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Lynettes Erwachen

Lynettes Erwachen

Titel: Lynettes Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Marcuse
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Chance hätte er sich bestimmt nicht entgehen lassen?
    „Wir sind da, Ma’am“, riss der Taxifahrer sie aus den Gedanken.
    Lynette bezahlte den Fahrer, der ihr beim Aussteigen einen unangenehm schmachtenden Blick zuwarf.
    „Einen schönen Abend, Ma’am.“
    Mit einem erbosten Blick sah Lynette dem Taxi hinterher. Der Stimme des Mannes war deutlich anzuhören gewesen, dass er dachte, sie würde hier ihrem Vergnügen nachgehen. Dabei hatte sie nicht die leiseste Ahnung, wie es in einem Club zuging. Dass Drake sie in eine solch kompromittierende Lage brachte, würde sie ihm nie verzeihen.
    Lynette stand vor einem Backsteinbau außerhalb der Stadt. Plötzlich wurde sie sich der einsamen Lage des Clubs bewusst und fröstelte. Nachdem das Taxi verschwunden war, sah sie keine Menschenseele mehr. In einiger Entfernung standen Laternen, und der Asphalt glitzerte im Lichtkegel der Lampen feucht. Weit hinter ihr jaulte eine Katze. Lynette zuckte zusammen. Sie fühlte sich in einen alten Hitchcockfilm versetzt.
    Kopfschüttelnd zwang sie sich ein Lächeln ab und ging auf die große, schwere Holztür zu. Als sie die Klinke berühren wollte, schwang die Tür lautlos auf, und dahinter stand Goliath.
    Der Mann war ein Riese – kurz geschnittene Haare, breitschultrig, in ein ärmelloses, schwarzes Top und Lederhose gekleidet. Er erfüllte alle Klischees eines Türstehers, wären da nicht diese Augen. Sanfte, braune Augen starrten sie an, und Lynette sah ein belustigtes Lächeln um die Lippen.
    „Willkommen im Avec Plaisir , Ma’am. Was kann ich für Sie tun?“
    „Mein Name ist Lynette Harllow. Mr. Drake erwartet mich.“
    Ein prüfender Blick wanderte über ihren Körper und steigerte Lynettes Unbehagen. Nur diese sanften Augen wirkten belustigt, als der Mann zum Telefon griff.
    „Elias, Ms. Harllow ist da.“ Über das Gesicht breitete sich ein Grinsen, als er nickte und das Gespräch beendete.
    Lynette hatte erwartet, die Treppe hinter ihm hinaufgeschickt zu werden. Doch der Mann öffnete mit ausladender Geste eine Flügeltür zu seiner Rechten.
    „Bitte, Ms. Harllow. Mr. Drake wartet in seinem Büro auf Sie.“ Er deutete einen schummrigen Gang entlang. „Gehen Sie den Flur bis zum Ende, die Treppe hinauf, und im zweiten Stock ist es die letzte Tür auf der Stirnseite.“
    Gegenüber der Flügeltür, die ihr der Wächter immer noch aufhielt, befand sich eine zweite, hinter der Lynette verhaltene Jazzmusik und Gelächter wahrnahm. Der Flur zu ihrer Linken war spärlich beleuchtet, mit dickem rotem Plüschteppich ausgelegt, und die Wände bestanden aus unbehandelten Ziegelsteinen. Schwer schluckend betrat sie den Gang. Sie hatte das Gefühl, in eine geheimnisvolle und bedrohliche Welt einzutauchen.
    Der Flur war etwa zwanzig Meter lang und von Wandleuchten erhellt. Die Treppe nach oben hatte ausgetretene Holzstufen, die bei jedem Schritt knarrten. In ihrem Nacken standen die Haare zu Berge. Jedes Geräusch ließ sie zusammenzucken. Ihr Herzschlag nahm bedrohliche Züge an.
    Nachdem Lynette die erste Treppe hinter sich hatte, sah sie sich einem weiteren Gang gegenüber, die Wände ebenfalls aus Backstein, der Boden roter Plüsch und an den Seiten Wandleuchten. Insgesamt zählte sie zwölf kunstvoll verzierte Holztüren zu ihrer Linken, als sie mit festen, etwas zu schnellen Schritten den Flur entlangging. Am Ende befand sich eine weitere Treppe. Wie Alice im Kaninchenbau kam sie sich vor. Ein ungutes Gefühl ließ sie am Fuß der Treppe zögern.
    Mach dich nicht lächerlich. Er war immer korrekt und geschäftsmäßig. Wollte er dir an die Wäsche, hätte er es längst versucht.
    Im zweiten Stock befand sich ein weiterer langer Gang, an dessen Ende sie Drakes Bürotür sah. Erleichtert stieß sie die angehaltene Luft aus. Ihre Schritte beschleunigten sich.
    Jetzt war neben jeder Tür ein Fenster, das zum Gang zeigte. Ungewöhnlich , dachte Lynette, als sie hinter einem der Fenster eine Bewegung zu sehen glaubte. Unwillkürlich blieb sie stehen. Sie hatte sich nahe der Wand zu ihrer Linken gehalten und trat jetzt einen Schritt näher an das Fenster.
    Was sie sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Kaum einen Herzschlag später verwandelte es sich in glühend heiße Lava. Ein leises Keuchen entwich ihrer Kehle, und Lynette presste sich die Hand auf die Lippen.
    In dem Raum befand sich ein rundes Bett. Auf eben diesem lag eine Frau – nackt und mit gespreizt gefesselten Gliedern. Diese wand sich auf dem schwarzen

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