Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition)
anders meinen würde. Er hatte auch lange nach jemandem wie ihr gesucht. So unendlich lange. Und die meiste Zeit, ohne es überhaupt zu wissen.
„Wir müssen dich vorher trainieren“, sagte er nachdenklich. „Du bist stark, aber mein Biss hat es in sich.“ Wie oft hatte er Vampire in dieser übermächtigen Gestalt gejagt und ihre Knochen in seinen Kiefern zersplittert.
Keira wandte sich von ihm ab und ging die Straße hinunter. Sie hob eine Hand, ohne sich zu ihm umzudrehen.„Gut. Wir sehen uns bald wieder. Schlaf gut“, sagte sie, dann war sie im Dunkeln verschwunden.
Killian blieb eine Weile stehen, genoss ihren herbsüßlichen Geruch, der zurückgeblieben war und ihn umströmte, ehe er sich auf den Heimweg machte.
Joli Balbuk ging in der hochherrschaftlichen Villa in Berlin Dahlemdorf, wo sie mit ihrem Lebensgefährten, dem Werwolf Remierre de Sagrais lebte, ins Bett. Sie war seine Wolfsängerin, die durch einen magischen Kristall in ihrer Brust in Verbindung mit der Urmutter Lykandra stand, die ihr Botschaften, Warnungen oder Aufträge auf mentalem Wege sandte. Anfänglich hatte diese Fähigkeit sie buchstäblich umgehauen, weil sie zu jenen wenigen Wolfsängern gehörte, die ihre Gabe sehr spät entdeckten und nur schwer damit umgehen lernten. Für sie war es immer noch ein befremdliches Gefühl, wenn es in ihrer Brust glühte und sie Bilder vor ihrem inneren Auge sah. Der Schock des plötzlichen Auftretens jener Symptome ließ ihre Knie oft weich werden. Mit der Zeit und der Hilfe ihrer Freundin Theresa, die ebenfalls eine Wolfsängerin war, hatte sie das Ganze jedoch besser unter Kontrolle und seit neuestem herrschte sogar eine Phase der Ruhe, in der Lykandra ihr keine Botschaften sandte. Joli genoss diese Phase, erinnerte es sie an ihr früheres Leben, das sie langweilig gefunden hatte, inzwischen aber als erholsam empfand. Eigentlich gab es zurzeit nur einen Punkt, in dem sich ihr Leben von dem einer Normalsterblichen unterschied: animalisch leidenschaftliche Nächte.
In Momenten wie diesen, in denen sich Remierre über sie beugte und ihr den Pullover über den Kopf zog, taten ihr die Normalos leid, weil sie nie erfahren würden, wie sinnlich und wild ein Werwolf liebte. Ja, sie würden nicht einmal erfahren, dass es Werwölfe überhaupt gibt und erst recht nicht in den Genuss jener heißen Küsse kommen, die brennende Spuren auf ihrer Halsbeuge hinterließen.
Rem drückte sie sacht mit seinem Gewicht ins Bett, sodass sie jeden stahlharten Muskel seines Körpers an ihrem spürte. Werwolfmuskeln waren um ein Vielfaches härter und größer als die eines menschlichen Mannes. Aber Rem war nicht nur athletischer, mächtiger und kräftiger als ein Mensch, sondern auch deutlich haariger. Nun, da er sein Hemd abgelegt hatte, konnte sie seinen Pelz in all seiner Pracht bewundern. Ganz besonders auf seiner Brust schienen die Haare förmlich zu sprießen. Joli mochte den Anblick und liebte das Gefühl, mit den Fingern durch seinen Pelz zu gleiten. Manchmal rasierte er sich, vor allem im Sommer, wenn es sehr heiß war, aber in letzter Zeit hatte er darauf verzichtet und nun wirkte er noch animalischer und gefährlicher. Wie ein Raubtier auf Beutefang und mit einem schweren Schlucken wurde ihr klar, wer hier die Beute war.
„Meinst du, Correy hat sich über mein Geschenk gefreut?“, fragte sie, nahm die überdimensionale Brille, ihr Markenzeichen, ab, und legte sie auf das Nachttischchen neben dem Bett.
Ein kehliges Knurren drang aus Rems Kehle, während er ohne Unterlass ihren Körper mit seinen Lippen bestäubte, auf jeden Zentimeter ihrer Haut einen sinnlichen Kuss hauchte. „Ganz sicher“, murmelte er in einer Atempause und ließ seine Lippen weiter auf Wanderschaft gehen.
Correy hatte seinen Geburtstag gefeiert. Offiziell war er zweiunddreißig, sein inoffizielles Alter, und das war sein wahres, hatte er nicht preisgeben wollen. Fest stand, dass er älter als Rem war und der hatte mehr als zweihundert Jahre auf dem Buckel. Zudem sagte Correy, dass er das genaue Datum selbst nicht kenne, da es kein offizielles Dokument gab. Die Feier war klein, aber lustig gewesen und sie hatten bis in die frühen Morgenstunden getrunken, gelacht, sogar gesungen. Joli war überzeugt, dass Werwölfe wahre Operntenöre waren. Zumindest was ihr Stimmvolumen anbelangte. Nur was das Treffen der Töne betraf, da bestand noch Übungsbedarf.
Correy, das hatte man ihm angesehen, war es ziemlich unangenehm, derart im
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