Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition)
hielt meine Hand, sprach zu mir, war für mich da und bald befand ich mich auf dem Weg der Besserung, spürte, wie ich stärker und kräftiger wurde, wie es mit mir bergauf ging. Sein Biss verwandelte mich. Plötzlich konnte ich weitere Sprünge machen, konnte mehr tragen, mehr heben. Mit jedem Biss, sagte Vren, würde ich mehr zum Werwolf, das Tier in mir stärker werden. In der zweiten Vollmondnacht erhielt ich den zweiten Biss. Ich vertrug ihn besser als den ersten, war ich doch viel kräftiger geworden, konnte mich schneller regenerieren und nun, mit diesem Biss, erhielt ich einen Vorgeschmack auf die Unsterblichkeit. Vren sagte mir, ich würde nun viel älter werden als die meisten Wesen auf dieser Welt. Nur Weniges könne mir jetzt noch etwas anhaben.“
Sie machte eine Pause und Killian ahnte, worauf ihre Geschichte hinauslaufen würde.
„Vren hatte nicht die Gelegenheit, mir den dritten Biss zu geben. Derselbe Vampir, der hinter mir her gewesen war, lockte ihn in einen Hinterhalt und tötete ihn. Es war eine alte Fehde zwischen den beiden. Für mich hatte das fatale Folgen. Ich war plötzlich auf mich allein gestellt, zugleich war mein Körper in Aufruhr, wartete auf den letzten Biss, der es mir erlauben sollte, mich mit dem Tier in mir zu vereinen, mich zu verwandeln. Doch ich blieb in dieser Zwischenphase gefangen, in der ich weder Mensch noch Werwolf war. Und in dieser Phase bin ich noch heute.“
Killian schluckte schwer. Er hatte von solchen Fällen gehört. Sie waren selten. Und meistens endeten sie tödlich.
„Ich bin eine Chimäre.“
Es hieß, Zwischenwesen, Chimären, wie Keira es nannte, würden allmählich den Verstand verlieren, unter Wahnvorstellungen leiden, Wirklichkeit und Traum vermengen und schließlich würden sie ihre Existenz nicht mehr ertragen, weil das Menschliche immer gegen das Wölfische kämpfte, nicht miteinander verschmelzen konnte, wie es vorgesehen war. Zwischenwesen konnten aber auch gefährlich werden. Wenn sie in eine Art Tollwut verfielen und nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden konnten.
„Wie lange bist du schon ... ich meine ...“
„In diesem Zustand? Hundert Jahre.“ Sie lächelte gequält. „Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte. Es wird immer schlimmer.“ Ihre Hand glitt über ihre Stirn und ihr Gesicht sah verzerrt aus, als hätte sie Schmerzen. „Ich trage Vrens Stärke in mir. Nur ein Werwolf, der ebenso stark oder stärker ist als er, kann mir den letzten Biss geben. Seine Stärke wird auf mich übergehen. Ist er schwächer, wird es mich vernichten.“
Nun sah sie ihn wieder an und Hoffnung schimmerte in ihren Augen. Er verstand. Keira brauchte ihn. Oder sie würde ... nein, daran wollte er jetzt nicht denken. Sie missverstand seinen Gesichtsausdruck der Nachdenklichkeit und sprach hastig weiter.
„Ich kann verstehen, dass du in mir keine vollwertige Wölfin siehst. Das bin ich auch nicht. Ich weiß, wo mein Platz ist. Dennoch ersuche ich dich um Hilfe. Um ehrlich zu sein, bist du meine letzte Hoffnung.“
„Mach dir keine Sorgen, wenn ich helfen kann, dann werde ich es tun“, sagte er. „Aber der Vollmond ist gerade erst vorüber. Das bedeutet, dass du noch warten musst. Wirst du es so lange schaffen?“
„Glaub mir, auf ein paar Wochen mehr kommt es nicht mehr an.“ Sie klang nicht so überzeugt, wie ihre Worte hätten klingen sollen.
„Dann lass uns das gleich klären“, sagte er entschlossen.
Sie hob eine Augenbraue und blickte ihn fragend an.
„Der Zweikampf“, erinnerte er sie.
Ein dankbares Lächeln umspielte ihre Lippen. „Danke“, flüsterte sie.
„Nein, nicht dafür. Glaube mir, ich hasse es, einer Frau wehzutun.“
„Das wirst du müssen. Nur so kann ich feststellen, ob du der Richtige bist.“
Killian wollte der Richtige sein. Mehr als alles andere. Sie stellte die Beine schulterweit auseinander und nahm eine Kampfhaltung ein, streckte beide Arme nach vorn, ballte die Hände zu Fäusten. Seine Hemmungen wurden noch größer. Er wollte sie viel lieber in den Arm nehmen und küssen. Wie sich ihre Lippen anfühlten, wie sie schmeckten? Ob sie genauso herb waren wie ihr Geruch? Oder ob sie wie normale Frauenlippen waren, weich und süßlich? Er kratzte sich am Hinterkopf.
„Warte. Die Leute könnten wach werden.“
Das sah sie ein. „Dann suchen wir uns einen anderen Platz. Es muss doch etwas in der Nähe geben.“
Er überlegte und ihm fiel ein kleiner Park ein, ein Insidertipp.
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