Lynettes Erwachen
Tatsache, dass sie neugierig war, machte sie ebenso wütend. Konnte er sie nicht in Ruhe lassen?
„Ich habe keinerlei Interesse, Ihren Club kennenzulernen. Und jetzt lassen Sie mich bitte gehen.“
Das Funkeln ihrer Augen schien ihn zu belustigen. Er schmunzelte. Dieses freche, wissende Lächeln machte ihn noch attraktiver. Wenn sie nicht augenblicklich verschwand, würde sie sich ihm an den Hals werfen. Diese düstere Ausstrahlung, die Arroganz und Selbstgefälligkeit seiner Gesten betörten sie. Noch nie hatte sie auf einen Mann so reagiert. Er jagte ihr Angst ein, und doch fühlte sie sich auf eine subtile Weise zu ihm hingezogen.
„Wie Sie wünschen, Ms. Harllow.“
Er öffnete ihr eine Tür, die direkt in ein Treppenhaus führte. Drake folgte ihr die Stufen hinab, und als sie unten ankamen, stand der Bodyguard mit einem breiten Grinsen am Fuß der Treppe.
Lynettes Unmut vergrößerte sich, als sie begriff, dass er sie mit voller Absicht durch den langen Gang geschickt hatte. Um Höflichkeit bemüht, drehte sie sich zu Drake um.
„Lassen Sie sich für nächste Woche einen Termin geben, und bringen Sie die Unterlagen des neuen Objektes mit.“
Drake ergriff ihre Hand und lächelte. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend, Ms. Harllow.“
Wie versteinert stand Lynette da und starrte auf ihre Hand. Drake führte diese in einer eleganten Bewegung an seine Lippen und hauchte einen Kuss auf die Fingerknöchel. Pure Hitze durchströmte sie, als seine Zunge hervorschnellte und zwischen die Finger leckte. Der Augenblick war so schnell vorbei, dass sie fast glaubte, es sich eingebildet zu haben, wäre nicht das Glühen in ihrem Inneren zurückgeblieben. Mit einem verschlagenen Lächeln auf den Lippen ließ er die Hand los, wandte sich um und stieg die Treppe hinauf.
„Rufst du Ms. Harllow bitte ein Taxi, Ryan?“, sagte er, ohne sich umzublicken.
„Natürlich, Sir.“
Lynette starrte ihm nach, konnte den Blick nicht von dem Hintern und den straffen Schenkeln nehmen. Als er hinter der Biegung verschwand, sah sie immer noch die Treppe hinauf.
„Möchten Sie an der Bar einen Drink nehmen, Ms. Harllow? Das Taxi kommt in zehn Minuten.“
Verwirrt sah Lynette diesen Ryan an, bis sie begriff, was er von ihr wollte.
„Nein danke, ich warte draußen.“ Sie brauchte dringend frische Luft.
Er öffnete ihr die Tür und lächelte. „Auf Wiedersehen, Ms. Harllow.“
„Wohl kaum“, murmelte Lynette vor sich hin, als sie die zwei Stufen auf den Bürgersteig trat und sich hinter ihr die Tür schloss.
Kapitel 2
Zu Hause angekommen ging sie ins Badezimmer und ließ Wasser in die Wanne laufen.
In ihrem Schlafzimmer zog sie den Hosenanzug aus, hängte ihn akkurat auf einen Bügel und verstaute ihn neben den anderen dunkelblauen, grauen und schwarzen Anzügen im Kleiderschrank. Lynette griff nach ihrem Kimono und genoss den anschmiegsamen Stoff auf der Haut. Die Seide hatte sich noch nie so wunderbar angefühlt. Genüsslich seufzte sie und streichelte über ihren verhüllten Arm. Als sie bemerkte, dass sie in Gedanken bei Elias Drake war, schüttelte sie wütend den Kopf. Elender Mistkerl!
In der Küche goss sie sich ein Glas Wasser ein und ging zurück ins Bad. Sie entzündete ein paar Duftkerzen, schaltete das Licht aus und entledigte sich ihrer Sachen.
Angewidert bemerkte sie die Feuchtigkeit in ihrem Höschen. Genervt ließ sie sich in das warme Wasser gleiten. Ein genüssliches Schnurren vibrierte ihr in der Kehle. Endlich Wochenende!
Die letzten Tage waren anstrengend gewesen. Dabei waren die Fälle, an denen sie momentan arbeitete, nicht sehr spektakulär: zwei Wirtschaftsdelikte und die Verträge für Drake.
Elias Drake! Was hatte dieser Mann nur an sich?
Zugegeben, er war sehr attraktiv. Das waren viele, und die machten nicht solch einen Eindruck auf sie. Schon bei der ersten Begegnung hatte sie sich in Drakes Nähe unwohl gefühlt. Vor knapp vier Wochen hatte Ramsey sie in das Meeting bestellt. Es war sehr ungewöhnlich für John Ramsey, sie zu einer Besprechung mit einem neuen Klienten einzuladen. Allerdings war im Laufe des Gesprächs schnell klar geworden, dass Ramsey seinem eigenen Sohn nicht zutraute, diesem Klienten gerecht zu werden. Bereits nach ein paar Sätzen hatte Elias Drake seine Aufmerksamkeit ihr gewidmet und Andrew außen vor gelassen. Natürlich schmeichelte ihr dieses Verhalten, doch das Ganze hatte zur Folge, dass der Umgang mit Andrew schwieriger wurde. Andrew Ramsey
Weitere Kostenlose Bücher