Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
Angelica beschützt und sicher halten, bis er sie zu Moldavi bringen konnte, und eine jüngere Frau in Kriegszeiten über den Ärmelkanal zu bekommen, wäre eine Herausforderung, selbst für die Drakule – aber man konnte es schaffen. Es wäre das Beste, wenn Dimitri sie fand, bevor sie die Gelegenheit hatten, London zu verlassen, aber er wusste auch genau, wo Moldavi in Paris wohnte, und wohin man Angelica bringen würde. Wenn er also nach Paris gehen müsste, um dem verdammten Kindersauger gegenüberzutreten, würde er das tun.
Mit Vergnügen.
Kühl und beherrscht hatte sein Gehirn sich methodisch durch die verschiedenen Schritte gearbeitet, um Belial und sein Opfer aufzuspüren, und ging gerade die Möglichkeiten durch – würden sie heute Nacht aufbrechen, so würde man Angelica irgendwo verstecken, bis man ein geeignetes Boot auftrieb; würden sie von den Docks hier losfahren, oder erst über Land nach Dover gehen. Fieberhaft ging er alles durch, sogar noch als seine Augen sich schlossen, und er sein Gesicht hob, um die verschiedenen, ineinander verwobenen Gerüche dieser Welt zu riechen, auf der Suche nach dem einen, der zu Angelica gehörte.
Als er feststellte, dass sie nicht aufgehört hatte zu reden, um seinen Aufmerksamkeit zu erhalten, und ihre Beharrlichkeit seine Konzentration störte, drehte Dimitri sich um und fauchte Miss Woodmore an. Zu seiner großen Überraschung schloss sie für einen Augenblick tatsächlich den Mund, und sah mit großen, schockierten Augen zu ihm hoch.
Er tat einen tiefen Atemzug, kämpfte, damit seine Augen nicht rotglühend wurden und seine Zähne sich nicht zeigten. Und, während er immer noch einen sicheren Abstand zu den tödlichen Rubinen einhielt, als sein Blick da den ihren traf, fühlte er, wie etwas in ihm schmolz. Sie sah völlig entsetzt und zerknittert aus, und – was eigentlich unmöglich war – als ob sie gleich weinen würde.
„Sie werden jetzt doch sicherlich nicht weinen, Miss Woodmore?“
Seine Worte erzielten die beabsichtigte Wirkung, denn sie zog ihre Schultern gerade, die in ihrem silberblauen Gewand dabei gewesen waren zusammenzusacken, was wiederum das Mieder weit offen stehen ließ. Ihr Blick flammte fast so heiß auf wie Belials, außer dass darin Tränen zu sehen waren.
„Natürlich tue ich das“, sagte sie in beleidigtem Ton. Eine der Tränen lief über und ihre Wange hinunter, und sie wischte sie zornig weg.
Dimitri schloss abrupt den Mund auf dessen Zunge schon automatisch die Antwort vorbereitet lag, die er zu ihr sagen wollte, sobald sie es abgestritten hätte, und schaute sie noch einmal an. Und stellte dann fest, dass er das besser nicht getan hätte.
Das Schmelzen in seinem Inneren begann sich zu drehen und sich rascher zu entfalten, wie ein Segel, das Wind aufnahm, und er konnte nicht umhin zu sehen, wie wundervoll sie gerade in diesem aufgelösten Zustand aussah ... ganz besonders jetzt, wo ihr Mund nicht mit Forderungen und Vorwürfen beschäftigt war. Die Wölbung ihrer Wange, weich und dennoch deutlich, die Spitze ihres Kinns mit seinem kleinen Grübchen, und selbst in diesem trüben Licht konnte er dunkle Wimpern und Brauen sehen, welche die Form ihrer Augen unterstrichen.
Und dieser Mund ... sein Blut kochte hoch, und er zwang sich unerbittlich, sich nicht an dessen weiche Hitze an seinem Mund zu erinnern. Und die Kardamom-Vanille und die süßen Maiglöckchen, die aus ihren Poren stiegen. Im Mondlicht sah ihr Haar Silberschwarz aus, alle Farbe war daraus entwichen, es war zu einem einfachen Chiaroscuro reduziert. Ihre Frisur war völlig zerstört, aber er fand es so viel interessanter als vor der Zerstörung: wild von ihren Schläfen und ihrem Mund herabfallend, lag ihr das Haar um den Hals, wo auch die Ohrgehänge baumelten.
„Ich denke, ich darf mir ein paar Tränen erlauben“, sagte sie mit einer Stimme, die etwas ... weniger hart klang. Etwas holpriger, unsicher in der Kadenz. Fest, ruhig, aber mit Gefühl. „Ich bin etwas verängstigt und verwirrt. Schließlich hatten wir gerade einen Unfall in der Kutsche, wurden von schrecklichen, blutrünstigen Vampyren angegriffen, und meine Schwester ist von ihnen entführt worden.“ Jetzt schwoll ihre Stimme etwas an. „Und unser so furchteinflößender Vormund hat nichts tun können, um sie aufzuhalten. Was hat Chas sich nur dabei gedacht?“
Das Segel in ihm hatte den Wind wieder verloren, und Dimitri machte ein böses Gesicht. Verdammt noch einmal, sie
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