Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
gleichgültig. Sie hatte die Unterhaltung um sich herum kaum wahrgenommen, bis Dimitri einen Scherz machte, der nicht wirklich als Scherz gemeint war. Darüber, dass Giordan doch die Verantwortung für die Woodmore Mädchen und ihre Vormundschaft übernehmen sollte. Allen im Raum war klar, wie todernst er das meinte.
Giordan erwiderte das humorvoll, während er ein für ihn eingeschenktes Glas Whisky aus der Hand seines Freundes annahm. „Nicht im Traum fiele es mir ein, dich dieser Rolle zu berauben, Dimitri.“
„Aber warum können wir nicht mit dir mitgehen, Chas?“, fragte Maia.
Narcise betrachtete sie und hatte den entschlossenen, aber auch verzweifelten Ton in ihrer Stimme gehört. Entweder hing sie sehr an ihrem Bruder oder war sehr verzweifelt, hier in Blackmont Hall zu wohnen. Sehr erfreut, etwas zu haben, was sie von der Gegenwart des Mannes ablenkte, den sie am meisten auf der ganzen Welt hasste – oder am zweitmeisten; die andere Ehre gebührte Cezar –, beobachtete Narcise die ältere Woodmore Schwester.
Bei genauerer Beobachtung musste Narcise ihren ersten Eindruck von der jungen Frau korrigieren. Trotz ihrer Selbstsicherheit und dem Bedürfnis, alles unter Kontrolle zu halten, ging von Maia unterschwellig eine Art Hitze aus, die sie weicher und sinnlicher erscheinen ließ, als der erste Blick verriet. Vielleicht würde derlei nur einer anderen Frau das auffallen...
Narcise blickte zu der jungen Angelica und korrigierte sich auch hier – vielleicht würde nur eine andere Frau, die sehr viel Erfahrung hatte, was Intimität und Sinnliches betraf, diese Andeutung von unerfüllter Erotik bemerken. Unter den flinken Händen und den geschäftigen Bewegungen brodelte es. Dort, in Maias Augen, erschien es noch ganz verschwommen. In den grünbraunen und goldenen Augen, und in dieser reizvoll schmollenden Oberlippe, und vor allem, in dem weiblichen, moschusartigen Duft, den ihre Drakule Nase wahrnahm.
Das hier war eine Frau, die keine Erfahrungen mit Männern hatte, aber die kurz davor stand, erste Erfahrungen zu machen ... die bis an den Rand gegangen war, aber noch nicht darüber hinaus. Die wartete.
Vielleicht lag es daran, dass Narcise dieses Gefühl unerfüllter Erwartung in sich selbst wiedererkannte. Sie hatte Jahrzehnte gebraucht, um es zu finden, um sich zu gestatten, Gefühle auf einer wahrhaft tieferen Ebene zu empfinden als der rein körperlichen. Sich durch die Erniedrigung und den Schmerz zu kämpfen, den sie durch Cezar und seine Freunde gleichermaßen erlitten hatte, um sich endlich einem Mann hinzugeben, der sie erregte und sie wahrhaft erweckt hatte. Dem sie vertraute und dem sie sich öffnete.
Jetzt ertrug sie es nicht einmal, ihn anzuschauen, wenn sie im selben Zimmer waren.
Narcise lenkte ihre Gedanken in weniger gefährliche Bahnen und weg von dem fraglichen Mann und blickte zufällig zu Dimitri. Der Mann war aus Stein: hart, kalt, und gefühllos.
Genau wie Narcise sein wollte.
~*~
Dimitri bemerkte den nachdenklichen Blick von Narcise auf sich, als wollte sie ein tiefes Geheimnis in seinen Augen ergründen. Aber so unglaublich schön sie war und so verführerisch sie auch duften mochte, sie war leichter zu ignorieren als die Dolche, die Chas’ Schwester ihm ohne Unterlass mit den Augen zusandte.
Er versuchte, nicht an den schockierten Ausdruck auf Miss Woodmores Gesicht zu denken, als sie ihn dort hatte stehen sehen, auf der Türschwelle zu ihrem Schlafzimmer. Selbstverständlich hatte er gute Gründe gehabt, dort zu sein, es war nicht seine Schuld, dass ihre Stimme zu weit weg zu hören war, so dass er alles über ihren Traum mit einem Vampir gehört hatte. Die Frau musste ein bisschen Zurückhaltung lernen, verflucht noch mal.
Aber für einen kurzen Augenblick war ihm das Herz im Leibe stehen geblieben, als er glaubte, dort außer der Demütigung auch noch etwas wie ein Wiedererkennen zu sehen.
Dann redete er sich das wieder aus, denn sie konnte sich das alles nicht zusammengereimt haben, dass er der Karobube war. Er war so vorsichtig gewesen, er hatte sogar sein Kostüm abgenommen, zusammen mit der Krawattennadel und ihrem falschen Rubin, und auch die rotschwarze Weste. Gleich nach ihrem ... Zwischenspiel.
Anscheinend hatte jenes Zwischenspiel keinen so starken Eindruck bei ihr hinterlassen wie ein paar dunkle, erotische Träume, was eine verflucht gute Sache war. Obschon die Tatsache, dass sie die gleiche Art von Träumen zu haben schien, die
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