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Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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heißt, entweder ich kündige einer von euch beiden oder ihr teilt euch den Job. Karla wäre bereit dazu. Wie sieht es mit Ihnen aus?“
    Jolis Herz pochte schneller. Ein Halbtagsjob. Wie sollte sie nun ihre Miete und Rechnungen bezahlen? Mit dem Gehalt kam sie nicht über die Runden. Karla war in einer Beziehung und ihr Dauerverlobter verdiente als junger Anwalt für zwei. Sie hingegen hatte niemanden.
    „Schwierig.“
    „Vielleicht suchst du dir noch einen zweiten Job?“, schlug Karla vor und setzte ihre Mitleidsmiene auf.
    Joli zuckte frustriert die Schultern. Ein Nebenjob, schön und gut. Aber zwei Jobs waren schwer zu koordinieren.
    „Es tut mir sehr leid“, sagte Dr. Mark. „Doch für die nächste Zeit gibt es keine andere Lösung. Leider.“
    Joli nickte langsam. Er kann ja nichts dafür, dachte sie, doch verpasste sich im selben Moment eine imaginäre Ohrfeige. Natürlich konnte er etwas dafür. Wenn er sich nicht verspekuliert hätte, könnte sie ihren Job behalten. Wie dem auch sei, die Situation war wie sie war und ließ sich jetzt nicht mehr ändern. Zumindest konnte sie halbtags in der Praxis arbeiten. Es würde schon irgendwie gehen. Es musste.
    „Dann machen wir es also wie jeden zweiten Samstag? Jede von uns arbeitet einen halben Tag. Übernimmst du heute die erste Schicht?“, fragte Joli.
    „Das kann ich machen.“
    „Gut. Ich möchte mir die Stellenanzeigen ansehen. Oder kennen Sie einen Tierarzt der zurzeit eine Helferin sucht?“
    Ihr Chef schüttelte bedauernd den Kopf.
    „Was ist denn mit der neuen Tierklinik? Die suchen jemanden“, überlegte Karla.
    „Dort haben sie bereits eine Tierarzthelferin eingestellt“, war Doktor Marks prompte Antwort. „Auf meine Empfehlung. Tut mir leid. Wenn ich das gewusst hätte ...“
    Natürlich. Konnte ein einzelner Mensch mehr Pech haben? Seit zwei Wochen hatten die vergeblich eine Assistentin gesucht. Frustriert legte Joli den Overall in den Schrank zurück und griff nach der Tageszeitung, die wie jeden Morgen auf dem Glastisch im Wartebereich lag.
    „Ich setze mich ins
Expresso
. Bin über mein Handy zu erreichen, falls ihr mich brauchen solltet.“ Wenige Augenblicke später kämpfte sich Joli durch den Nieselregen, der nun zu allem Überfluss früher als erwartet einsetzte. Das Wetter passte sich ihrer Stimmung an. Verbissen drückte sie die Zähne zusammen, um nicht in Tränen auszubrechen. Innerhalb von wenigen Sekunden nahm der Regen zu und sie verfluchte sich dafür, dass sie ihren Regenschirm zu Hause gelassen hatte. Schwer prasselten die dicken Tropfen in einem geräuschvollen Rhythmus auf sie nieder. Sie legte einen Schritt zu, drückte die Tür des
Expresso
mit Schwung auf und setzte sich an einen Tisch am Fenster.
    „Wie immer, eine heiße Chili-Schokolade?“, fragte der freundliche Kellner.
    Joli überlegte einen Moment, nickte dann aber. Wenn es etwas gab, das die Glückshormone in Schwung brachte, dann war es eine Überdosis Schokolade.
    „Kommt sofort!“
    Sie sah dem jungen Mann nach. Seine ausgesprochen gute Figur und sein überaus knackiges Hinterteil erinnerte sie unwillkürlich an den Marquis de Sagrais. Mit dem Unterschied, dass der exzentrische Adlige keinendunklen Teint hatte, hätten die beiden Männer Brüder sein können. Mit einem leisen Knurren schlug sie sich gegen die Stirn, um den Marquis endlich aus ihrem Kopf zu bekommen. Sie hatte nicht die Zeit über ihn nachzusinnen, völlig gleich wie sexy sie ihn fand. Sie musste einen zweiten Job finden. Und das schnell, wenn sie nicht Ende des Monats auf der Straße sitzen wollte. Entschlossen schlug sie die Zeitung auf und ging die Stellenangebote durch. Der Regen hatte die Seiten stark durchgeweicht, das meiste war trotzdem noch zu lesen. Ein Anwalt suchte eine Schreibkraft. Vielleicht war das etwas für sie. Tippen konnte sie und wenn nicht mehr gefordert wurde, war das allemal zu bewältigen. Sie öffnete ihre Handtasche, um das Handy herauszuziehen und griff dabei versehentlich nach dem Brief ihres Vaters, den sie noch nicht entsorgt hatte. Vor Schreck über diese Erkenntnis fiel ihr das zusammengeknüllte Stück Papier aus der Hand und auf den Boden. Der Kellner kam zurück, stellte die zylinderförmige Tasse vor ihre Nase, um den Brief mit einem charmanten Lächeln für sie aufzuheben.
    „Sie haben etwas verloren. Bitte schön.“
    Joli nahm die Nachricht und starrte auf sein hinreißendes Zahnpastalächeln. „Danke“, hauchte sie. Sie musste ziemlich

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