Lynne Graham
reagierst häufig eher wie ein impulsiver Teenager denn wie die intelligente erwachsene Frau, die du eigentlich bist.“
Tränen schossen ihr in die Augen, sie senkte den Blick und schaute auf ihre verschränkten Hände. „Ihre Kleider lagen überall im Schlafzimmer verstreut. Sie kam aus dem Bad und hatte nur ein Handtuch um sich gewickelt …“
„Nicht“, hielt er sie auf. „Was das betrifft, so kann ich dir versichern, dass ich mit keiner anderen zusammen war, seit du in mein Leben zurückgekommen bist.“
Das Aufschluchzen ließ sich nicht zurückhalten. „Aber der Vertragbesagt doch …“
„Das war nur ein Einschüchterungsversuch, um dir Respekt einzuflößen“, gab er zu und drückte ihre Finger liebevoll. „Ich möchte jetzt gern nach Hause. Ich weiß, es ist schon spät, aber der Hubschrauber wartet am Flughafen auf uns. Ich würde wirklich gern zur Insel zurückkehren.“
„Einverstanden.“ Sie klang kleinlaut und atemlos. Die beklemmende Anspannung und die Furcht vor einer unbekannten, unerträglichen Zukunft fielen Stückchen für Stückchen von ihr ab. Es gab keine andere Frau, Aristandros war mit niemandem außer ihr zusammen gewesen. Sie hatte alles völlig falsch interpretiert, hatte ihn für schuldig befunden, obwohl er unschuldig war. Ihre Welt war wieder voller Möglichkeiten. Fast hatte sie Angst, daran zu glauben.
„Du bist komplett durcheinander“, bemerkte er, reichte ihr die Handtasche und führte Ella aus dem Raum. „Ich sollte dich zusammenstutzen, weil du nur das Schlimmste über mich gedacht und mir heute Abend solche Sorgen bereitet hast. Oper kann ich so oder so nur mäßig verkraften, aber heute Abend war es die reine Hölle für mich.“
„Es tut mir leid.“ Wie gern hätte sie sich im Aufzug an ihn gelehnt, doch so schwach und anschmiegsam feminin wollte sie nicht sein.
„Du wirst mir nie vertrauen, oder? Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass ich für die Sünden deines Stiefvaters büßen muss?“
Mit gesenktem Kopf stieg Ella in die Limousine, die draußen vor der Tür wartete. Schon wieder hatte sie einen Fehler gemacht. Sie konnte die Tränen nicht mehr länger zurückhalten und schluchzte.
Aristandros nahm sie in die Arme und presste sie so fest an sich, dass ihr fast die Luft wegblieb. „Sei nicht albern. Du hast keinen Grund zu weinen.“
„Es mag albern sein, und ich weiß, dass ich alles missverstanden habe, aber ich war wirklich überzeugt, dass du mit ihr geschlafen hast. Und ich habe mich am Boden zerstört gefühlt“, flüsterte sie bebend. „Ich wusste nicht, was ich tun sollte, denn ich kann Callie nicht verlassen … Ich kann es einfach nicht!“
Er schob sie sanft von sich und hielt sie bei den Schultern. „Darüber brauchst du dir nie wieder Gedanken zu machen. Auch mir ist Callie zu wichtig, um sie dazu zu benutzen, dich zu kontrollieren. Du hattest völlig recht, ich hätte sie nie in unsere Vereinbarung mit hineinziehen dürfen. Das ist unentschuldbar.“ Seine Miene hatte sich grimmig verdüstert, während er sprach. „Was immer zwischen uns auch passiert, ich werde das Sorgerecht für Callie mit dir teilen. Du liebst sie, und sie liebt dich. Ich kann doch sehen, wie sie unter deiner Obhut aufblüht. Ich werde nie versuchen, dich von ihr fernzuhalten. Euch beiden ist meine finanzielle Unterstützung auf immer garantiert.“
Sein großzügiges Ver sprechen und die Überzeugung, mit der er die Worte vorbrachte, überraschten Ella. „Warum sagst du das jetzt? Wie so hast du deine Meinung geändert, nachdem du mir erst diesen schändlichen Vertragaufgezwungen hast?“
„Weil ich erkannt habe, dass es von A bis Z falsch war. Es war falsch, Callie als Köder zu benutzen, um dich zur Unterschrift zu zwingen. Drakon hatte recht, mit allem, was er gesagt hat, und dabei ahnte er nicht einmal die Hälfte von dem, was ich dir angetan habe. Das Schlimmste ist, dass ich von Anfang an wusste, dass mein Ver halten unhaltbar ist. Und doch habe ich es getan“, erwiderte er tonlos und schüttelte den Kopf.
„Aber warum? Ging es dir wirklich nur um Rache?“ Sie wollte unbedingt verstehen, was ihn dazu getrieben hatte.
Er antwortete mit Schweigen, das sich bedrückend in die Länge zog. Ella konnte die Anspannung fühlen, die von Aristandros ausging. Die Limousine bog bereits auf das Flughafengelände ein.
„Ari …?“, hakte sie leise nach. „Ich muss es wissen.“
„Ich redete mir ein, dass es Rache sei. Aber das stimmt
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