Luzifers Kriegerin (Die Londoner Drakulia Vampire #3) (German Edition)
Gesicht mit dem sehr breiten Kiefer war glattrasiert. Während er gestikulierend sprach, funkelten an seinen Fingern mehrere Ringe. „Mir wurde mitgeteilt, dass Sie versucht haben, mich zu Hause anzutreffen. Es war unverzeihlich von mir, Ihnen keine Erklärung für meinen plötzlichen Aufbruch zu geben, und auch für den meiner Schwester, bei dem Abend in Ihrem Hause vor ein paar Wochen. Unvorhergesehene Umstände erforderten meinen Aufbruch und die Abreise aus Paris und, um ehrlich zu sein, ich war zu beschäftigt und auch wegen anderen Dingen beunruhigt, um auch nur daran zu denken, Ihnen eine Entschuldigung oder eine Erklärung zukommen zu lassen.“
Giordan hörte dieser Ansprache schweigend zu und betrachtete den Mann nachdenklich, aber er nahm auf keinem der angebotenen Sessel Platz. Der Mann lügt so seelenruhig, wie die Seine in ihrem Flussbett liegt. Und es umgab ihn heute Abend eine merkwürdige, andersartige Stimmung. Vorfreude, vielleicht, oder eine Art nervöser Energie.
„Und Narcise – ich fürchte, meine Diener haben mich da missverstanden. Selbstverständlich hätte ich Ihnen auch in meiner Abwesenheit den Zutritt zu ihr nicht verwehrt ... aber anscheinend, haben sie da etwas missverstanden.“ Moldavi, der immer noch stand, hatte einen kleinen Schrank geöffnet und betrachtete gerade eine Auswahl Flaschen darin und wählte eine aus. Er schaute sich das Etikett an, stellte sie dann wieder mit einem Tss-tss zurück, es klirrte mehrmals leise, als er weitersuchte, bis er eine zweite fand. „Ah. Ausgezeichnet“, sagte er zufrieden. „Ich hoffe, der wird Ihnen gefallen“, fügte er mit einem Blick auf Giordan hinzu.
„Dass Sie mein Haus so überstürzt verlassen haben, hat mich nicht beleidigt. Ich war eher beunruhigt“, eröffnete Giordan das Gespräch, während sein Gastgeber zwei Gläser auf einem Wandbord vollschenkte. Der aufreizende Duft von frischem Blut vermischt mit einem Schnaps füllte den Raum. Er fragte sich leicht alarmiert, woher das Blut wohl stammen mochte. „Denn schließlich hatte man mir an jenem Abend ein unerwartetes Geschenk gemacht“, sagte er, „ich hatte noch keine Gelegenheit mich dafür bei Ihnen zu bedanken.“
„In der Tat. Ich hoffe, es hat Ihnen Freude bereitet“, sagte Moldavi und reichte seinem Gast eines der beiden Gläser, wobei er mit den Fingern über Giordans Finger streifte. „Um ganz ehrlich zu sein, ich war mir nicht sicher, ob es Ihren Geschmack trifft. Ich hatte eigentlich gehofft, das wäre nicht der Fall gewesen.“ Der andere Mann richtete seine Augen bedeutungsvoll auf Giordan, und zum ersten Mal erblickte dieser darin etwas anderes als Gerissenheit und Intelligenz.
Bewunderung.
Faszination.
Begierde.
Er erkannte all das und trat fast einen Schritt zurück, sein Magen verdrehte sich ihm unangenehm, Schock und Erkenntnis verschlugen ihm die Sprache. Und auf einmal stiegen all die dunklen Erinnerungen wieder machtvoll nach oben, in sein Bewusstsein – die grabschenden Hände in den kleinen Gassen, der Geruch von Männern, die Erniedrigung, der Schmerz.
Giordan schüttelte die Bilder ab und erdolchte Moldavi mit seinem ausdrucklosen Blick. „Um es deutlich zu sagen, der Abend hat mir ausgesprochene Freude bereitet“, er antwortete klipp und klar, unmissverständlich. „Wo ist sie?“
Jeder Vorwand und jede Ausrede waren jetzt verschwunden; sie standen Mann zu Mann, starrten einander an, alles lag offen vor ihnen.
„Sie ist weg“, sagte Moldavi.
„Ich möchte sie sehen.“
Moldavi zuckte mit den Schultern. „Sie hat nicht den Wunsch, dich zu sehen.“
„Du lügst“, erwiderte Giordan zuversichtlich. „Sie ist in mich verliebt.“ Er wusste es einfach; zweifelte keinen Augenblick daran, denn auch wenn sie die Worte nicht ausgesprochen hatte, sie hatte ihm den Beweis erbracht, als sie ihn küsste.
Sie hatte ihn mehr als einmal geküsst, nicht nur aus einer Laune heraus, aus Begierde, oder nur, weil er sie darum gebeten hatte. Sie hatte ihn liebevoll und zärtlich geküsst, und aus freien Stücken. Er zweifelte nicht an der Echtheit ihrer Gefühle für ihn und glaubte nur zu sehr daran, dass ihr Bruder hier versuchte, ihn zu manipulieren.
„Und zu meiner großen Enttäuschung bist auch du in sie verliebt“, sagte Moldavi. Er zog etwas aus seiner Tasche. „Du hast dich sehr gut verstellt. Ich war mir ganz und gar nicht sicher, denn du schienst immun. Ich hatte gehofft–“ Er schüttelte den Kopf, presste seine Lippen
Weitere Kostenlose Bücher