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Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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lag, dass die Tremondes seit der französischen Revolution in Preußen lebten, wie sie heute erfahren durfte. Aber galt das nicht auch für die Familie de Sagrais? Vielleicht war das nur eine Masche, Frauen lieben fremde Akzente. Oder er hatte seine Kindheit in Frankreich verbracht, bevor er zum Sitz der Familie zurückgekehrt war.
    Tremonde warf einen verzweifelten Blick zu Joli. Er hoffte augenscheinlich, sie würde ihre Meinung ändern und bleiben. Aber Joli hatte sich entschieden, sie war nicht bereit ihr Leben umzukrempeln, nur wegen eines kurzen Gesprächs mit einem Mann den sie nicht einmal richtig kannte und der ihr etwas verwirrt vorkam. Auch nicht, um für einen überdurchschnittlich attraktiven Marquis mit viel Geld zu arbeiten, bei dessen Anblick ihr das Wasser im Munde zusammenlief. Sie zögerte. So betrachtet war das Angebot nun tatsächlich deutlich verlockender als zuvor.
    Sie schüttelte heftig den Kopf, um wieder zu klarem Verstand zu kommen. Vieles mochte sie sein, aber eines war sie gewiss nicht. Käuflich. Es ging nicht um de Sagrais, sondern um ihren Vater, der mit ihr ein mieses Spiel gespielt hatte.
    „Tut mir leid, verehrter Herr. Sie müssen sich eine andere Dienstbotin suchen. Ich habe alles mit meinem Vater besprochen. Er wird es Ihnen erklären. Auf wiedersehen.“
    Es kostete Joli einiges an Überwindung, den Blick von de Sagrais abzuwenden, ihren Vater nicht weiter zu beachten und schnurstracks zur Tür zu marschieren. Tremonde tat ihr immer noch leid. Und de Sagrais weckte ihre Neugierde. Es umgab ihn etwas Gefährliches, zugleich Sinnliches, das sie schwer in Worte fassen konnte. Etwas, das sie von der ersten Sekunde an in seinen Bann zog.
    Endlich erreichte sie die Tür. Mit aller Kraft drückte sie die altmodische Klinke herunter, da spürte sie Tremondes Hand auf ihrer Schulter.
    „Bitte überlege es dir noch einmal.“
    „Oh bitte, lassen Sie mich doch endlich mit dieser albernen Tradition in Ruhe. Ich möchte meinen Job nicht wegen Ihres Problems aufgeben, kapiert?“
    „Ich habe dich verstanden. Und es tut mir leid, wenn ich dich heute enttäuscht habe. Vielleicht hätte ich gleich mit offnen Karten spielen sollen.“
    Sie schnaubte. Gut, er hatte sich entschuldigt. Gleichzeitig gab er sich nicht einmal Mühe zu verbergen, dass sie ihm eigentlich egal war und dass er sie nur aus einem Grund eingeladen hatte. Nicht, um sie kennen zu lernen, nicht um ihr im Angesicht des Todes näher zu kommen. Es ging ausschließlich um die Tradition.
    „Solltest du deine Meinung dennoch ändern, weißt du, wie du mich erreichen kannst.“
    Großer Gott, wer hatte Tremonde nur diesen Traditionswahn eingeimpft? Was spielte es für eine Rolle, wie die Person mit Nachnamen hieß, die diesem ominösen, wenngleich hinreißenden Marquis die Fußnägel schnitt, den Rücken massierte ... Diese Gedanken lösten mehr positive Gefühle in ihr aus als es ihr lieb war. Himmel, vielleicht war es doch ein Fehler, das Angebot abzulehnen. Sie verstand noch immer nicht, warum der Butler oder die Hausdame des Marquis aus der Familie Tremonde stammen musste. Ihr Nachname war noch nicht einmal Tremonde, sondern Balbuk.
    „Ja, gut“, sagte sie ungehalten, damit Tremonde endlich Ruhe gab und warf einen letzten Blick in den Flur, in der Hoffnung, den sexy Marquis noch einmal zu sehen. Doch zu ihrem Bedauern war er bereits verschwunden. Sie seufzte.
    „Soll ich dir ein Taxi rufen?“
    „Nein, danke. Ich fahre mit dem Bus.“
    Joli hatte alle Mühe sich ihre Enttäuschung nicht zu sehr anmerken zu lassen. Es gelang ihr, die Tür hinter sich geräuscharm zu schließen. Sie fragte sich, warum sie sich nur auf dieses Treffen eingelassen hatte.
    Zwei Tage waren vergangen, seit Joli das Haus des Marquis de Sagrais in Dahlem verlassen hatte. Seitdem hatte sie weder einen Gedanken an das Angebot ihres Vaters, noch an Tremonde selbst verschwendet. Dafür war de Sagrais im Minutentakt in ihren Gedanken aufgetaucht. Sie war überrascht, wie viele Details ihr in der kurzen Zeit aufgefallen und wie viele davon ihr in Erinnerung geblieben waren. Was für ein Mann. Animalisch, mit einem wilden Funkeln in den Augen, großen, starken Händen und sinnlichen Lippen. De Sagrais gehörte zur Creme de la Creme der heißesten Männer. Zumindest in Jolis Welt, denn er entsprach nicht dem gängigen Typ des Schönlings. Zwar wirkte er gepflegt, gleichzeitig aber auch rau. Er erinnerte sie an einen Rockstar mit einer rebellischen Ader,

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