Luzifers Heiliger (Die Londoner Drakulia Vampire #2) (German Edition)
Möbelstücke hatte man Laken gebreitet. Die Vorhänge vor den Fenstern waren zugezogen und das Licht somit dämmrig. Ihr Duft stieg ihm in die Nase, zusammen mit anderen: Blut, alter Stoff, Staub, abgegriffenes Leder, Wasser. Salzwasser. Fische. Sie befanden sich in der Nähe der Themse. Vielleicht an der Werft.
„Hast du mich vermisst, Liebling?“, fragte sie und kam plötzlich näher, um ihm die Wange zu tätscheln. Die Rubine klickerten leise und schwangen zusammen mit ihr nach vorne. „Wir haben uns ja so viel zu erzählen.“
Er schloss die Augen, als eine Schmerzwelle über ihn hinwegschwappte, und dann langsam abebbte, als sie wieder von ihm wegtrat. „Moldavi, nehme ich an?“
Lerina lächelte und zeigte ihre langen Zähne. „Du bist ein ganz Schlauer, Dimitri.“
„Wessen Körper war das dann in den Trümmern? In ... deinem Kleid?“, fragte er und versuchte, seinen Atem regelmäßig kommen zu lassen. Jetzt wusste er, wie das Geheimnis seiner Asthenie entdeckt worden war. Als seine Geliebte hatte Lerina es irgendwie herausgefunden. Denn er hatte ihr es ganz sicher nie verraten. Oder sie und Moldavi hatten es gemeinsam entdeckt.
Sie zuckte mit den Schultern, und die Rubine tanzten. „Ich habe keine Ahnung. Darum hat Cezar sich gekümmert. Wahrscheinlich irgendeine Sterbliche. Alles diente nur dem Zweck, dich glauben zu machen, ich wäre bei dem Brand umgekommen.“
Dimitri zog sich auf dem Stuhl in eine aufrechte Position. Jede Bewegung fühlte sich an, als würde er gegen Bleigewichte kämpfen, während er sich stromaufwärts in einem reißenden Fluss fortbewegte. Der Schmerz von seinem Teufelsmal hatte sich zu dem der Rubine gesellt, raubte ihm den Atem und brannte sich in seine Haut ein. Er konnte den körperlichen Schmerz jedoch bezwingen, sein Verstand arbeitete nach wie vor einwandfrei. Und jetzt geradezu fieberhaft.
„Willst du mich nicht fragen, was ich will?“, sagte Lerina und beugte sich wieder näher.
Ihr Duft stieg ihm wieder in die Nase, zusammen mit einem weiteren, stechenden Schmerz von den Rubinen. Dimitri zuckte nicht zusammen, noch blinzelte er, sondern erwiderte ihren Blick ganz ruhig. „Du wirst es mir erzählen. Obwohl ich auch ... ziemlich sicher bin, ich weiß es schon.“
„Ach wirklich?“ Lerina grinste und fuhr sich mit der Zunge über die Spitzen ihrer langen Zähne. „Ich habe über ein Jahrhundert auf diesen Augenblick gewartet, Dimitri, Liebster.“
„Über ein Jahrhundert“, presste er sich heraus. „Hattest du nichts Besseres zu tun?“
Wie eine Peitsche schoss ihre Hand hervor und klatschte ihm ans Gesicht, einer ihrer Rubine schlitzte ihm die Wange auf. Der Schlag dröhnte ihm im Schädel, aber er blieb regungslos sitzen. Blut tropfte ihm warm die Wange herab.
Ihre Nasenflügel wurden weit, als sie den Duft einsog, ihre ganze Aufmerksamkeit jetzt an seiner Wunde. Dann sammelte sie sich, schüttelte leicht den Kopf und trat mit einem seltsamen Lächeln zurück.
Er war sich sicher, dass von Lerina keine Gefahr drohte außer weiterem unablässigem Geschnatter und ihren Temperamentsausbrüchen. Hinter all dem hier musste Moldavi stecken, und Dimitri nahm an, der Mann würde noch eine kurze Schau von Machtdemonstration haben wollen, bevor er sich Dimitris entledigte – oder was auch immer sein Plan war.
„Da du mich nicht fragst, werde ich es dir erzählen“, verkündete Lerina ihm.
„Bitte nur das Nötigste. Es gibt keine Veranlassung ... hier unnötig auszuschmücken.“ Er fand es zunehmend schwieriger, gelassen zu bleiben und seine Stimme ruhig zu halten.
Verärgerung flackerte kurz in ihren Augen auf, ein glühender Ring um ihre blassblauen Augen. „Nun denn“, sagte sie und trat, Gott sei Dank, einen Schritt zurück. Ihre Hand flatterte leicht, als sie sich auf etwas vorbereitete, was sicherlich ein dramatischer Monolog werden würde.
„Cezar hat mich zur Drakule gemacht“, sagte sie, als handele es sich um eine große Ankündigung. Als er darauf – hätte er die Kraft gehabt, hätte er mit den Augen gerollt – nicht zu reagieren schien, wurde ihr Mund schmal, und sie fuhr fort. „Ich wollte, dass du mein Erzeuger wirst. Wir hätten bis in alle Ewigkeit recht glücklich zusammengelebt.“
„Den Schicksalsgöttinnen sei Dank dafür“, murmelte er.
Ihr Gesicht verfinsterte sich wieder. „Du hattest schon immer einen widerwärtigen, schneidenden Ton am Leib“, sagte sie. „An deinem
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