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Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse

Titel: Lyonesse 1 - Herrscher von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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tun. So mache dich nun bereit! Ich hole dich hierher, nach Faroli.«
    Da schrie Carfilhiot mit herzzerreißender Stimme: »Meine wunderbare Burg! Niemals werde ich sie verlassen! Du mußt sie fortjagen!«
    Tamurello stieß einen traurigen Seufzer aus. »Ergreife die Flucht oder ergib dich. Was willst du lieber?«
    »Weder das eine noch das andere! Ich vertraue auf dich! Im Namen unserer Liebe, steh mir bei!«
    Tamurellos Stimme verfiel in einen nüchternen Ton. »Rette, was noch zu retten ist, und ergib dich sofort. Je starrsinniger du dich widersetzt, desto härter wird dein Los sein.«
    Sein Gesicht entschwand in die graue Membrane. Die Membrane selbst löste sich mit einem schnappenden Geräusch aus dem Rahmen und löste sich in Nichts auf. Was blieb, war nur der Rahmen mit seiner Rückwand aus Buchenholz. Carfilhiot brüllte eine Verwünschung und schleuderte den Rahmen auf den Boden.
    Er stieg hinunter in das nächsttiefere Geschoß und schritt aufgeregt auf und ab, die Arme hinter dem Rükken verschränkt. Er hielt inne und rief seinen Kammerdiener. »Die beiden Kinder, bring sie sofort her!«
    Auf dem Gipfelplateau des Tac Tor sprang der Hauptmann der Pioniere plötzlich vor die Katapulte. »Feuer einstellen!«
    Aillas kam nach vorn. »Was gibt es?«
    »Schaut doch!« Der Hauptmann deutete mit ausgestrecktem Arm hinüber zur Burg. »Sie haben jemanden auf das Dach – oder das, was davon übriggeblieben ist – gebracht!«
    Shimrod trat vor. »Es sind zwei: Glyneth und Dhrun!«
    Aillas blickte über die Schlucht und sah zum erstenmale seinen Sohn. Shimrod, der neben ihm stand, sagte: »Er ist ein hübscher Junge, und stark und tapfer dazu. Du wirst stolz auf ihn sein.«
    »Aber wie sollen wir eine Befreiung zuwege bringen? Sie sind in Carfilhiots Gewalt. Er hat unsere Katapulte zum Schweigen verurteilt. Einmal mehr ist Tintzin Fyral unverwundbar.«
     
    Glyneth und Dhrun, schmutzig, verwirrt, unglücklich und angsterfüllt, wurden aus dem Raum, in den man sie gesperrt hatte, geholt und die Wendeltreppe hinaufgeführt. Beim Hinaufsteigen wurden sie einer periodisch wiederkehrenden Erschütterung gewahr, die die steinernen Wände des Turmes erzittern ließ. Glyneth blieb stehen, um zu verschnaufen. Der Kammerdiener wedelte ungeduldig mit dem Arm. »Weiter, rasch! Sir Faude wartet!«
    »Was geht hier vor!« fragte Glyneth.
    »Die Burg liegt unter Beschuß, mehr weiß ich auch nicht. Beeilt euch! Wir haben keine Zeit zu verschwenden!«
    Die zwei wurden in einen Salon geschoben. Carfilhiot hielt in seinem Auf- und Abschreiten inne und musterte sie abschätzend. Seine unbekümmerte Eleganz war von ihm gewichen; er wirkte aufgewühlt und zerzaust. »Kommt mit! Endlich werdet ihr mir von Nutzen sein.«
    Glyneth und Dhrun schauderten erschrocken vor ihm zurück. Er scheuchte sie die Treppe hinauf zum Obergeschoß des Turms. Ein Felsbrocken kam durch das zerstörte Dach gesaust und schlug donnernd gegen die gegenüberliegende Wand. »Hurtig jetzt! Hinauf mit euch!« Carfilhiot stieß sie die bedenklich wankende, an vielen Stellen beschädigte Treppe hinauf und hinaus auf das Dach, wo sie in angstvoll geduckter Stellung verharrten, in Erwartung des nächsten Projektils.
    Dhrun stieß einen Schrei aus. »Sieh doch! Dort droben auf dem Berg!«
    »Das ist Shimrod!« jubelte Glyneth. »Er ist gekommen, uns zu retten!« Sie winkte mit den Armen. »Wir sind hier! Kommt und holt uns!« Das Dach ächzte unter ihren Füßen, als ein Balken nachgab und die Treppe absackte. »Schnell!« schrie Glyneth. »Das Dach bricht unter uns zusammen!«
    »Hierher!« rief Dhrun. Er nahm Glyneth bei der Hand und führte sie dicht an die zerborstene Brustwehr. In gebannter Hoffnung starrten die zwei über die Kluft.
    Shimrod kam an den Rand der Klippe. Er hielt einen Bogen in einer Hand und einen Pfeil in der anderen. Er reichte beides einem Bogenschützen.
    Glyneth und Dhrun beobachteten ihn verwundert. »Er versucht, uns ein Zeichen zu geben«, sagte Glyneth. »Was will er uns wohl mitteilen?«
    »Der Bogenschütze schießt gleich den Pfeil zu uns herüber. Shimrod will uns signalisieren, daß wir achthaben sollen.«
    »Aber warum schießt er einen Pfeil herüber?«
    Der Faden auf Murgens Spule, so fein und dünn er war, besaß doch eine solche Festigkeit, daß eines Menschen Hand ihn nicht zerreißen konnte. Shimrod entrollte ihn und legte ihn behutsam auf der Erde aus, in weit geschwungenen Buchten, auf daß er sich nicht verheddere. Dann

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