Lynne Graham
bewusst. Es war ein berauschendes Gefühl, so berauschend wie das Verlangen, das tief in ihr zu pulsieren begann. „Einverstanden“, murmelte sie.
Er nahm sich Zeit, murmelte beruhigend in Griechisch auf sie ein, war zärtlich und entschlossen zugleich. Nach dem ersten Schmerz wurde Ophelia von einem wunderbaren Gefühl erfüllt. Welle um Welle rollte heran, bis sie schließlich eine mächtige Sturmflut mitriss, die sie matt und benommen in Lysanders Armen zurückließ.
Eine Jungfrau. Lysander drückte einen zärtlichen Kuss auf Ophelias Stirn. Er empfand eine seltene Seligkeit. Eine so sinnliche Erfahrung hatte er noch nicht gemacht. Er wusste, Unberührtheit sollte eigentlich keinen Unterschied bedeuten, aber irgendwie tat es das doch. Welche anderen Fehler Ophelia auch haben mochte, zumindest stieg sie nicht von einem Bett ins andere. Plötzlich erschien ihm die Ehe gar nicht mehr so sehr wie eine Falle, sondern eher als ein außergewöhnlicher Genuss. Es war lange her, dass sein Sexleben ihm die Befriedigung gebracht hatte, die er einst als selbstverständlich angesehen hatte. Die Gesichter der Frauen waren zu einer unkenntlichen Masse verschwommen, die eine mühelos gegen die andere austauschbar, weil alle ähnlich in Aussehen und Benehmen waren. Seine Braut war zumindest ein Unikat. Er lachte leise auf. Wie leicht es doch war, etwas Negatives in etwas Positives zu verwandeln. Man brauchte dazu nur einen aktiven und kreativen Geist.
Das heisere männliche Lachen katapultierte Ophelia abrupt in die Gegenwart zurück, vor allem, da Lysander sie im gleichen Moment schwungvoll auf sich zog. Großer Gott, was hatte sie nur getan?! Entsetzen und Schuldgefühl schwappten über ihr zusammen. Ein One-Night-Stand, damit hatte sie ihr Verhalten gerechtfertigt, doch diese irrwitzige Begründung ließ sie sich jetzt nur noch schlimmer fühlen. Aus Abscheu vor sich selbst krümmte sie sich innerlich. Sie hatte sich dem Feind ergeben, jetzt würde er sie nie wieder ernst nehmen. Am liebsten hätte sie laut geschrien.
„Ich brauche eine Dusche“, murmelte er mit tiefer Stimme, „und dann …“ Seine Hände fassten ihr Hinterteil.
Ophelia rollte sich hastig auf die Bettseite. „Und dann gar nichts!“, presste sie hervor. „Das war eine Einmal-Erfahrung. Ein Fehler. Und erwarte jetzt bitte keine Erklärung von mir.“
Mit geradezu nüchternem Interesse und erheblicher Erheiterung betrachtete er sie. Niemals wäre er so dumm, von einer Frau eine Erklärung zu erwarten, von Ophelia schon gar nicht. Er hatte ihre Achillessehne gefunden – ihre sexuelle Unerfahrenheit. Und da er war, wer er war, würde er nicht eher ruhen, bis er bekam, wonach er sich sehnte.
Unter halb gesenkten Wimpern hervor murmelte er provozierend. „Du bist ja so heiß …“
„Halt einfach den Mund. Ich will nie, nie wieder ein Wort darüber hören!“ Rot bis in die Haarspitzen stand sie auf und hastete kopflos durchs Zimmer, auf der Suche nach etwas, womit sie ihre Blöße bedecken könnte.
„Wo willst du hin?“
„Zurück in mein eigenes Zimmer!“
„Unzulässig.“
Sie hatte sein Jackett gefunden und presste es sich vor die Brust. „Die Absprachen gelten nicht mehr. Ich muss bei dieser Ehe nicht mitmachen, wenn ich nicht will. Es tut mir leid, aber du wirst einsehen müssen, dass alle Vereinbarungen zwischen uns hinfällig geworden sind.“
Lässig stützte er sich auf einen Ellbogen, sein Körper ein Abbild männlicher Perfektion, und beobachtete sie. Sein Blick jagte ihr einen kleinen Schauer über den Rücken. „Wir haben einen Deal“, erinnerte er sie trügerisch mild.
Sie hielt das Jackett mit beiden Armen fest vor den Oberkörper und wünschte, sie hätte etwas Passenderes aufgehoben. „Mag sein, aber …“
„Kein Aber“, unterbrach er sie sofort. „Keine Diskussionen, keine Kompromisse. Vor der Hochzeit hast du zugestimmt, dass aus der Ehe eine echte Ehe wird, sollte sie bekannt werden. Jetzt ist es zu spät, um deine Meinung zu ändern.“
Die kalte Entschlossenheit in seinen Augen ließ Ophelia einen Schritt zurückweichen, doch dieses Mal würde sie nicht klein beigeben. „Es tut mir leid für dich, dass die Dinge nicht so laufen, wie du dir das vorstellst, aber daran lässt sich nichts ändern. Niemand kann mich zwingen, weiter bei etwas mitzumachen, das ich nicht will.“
„Wir haben einen Deal“, wiederholte er kalt. „Wenn du unsere Abmachung brichst, werde ich dich ruinieren. Du hast versprochen,
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