Lynne Graham
kommen können, sie sei ein geldgieriges Frauenzimmer, nur daran interessiert, ihn auszunehmen. Als er ihr Schmuck geschenkt hatte, da hatte sie das Stück bewundert, es einmal getragen, um ihn nicht zu beleidigen, und es dann weggelegt und vergessen. Er war noch nie mit einer Frau wie ihr zusammen gewesen. Sie widersprach allen seinen Erfahrungen. Sie sagte offen und ehrlich ihre Meinung, an ihr war nichts Gekünsteltes. Dennoch hatte er das ungute Gefühl, dass sie trotz ihrer Offenheit einen großen Teil von sich vor ihm geheim hielt.
Mitten in der Nacht wachte Ophelia mit Unterleibskrämpfen auf. Sie war also nicht schwanger. Seltsam, dass sie deshalb eine solche Enttäuschung verspüren sollte. Lysander hatte keine Zweifel daran gelassen, was er über ein Baby dachte. Jetzt fragte sie sich, ob sie in einer kinderlosen Ehe glücklich sein könnte. Im gleichen Moment kam der Kommentar einer kleinen spöttischen Stimme in ihrem Hinterkopf: Die Ehe würde wohl nicht lange genug dauern, um das herauszufinden.
Auf Zehenspitzen schlich sie ins Bad. Erste Spuren des Morgenlichts strömten ins Zimmer, als sie wieder zum Bett zurückkehrte. Sie liebte es, Lysander zu betrachten, wenn er schlief. Er lag auf dem Bett ausgebreitet, sein muskulöser Körper nur von einem Laken hüftabwärts bedeckt, die Gesichtszüge entspannt, die dichten Wimpern ruhten auf den Wangen, auf denen sich der Bartschatten der Nacht zeigte. Sie musste sich zusammennehmen, um nicht die Hände nach ihm auszustrecken und über seine warme feste Haut zu streicheln. Nur wenn er schlief, erlaubte sie sich eine so genaue Betrachtung.
Am Nachmittag in der Taverne, als sie nicht die Kraft gefunden hatte, ihn zurückzuweisen, da war ihr klar geworden, dass sie ihn liebte. Doch niemals würde sie zulassen, dass ihre Gefühle so außer Kontrolle gerieten wie bei ihrer Mutter. Cathy Stewart hatte Aristide Metaxis ihr Herz geschenkt und dann ihr Leben lang darunter gelitten. Ophelia würde diesen Weg nicht einschlagen, sie würde realistisch bleiben. Wenn sie zu viel von Lysander erwartete, bereitete sie sich nur auf eine schmerzhafte Enttäuschung in der Zukunft vor.
Und wie weit genau lag diese Zukunft entfernt? Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Die Atmosphäre zwischen ihnen leicht und unbeschwert zu halten, würde sie sicherlich weiterbringen. Sie hatte ihn ja praktisch fast foltern müssen, nur um herauszufinden, dass er ein Adoptivkind war. Zumindest verstand sie jetzt den Grund für seine Distanziertheit – er vertraute niemandem, nur sich selbst.
Und doch waren die letzten beiden Wochen die glücklichsten ihres Lebens gewesen, angefüllt mit ganz speziellen Momenten. Einer von ihnen war der gewesen, als er sich für die Verdächtigungen gegen sie und Pamela entschuldigte, wer die Presse über die Hochzeit informiert hatte. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass einer seiner engsten Londoner Mitarbeiter dafür verantwortlich war. Das, zusammengenommen mit der ungenauen Recherche hinsichtlich des Gartenstücks, hatte Lysanders Geduldsfaden reißen lassen. Er hatte das gesamte Team gefeuert.
Sein Verhalten Ophelia gegenüber hatte sich um hundertachtzig Grad gedreht. Es erstaunte sie immer wieder, wie aufmerksam und rücksichtsvoll er ihr gegenüber war. Er war viel zu clever und gewandt, um bei ihr den Eindruck zu erwecken, er wolle sie nur als seine Bettgespielin. Er hatte sich von seinen Telefonaten und dem Computer entwöhnt und schaute sich die Wirtschaftnachrichten nicht an, solange sie wach war. Wenn sie schlief, arbeitete er, doch das machte ihr nichts, im Gegenteil. Sie war beeindruckt, dass er sie wirklich über seine Arbeit stellte und sich wie ein richtiger Ehemann benahm. Sie hatte wesentlich weniger Aufmerksamkeit von ihm erwartet.
Jeden Tag gingen sie segeln. Lysander brachte ihr das Tauchen und Wasserski bei, und sie war überrascht, wie viel Spaß ihr diese Sportarten machten. Ihre Begeisterung schien wiederum ihm zu gefallen. Er war eher an Frauen gewöhnt, die mehr dekorativ denn aktiv waren. Jede Minute in Lysanders Gesellschaft war aufregend.
Doch auch wenn er es bestritten hatte, so war sie überzeugt davon, dass sein Interesse an ihr zeitlich begrenzt bleiben würde. Er würde sicherlich nicht den Rest seines Lebens mit ihr verbringen. Und sie akzeptierte das. Natürlich akzeptierte sie es! Eine normale Ehe? An diesem Mann war nichts normal. Er lebte ein Leben von Extremen – extrem reich, extrem mächtig,
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