, und ging.
~*~
Dimitri fauchte seinen Lakaien an, als er die Tür zur Kutsche öffnete, die dort im Mondlicht wartete.
Die Invasion seines Arbeitszimmers lag schon fast vier Tage zurück, und er, Woodmore und Cale hatten Voss in London immer noch nicht finden können. Er war da gewesen in jener Nacht, der freche Hund, in Angelicas Schlafzimmer ... aber irgendwie war er vor Chas’ Ankunft entwischt. Und seither schien ihn die Dunkelheit verschluckt zu haben.
Wahrscheinlich mit dem Segen Luzifers.
Dimitri hatte gedacht, dass Voss schon längst aus London geflüchtet wäre, aber heute hatte er doch tatsächlich eine recht knappe Nachricht von ihm erhalten. Voss’ Nachricht besagte, das Belial vorhatte, die Woodmore Schwestern heute Abend erneut anzugreifen, und warnte ihn, auf der Hut zu sein.
Als ob Dimitri je nicht auf der Hut wäre. Voss müsste es besser wissen.
Chas war
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