Lynne Graham
hielt das ihren Puls nicht davon ab, schneller zu schlagen, sobald sie ihn auf sich zukommen sah.
Betont langsam ging er auf Ophelia zu. Schon von Weitem erkannte er die Nervosität auf ihrem Gesicht. Ein unguter Schauer kroch über seinen Rücken. Er wusste nicht, was für ein Gefühl das war, wusste nur, dass es in seiner Verantwortung lag, auf Ophelia aufzupassen. Bisher schien er diese Aufgabe nicht sonderlich gut zu meistern.
Er hob abwehrend die Hände, eine Geste, die völlig neu für ihn war. „Ich hatte mich an den Gedanken gewöhnt, dass du schwanger sein könntest. Die Vorstellung gefiel mir.“
Ophelia verschränkte die Arme vor der Brust. Wieder einmal hatte sie mit seinen schnellen Wechseln nicht mithalten können und war überrumpelt worden. Noch wütender allerdings machte es sie, dass sie etwas gesagt hatte, von dem sie meinte, dass er es würde hören wollen, anstatt das, was sie wirklich fühlte. „Wie und wann ist das passiert?“
Er zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht. Es ist einfach passiert.“
„Aber das musst du doch wissen. Ich meine, du warst absolut dagegen!“
Lysander starrte aufs Meer hinaus und zuckte erneut mit den Schultern.
„Weißt du, dir muss man immer die Würmer aus der Nase ziehen!“, stieß sie frustriert aus.
„Vielleicht, als …“ Er brach abrupt ab, seine Züge wirkten hart im hellen Sonnenlicht. „Möglichweise habe ich mir Sorgen gemacht, dass ich vielleicht nach meinem leiblichen Vater kommen könnte und für die Rolle des Elternteils völlig ungeeignet bin.“
„Oh.“ Ophelia war wie vom Donner gerührt über dieses Eingeständnis. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
„Aber darüber denke ich erst nach, seit ich dich geheiratet habe. Inzwischen habe ich alles gründlich überlegt und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich in der Lage bin, mich der Herausforderung zu stellen.“ Er stieß die Luft durch die Zähne aus. „Wobei ich natürlich nicht weiß, wie du darüber denkst.“
Ophelia studierte angestrengt ihre Zehen. Sie war zu benommen, um etwas zu erwidern. „Ich …“
„Ich hätte gern ein Kind mit dir.“
Ophelia blinzelte, blinzelte noch einmal, erst dann hob sie den Kopf und schaute ihn an. Mit seinen Worten hatte er ihr die Sprache geraubt. Er wollte eine Familie mit ihr gründen, obwohl er berüchtigt war für seine Abneigung gegen feste Bindungen. Ein Kind war die ultimative Verbindung zwischen Mann und Frau.
Zum ersten Mal glaubte sie wirklich daran, dass diese Ehe eine echte werden könnte und dass ihr Ehemann etwas Besonderes in ihr sah. „Ich auch“, krächzte sie kleinlaut.
Er runzelte die Stirn. „Aber du warst doch so froh, dass du nicht schwanger bist …“ „Ich hab nur so getan, weil ich dachte, du würdest kein Baby wollen …“ Nachdenklich kniff er die Augen zusammen. „Ich sollte wohl nicht alles glauben, was du von dir gibst, hara mou .“ „Das Gleiche gilt für dich“, erwiderte sie prompt. „Du hast schließlich auch deine Meinung geändert.“
Lysander zog sie in seine Arme, und sie schmiegte sich glücklich an ihn. „Nächsten Monat arrangiere ich eine Party in London, um dich allen meinen Freunden und Bekannten vorzustellen.“
Ihre Augen schimmerten hell wie Sterne. „Dann kann ich also zurück nach Madrigal Court und in meinen Garten?“
„Fehlt er dir?“
Sie nickte schuldbewusst. „Es ist so schön hier, und das Wetter ist wunderbar, und ich bin auch wirklich glücklich hier, aber …“
„Du hast Heimweh.“ Man musste kein Gedankenleser sein, um das zu wissen. Schließlich hatte er die Telefonate mit dem Gärtner, der sich für die Dauer ihrer Abwesenheit um ihren Garten kümmerte, mitverfolgen können, die zudem immer häufiger und immer länger geworden waren. Ophelia schien eine persönliche Beziehung zu jeder einzelnen Pflanze aufgebaut zu haben! Er hatte sie von Madrigal Court entführt, aber ihr Herz war dort geblieben.
„Nun, ein wenig schon“, lautete ihre ehrliche Antwort.
10. KAPITEL
Mindestens zum zehnten Mal überprüfte Ophelia ihr Aussehen im Spiegel. Das dunkelgrüne Kostüm, die hochhackigen Pumps und der dezente Goldschmuck waren das ultimative Modezugeständnis einer Frau, die sich in Jeans am wohlsten fühlte. Aber sie wollte ja auch Eindruck machen.
Virginia Metaxis eilte nämlich der Ruf voraus, eine äußerst elegante Frau zu sein, und vor dem ersten Treffen mit ihrer Schwiegermutter war Ophelia unglaublich nervös. Gleichzeitig war sie aber
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