LYING GAME Und raus bist du
zurück!«
Emma sprintete mit brennenden Füßen los, den Blick auf die nahe Straße gerichtet. Am Ende der Auffahrt landete ihr Fuß auf einem spitzen, scharfen Gegenstand. Sie schrie auf und fiel auf die Knie.
»Steh auf!«, schrie ich ihr ins Ohr. »Steh auf!«
Emma rappelte sich wieder auf. Ihre Verfolgerinnen hatten sich an dem Subaru vorbeigequetscht und drängten durch den schmalen Durchgang. Emma fing Laurels Blick auf. Sie hatte die Schultern wütend hochgezogen. Emma wimmerte und taumelte auf die Straße.
Und dann ging das zeitschaltergesteuerte Licht an der Garage aus und tauchte die Auffahrt und die Straße in undurchdringliche Dunkelheit.
Emma erstarrte. Mit panischer Angst tastete sie sich an der Bruchsteinmauer der Nachbarn entlang, schlich auf die andere Seite und duckte sich. Hier konnten die anderen sie nicht sehen.
»Sutton?«, riefen die Mädchen. Ihre Absätze klapperten auf dem Asphalt. Sie kamen immer näher. Möglicherweise waren sie schon bei der Mauer.
Eine Hand packte ihr Handgelenk, und Emma schrie leise auf. Sie wehrte sich gegen den Griff, wurde aber hochgezerrt und tiefer in den Nachbargarten gezogen. Als die Hand sie losließ, prallte sie mit den Handflächen auf spitze Kiesel. Tränen stiegen ihr in die Augen. Schmerz pochte in ihrem Fuß, und beißender Zigarettenrauch stieg ihr in die Nase. Sie starrte die dunkle Gestalt vor ihr an und erwartete, Charlottes wütendes Gesicht oder Laurels sengenden Blick zu sehen. »Was machst du denn da?«, fragte stattdessen eine männliche Stimme.
Emma blinzelte. »Ethan?«, flüsterte sie. Ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit, und sie konnte Ethans kurz geschorenes Haar und seinen markanten Kiefer erkennen. Er hielt eine Zigarette zwischen den Fingern, die rote Spitze glühte in der Dunkelheit.
Ethan trat die Zigarette im Kies aus und musterte Emmas verschwitztes, gehetztes Gesicht, ihr zerrissenes Kleid, ihre nackten Füße. »Was zum Teufel ist hier los?«
»Sutton?«, rief Madeline gleichzeitig. Sie befand sich auf der anderen Seite der Bruchsteinmauer.
»Wo bist du?«
Emma packte Ethan an der Hand. »Kannst du mich hier wegbringen? Jetzt gleich?«
»Was?«
»Bitte«, flüsterte Emma verzweifelt und drückte seine Hand fest. »Kannst du mir helfen?«
Er betrachtete sie. Ein Ausdruck, den Emma nicht deuten konnte, huschte über sein Gesicht. Dann nickte er. »Mein Auto steht ein paar Häuser weiter.« Hand in Hand verschwanden sie in der Dunkelheit.
Ich hoffte, er würde Emma hier rausholen, bevor die anderen sie erwischten.
30 – Jemand weiß Bescheid
Ethan führte Emma zu seinem alten roten Honda Civic, der eine graue Tür hatte und einen Sprung in der Windschutzscheibe aufwies. Drinnen roch es nach McDonalds und alten Schuhen, und der Beifahrersitz lag voller Schulbücher und Papiere. Emma schob sie zu Boden und schnallte sich an. Ethan setzte sich ans Steuer. Als Emma sich umdrehte, sah sie Laurel vor der Auffahrt stehen. Sie blickte sich nach allen Seiten um.
Die Anlage dröhnte los, sobald Ethan den Zündschlüssel drehte. Es lief ein schneller, aggressiver Song, und Ethan griff schnell nach dem Regler und drehte ihn aus. Mit quietschenden Reifen kurvte er aus der Parklücke und fuhr los. Emma hatte die Fingernägel in die Oberschenkel gekrallt. Sie schaute in den Seitenspiegel zum Haus der Mercers, das hinter ihr immer kleiner wurde.
»Willst du mir erklären, was hier gerade abging?« Ethans leise Stimme brach das Schweigen.
»Das ist schwer zu erklären«, antwortete Emma.
Sie fuhren an dem Park vorbei, in dem sie und Ethan Tennis gespielt hatten. Die Flutlichtanlage war angeschaltet, die Plätze aber leer. Sie fuhren am Mr-Pinky-Nagelsalon vorbei. Dann am La-Encantada-Einkaufszentrum, in dem sie und Madeline eingekauft hatten. Links ging es zur Hollier High. Ein großer einarmiger Kaktus schien ihnen den Weg zu zeigen.
»Wohin fahren wir?«, fragte Ethan.
Emma ließ sich tiefer in den Sitz sinken. Wo konnte sie denn hin?
Zur Polizei? Würden sie ihr jetzt glauben? Konnte sie die Beamten dazu bringen, Laurels Zimmer zu durchsuchen, wo sie das Video entdecken würden?
Dann holte sie tief Luft. »Zum Busbahnhof in der Innenstadt.«
Ethans Augenbrauen zuckten. »Der beim Hotel Congress?«
»Ja.«
»Willst du verreisen?«
Emma verschränkte die Arme vor der Brust. »Ja.«
Er deutete auf ihre Füße. »Ohne Schuhe?«
»Ich schaff das schon.«
Ethan sah sie seltsam an, bog an der nächsten Kreuzung
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