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Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition)

Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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erst seine Personalien aufnehmen, das war immer riskant. Er besaß einen gefälschten Ausweis, denn trotz seines biblischen Alters sah er nicht älter als dreißig aus. Ein Vorteil des wölfischen Blutes, das zu Erklärungsnot führen konnte, wenn Nachbarn plötzlich feststellten, dass der Herr aus dem 4. Stock seit zwei Jahrzehnten nicht alterte. Ähnlich war es um seine Ohren bestellt, die spitz zuliefen, wie die Ohren eines Wolfes. Manche Leute gaben sich mit der Jugendsünde als Erklärung zufrieden. Denn die Geschichte von der Ohrspitzenoperation klang im Zeitalter der Piercings und Brandings einigermaßen glaubwürdig. Seine kurzen schwarzen Haare und der markante Ohrring, den er seit dem 19. Jahrhundert trug, lenkten zudem von seiner ungewöhnlichen Ohrform ab.
    Als er die Polizeisirenen hörte, zog er sich in die Herrentoilette zurück, um der obligatorischen Prozedur, die an dieser Stelle einsetzte und meist mit einer Einladung auf das Revier zur Zeugenaussage endete, zu entgehen.
    Schon als er den kleinen Raum betrat, spürte er, dass er nicht allein war. Er hörte den aufgeregten Atem eines Menschen, spürte dessen Herzschlag und nahm einen fauligen, moderigen Geruch wahr. Dieser irritierte ihn, war er doch immer ein Anzeichen für Unannehmlichkeiten, die nicht selten mit Blutsaugern zu tun hatten. Neugierig schlich er sich an die Kabine heran, so lautlos wie möglich. Als Werwolf war er ein Meister des Anpirschens, doch die menschliche Kleidung war für solche Aktionen freilich nicht geschaffen. Die Schuhsohlen quietschten, der Stoff seiner Hose raschelte.
    „Hast du das gehört?“, vernahm er die Stimme einer jungen Frau aus der Kabine.
    „Nein, Süße, ich hab nur Augen und Ohren für dich. Küss mich noch mal.“
    Killian hielt den Atem an, in der Hoffnung, dass sie sich wieder anderem zuwandten.
    „Du bist so süß.“
    „Und du erst.“
    „Was ist das?“
    „Das habe ich dir doch erzählt, schon vergessen?“
    „Nein, nein. Ich habe nur nicht damit gerechnet, dass es so groß ist.“
    Killian verkniff sich ein Grinsen und zog sich zurück in den Vorraum der Toilette, um zu warten, bis die Polizei verschwunden war und in der Hoffnung, dass die Kollegen nicht nach ihm suchen würden. In der Aufregung würde er hoffentlich untergehen. Er warf einen Blick zu dem offenen Fenster. Es war kaum groß genug, um sich durchzuquetschen, aber wenn er jetzt floh, würde er sich später erklären müssen.
    Plötzlich gellte ein Schrei aus der Kabine. Killians Herz setzte einen Takt aus. Dann stürmte er, ohne groß nachzudenken, zu der Kabinentür, riss sie auf und fand eine totenbleiche Frau und einen ebenso bleichen Mann, der eine Punktion an ihrer Ellenbeuge vorgenommen hatte und ein winziges Gefäß mit ihrem Blut in Händen hielt. Killians Verstand suchte nach einer Erklärung für dieses absurde Bild, aber er fand keine, die ihm genügte. Er wusste, dass dieser Mann ein Vampir war, der eine unschuldige Frau ihres Blutes beraubte. Sein modriger Geruch hätte ihn warnen müssen. Verdammt, er war heute wirklich mehr als nachlässig. Der Blutsauger schien ihn ebenso erkannt zu haben, denn er sprang auf, sauste unterhalb der Decke über ihn hinweg und landete ein paar Meter hinter ihm. Einen so wendigen Vampir hatte Killian noch niegesehen, doch jeder dieser Untoten besaß eine andere Gabe.
    „Bleib stehen“, rief er und knurrte, doch der Vampir verschwand im Vorraum und Killian stürmte ihm nach. Er bekam ihn an den Beinen zu fassen, als er versuchte, aus dem Fenster zu klettern.
    „Hiergeblieben!“
    Killian wünschte, er hätte seine Instrumente mitgenommen, aber wenn er zur Arbeit ging, brauchte er diese normalerweise nicht. Armbrüste und Pflöcke passten nicht in die moderne Welt, man würde nur unnötige Fragen stellen.
    Der Stiefel des Vampirs sauste auf ihn zu, traf ihn auf der Nase und Killian taumelte zurück, sah Sterne vor seinen Augen tanzen, hielt sich das schmerzende Nasenbein. Blut quoll aus seiner Nase, er spürte die warme Feuchtigkeit an seinen Lippen. Wütend biss er die Zähne zusammen, versuchte, den Schmerz zu ignorieren und sprang hoch, um sich an dem Fensterrahmen hochzuziehen. Der Vampir war inzwischen in der Dunkelheit verschwunden, aber er würde ihm folgen. Sein Geruch war ihm noch in der Nase, er hatte ihn sich eingeprägt. Killian versuchte, sich durch das schmale Fenster zu quetschen, doch er musste feststellen, dass seine Schultern zu breit waren. Verärgert ließ er

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