Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition)
sich fallen und wandte sich zur Tür. Er musste raus, schnell! Aber draußen wartete die Polizei. Vertrackte Situation.
Da hörte er ein Schluchzen aus dem Toilettenraum und zögerte. Die Frau brauchte Hilfe. Aber wenn er ihr half, würde der Vampir entkommen. Andererseits würden ihn die Bullen sicherlich eh aufhalten. Und inzwischen war schon so viel wertvolle Zeit vergangen, dass der Blutsauger über alle Berge war. Seufzend griff er im Vorbeigehen nach ein paar Papiertüchern, um die Blutung seiner Nase unter Kontrolle zu bekommen, und ging zu dem Mädchen. Glücklicherweise hatten nicht nur Vampire außergewöhnliche Regenerationskräfte. Er spürte den Schmerz schon nicht mehr.
Die Kleine war völlig verstört. Behutsam hockte er sich vor das zitternde Mädchen. Viel Blut hatte ihr der Vampir nicht abgezapft. Das jedoch auf unorthodoxe Weise. Die Einstichstelle war gerötet und leicht geschwollen. Wahrscheinlich hatte er die Vene durchstochen.
„Darf ich mal sehen?“, fragte er. Sie nickte zitternd. Vorsichtig tastete er den Arm ab. Aber er war kein Mediziner, um eine Gefahr wirklich ausschließen zu können. „Sie sollten das kühlen“, empfahl er nichtsdestotrotz.
Sie nickte erneut.
Für gewöhnlich nutzten Vampire ihre Zähne, um an das Blut ihrer Opfer zu kommen. Diese Vorgehensweise war neu. Zumal er dadurch an viel weniger Blut kam als bei der bewährten Methode.
„Er sagte, er braucht mein Blut für ein Experiment.“
Die Kleine musste naiv sein, wenn sie sich auf so etwas einließ, auch noch unter diesen Bedingungen, in einer Clubtoilette, ohne medizinische Aufsicht. Aber Vampire hatten die Eigenschaft, ihre Opfer zu bezirzen, zu verführen, besonders Schwache sogar willenlos zu machen. Hier war gewiss einiges nicht mit rechten Dingen zugegangen.
„Was für ein Experiment?“, wollte er wissen, aber da sprang die Tür auf und einige Männer in Uniformen kamen hereingestürmt.
Sie packten ihn bei den Schultern und rissen ihn von der Kleinen weg, drückten ihn zu Boden. Killian war klar, dass die Polizisten ihn für den Täter hielten. Da er keine Lust auf eine Tracht Prügel hatte, setzte er sich nicht zur Wehr und wartete, bis sich die Sache aufklärte, was sogleich geschah, denn das Mädchen schritt ein und erklärte, dass er der Retter und nicht der Angreifer war. Die Männer entschuldigten sich, halfen ihm auf und er klopfte den Schmutz von seiner Kleidung. Menschen schossen oft über das Ziel hinaus, zogen falsche Schlüsse, handelten zu emotional, ohne ihrem Instinkt zu vertrauen. Die Polizisten verhielten sich auch in anderer Hinsicht so, wie er es erwartete. Überaus korrekt und nach den Regeln. Sie nahmen die Personalien des Mädchens auf und Killian versuchte, sie sich einzuprägen. Ann Suther war ihr Name. Auch seine Personalien musste er preisgeben. Fuck! Er hasste das wirklich.
Als Killian sich eine halbe Stunde später endlich hinter sein Lenkrad setzen konnte, war es bereits drei Uhr morgens. Was für eine Nacht. Er trat aufs Gas. Die Straßen waren um diese Uhrzeit glücklicherweise leer, sodass er bedenkenlos auf Höchstgeschwindigkeit gehen konnte. Das weckte seine Lebensgeister, ließ Adrenalin durch seine Adern rauschen. Eine anstrengende Nacht lag hinter ihm und er war froh, als er seinen Wagen endlich vor seinem Wohnblock parken konnte. Friedlich lag die Grünanlage vor ihm. Ein paar Vögel flatterten aufgeschreckt durch die Luft.
Als er ausstieg und die Wagentür abschloss, beschlich ihn erneut das Gefühl, beobachtet zu werden. Es war nur unterschwellig vorhanden und einem Menschen wäre es niemals aufgefallen, doch der Wolf in ihm spürte es instinktiv. Das konnte kein Zufall sein. Er blickte sich um, lief ein Stück über die Grünanlage und hielt inne, als er einen nur zu vertrauten Geruch wahrnahm, der weiblich und sinnlich, aber auch ein wenigherb war. Er kannte diese besondere Note und ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er sicher war, wem dieser Duft gehörte.
„Keira?“
Er vernahm das Knirschen eines Zweiges, auf den jemand trat und der durch das Gewicht von Schuhwerk entzweibrach. Dann stand sie vor ihm, als hätten die Schatten sie freigegeben. Ihre blauen Augen leuchteten in der Dunkelheit und er konnte das Lächeln sehen, das ihre Lippen zart umschmeichelte.
„Guten Abend.“
„Guten Morgen“, sagte er grinsend. „Wartest du schon lange hier?“
„Offenbar lange genug, dass mein Zeitgefühl beschädigt wurde“, gab sie zu und fuhr
Weitere Kostenlose Bücher